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Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Es war, als suche sie Schutz bei ihm …
    »Ich glaube an nichts mehr«, sagte sie und umklammerte ihn. »Alle sind gegen uns. Wer einmal im Irrenhaus gesessen hat, ist für immer gezeichnet. Die Welt stößt ihn weg … Nie wird man uns glauben. Nie! Ich werde immer eine Irre bleiben …«
    »Gisela!« rief Budde entsetzt. »Du wirst doch nicht kapitulieren …«
    Ewald Peltzner rannte vor seiner Familie hin und her. Die Halle war fast zu klein für ihn. Seine stämmigen Beine stampften über den dunkelroten Täbristeppich, als wollten sie die Muster einzeln herausstanzen.
    »Was nun? Was nun?« bellte er mit vor Erregung heiserer Stimme. »Das ist alles, was ihr mich fragen könnt? Sogar mein Rechtsanwalt und Schwiegersohn steht herum, säuft Whisky und macht ein intelligent-schweigsames Gesicht. Gisela ist in Tunis! Das wissen wir endlich. Es muß doch an sie heranzukommen sein! Tunis liegt doch nicht auf dem Mond!«
    »Aber Tunis liefert nicht aus!« sagte Dr. Hartung.
    »Dann muß man die tunesische Polizei dazu bewegen, es doch zu tun! Ist das meine Aufgabe? Wozu sind Sie Jurist, he? Genügt es nicht, daß Gisela gemeingefährlich ist? Muß man ihr erst einen Mord anhängen?!«
    »Das wird kaum gehen!« bemerkte Dr. Hartung und schlürfte seinen Whisky.
    »Für ein Millionenvermögen geht alles, merken Sie sich das!« Ewald Peltzner blieb mitten in der großen Halle stehen. Er sah seine Verwandtschaft an, so wie man ein Rübenfeld mustert, in dem der Maulwurf gewühlt hatte. »Muß ich allein für euch alle denken?« sagte er nach einer Weile herausfordernd.
    »Vielleicht ist unser Gehirn zu normal dazu«, sagte Heinrich Fellgrub. Ewald Peltzner senkte den Kopf wie ein angreifender Stier.
    »Deine dumme Bemerkung kostet etwas, mein Junge! Wenn ich uns hier herausreiße, wenn ich unser Vermögen noch einmal rette, dann backt ihr alle kleine Brötchen. Ganz kleine Kügelchen, das sage ich euch! Dann diktiere ich allein!«
    »Wir haben's gehört, Onkel Napoleon!« Heinrich Fellgrub schob die Hand Annas weg, die sich auf seine Knie legte. »Laß das, Mutter!« sagte er grob. »Ich bin kein Säugling mehr!« Er wandte sich Peltzner wieder zu. »Nun, was ist Onkel? Was knobelst du zur Rettung der Familie aus? Daß wir alle verrückt sind?«
    »Idiot!« Ewald Peltzner wiegte sich auf den Zehenspitzen. Sein Gedanke schien alle Angst und alle Wut aus ihm weggesaugt zu haben. Er sagte das ›Idiot‹ auch fast wie eine nüchterne Feststellung und nicht wie eine Beleidigung. »Das Problem ist ganz einfach. Tunis wird Gisela ausliefern!«
    »Nie!« sagte Dr. Hartung.
    »Doch! Sofort! Ich werde Gisela einen Mordversuch nachweisen!«
    »Was willst du?« fragte Anna Fellgrub erstarrt.
    Dr. Hartung ließ sein Whiskyglas sinken und stellte es klirrend auf den Kamintisch. Er gestand sich ein, die Gemeinheit Peltzners unterschätzt zu haben.
    »Das ist doch nicht Ihr Ernst?« fragte er stockend.
    »Das ist doch ein Witz, Papa!« sagte Monique und nippte an einem Kirsch mit Rum.
    »Ein Witz, der Millionen kostet? Sehe ich so aus? Nein! Ich werde es beweisen!« Ewald Peltzner strich sich fast wohlig über den dicken, runden Kopf. »In wenigen Minuten kann ich euch allen die Stelle zeigen, wo die Kugel aus Giselas Revolver eingeschlagen ist. In meinem Schlafzimmer … sieben Zentimeter neben meinem Kopf in die Rückwand des Bettes. Sie drang nachts zu mir in mein Zimmer ein und hat ohne ein Wort abgedrückt. Nur der Zufall, daß ich mich schnarchend bewegte, bewahrte mich vor dem Tode!« Peltzner lächelte breit. »Nun, was haltet ihr davon?«
    »Man wird es Ihnen nicht abnehmen!« rief Dr. Hartung. Entsetzen packte ihn. Er erkannte, wie treffend Peltzner die Situation erfaßte. »Sie wird es abstreiten …«
    »Wer glaubt einer Irren, Gerd …«, sagte Peltzner fast milde.
    »Und man wird fragen: Warum zeigen Sie das erst jetzt an?«
    »Auch daran habe ich gedacht. Die Antwort ist denkbar einfach: Um einen noch größeren Skandal zu vermeiden. Es genügte, daß Gisela als Schizophrene in die Anstalt kam … als Mörderin, das wäre zu peinlich gewesen. Aber jetzt, wo sie flüchtig ist, ist es meine Pflicht allen Menschen gegenüber, auf die große Gefahr hinzuweisen, die Giselas Freiheit bedeutet.«
    »Teuflisch!« sagte Dr. Hartung ehrlich. Er legte sich keinen Zwang auf. Auch Monique wich zurück, als ihr Vater auf sie zukam.
    »Ich habe Angst vor dir«, sagte sie leise.
    »Wirklich teuflisch!« sagte Heinrich Fellgrub, fahl im

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