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Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Ich hoffe, daß in vier Wochen alles geklärt und vorbei ist.«
    »Vier Wochen … hier …«, flüsterte Gisela entsetzt.
    »Ich werde jeden Samstag herüberkommen und sehen, was Sie machen. Ich lasse Ihnen für alle Fälle ein paar Röllchen Tabletten und ein paar Spritzen hier. Können sie intramuskulär injizieren, Mademoiselle?«
    »Ich glaube, ja …« Gisela drückte die Handflächen gegen die Lehmwand hinter sich. »Bei einem Krankenpflege-Kursus … da haben wir es gelernt …«
    »Na, es wird schon gehen! Nur für den Notfall, falls er wieder Schmerzen bekommen sollte.« Dr. Ben Mullah beugte sich über Dr. Budde und tätschelte ihm wie einem Hund die Backe. »Aber hier sind Sie unter Garantie sicher, ob sich dieser Ortswechsel nun als notwendig erweisen sollte oder nicht!«
    »Ich danke Ihnen, Doktor.« Dr. Budde ergriff die Hand des tunesischen Arztes. »Es gibt so wenig Freunde auf der Welt …«
    In der Nacht noch fuhren die beiden Jeeps zurück nach Thala. Paul Burkhs blieb bei Dr. Budde und Gisela. Er wollte zwei Tage später mit einer Kamelkarawane, die Töpfereien aus Thala holte, nachkommen.
    »Es ist nur der erste Eindruck«, sagte er zu Gisela, als sie draußen unter den Palmen spazierengingen. Budde schlief erschöpft. Der Transport hatte ihn zermürbt. »Man gewöhnt sich auch an Kamelbutter, Stutenmilch und Fladen aus wildem Weizen. Und Kuskus mit Hammelfleisch und Negerpfeffersoße … das sollten Sie einmal essen! Denken Sie immer daran, daß man Sie hier nicht finden wird! Es sind schon andere Opfer gebracht worden, um die Freiheit zu retten!«
    »Die Freiheit, ja.« Gisela blieb stehen und sah in den klaren, sternenübersäten Wüstenhimmel. Die Kälte ließ sie zittern. »Aber hier geht es um die Wahrheit …«
    »Da haben Sie recht!« sagte Paul Burkhs. »Das ist immer schlecht …«
    *
    Dr. Hartung hatte es nicht verhindern können, daß Ewald Peltzner mit seinem ›Mordanschlag‹ hausieren ging. Er zeigte allen, die es sehen wollten, das Einschußloch an der Bettwand, und er schilderte immer wieder diese ›grauenhafte Nacht, in der ich dem Tod buchstäblich ins Auge sah‹, bis er selbst davon überzeugt war, daß es gar nicht anders gewesen sein konnte.
    Aber etwas anderes brachte Hartung fertig: Monique durfte wieder in das geliebte St. Tropez an der französischen Riviera fahren. Peltzner hatte diesem Vorschlag sofort zugestimmt.
    »Weg mit ihr!« sagte er grob. »Erstens sagt sie doch nur dummes Zeug, und zweitens wollen wir Monique aus allem heraushalten! Sie soll ihr Leben genießen, und Sie werden mich einmal mit ihr beerben. Sie kämpfen also auch um Ihre Millionen!«
    Dr. Hartung vermied es, darauf zu antworten. Ich werde Monika heiraten, dachte er. Ob mit oder ohne Geld, das ist mir gleichgültig.
    »Ich komme in vierzehn Tagen nach!« sagte Dr. Hartung, als er sich am Zugfenster von Monique verabschiedete und sie noch einmal küßte. »Dein Papa braucht jetzt eine Bremse, sonst dreht er durch. Aber in zwei Wochen wird alles wieder normal laufen …«
    »Laß mich nicht so lange allein, Gerd.« Monique zerwühlte ihm die Haare, während der Zug schon langsam anfuhr. »Ich kann nicht mehr ohne dich sein … hörst du … komm bald nach …« Sie schrie es, als der Zug schneller fuhr, und winkte, bis der Wagen um eine Kurve verschwand.
    Vom Bahnhof ging Dr. Hartung zur Bank und überwies an Paul Burkhs nach Kairuan 1.500 Mark. In tunesisches Geld umgewechselt, war das in der Wüste ein kleines Vermögen. Dann fuhr er zurück zur Peltzner-Villa und traf Ewald Peltzner in gröbster Stimmung. Er hielt einen Block in der Hand, auf dem er sich das neueste Telefongespräch notiert hatte.
    »Weg!« schrie er. Sein Atem roch nach Alkohol. Auf dem Tisch stand eine halbgeleerte Flasche Cognac. »Sie ist weg! Einfach unauffindbar! Gibt es so etwas? Die tunesische Polizei teilt mit: Weg! Zwei Menschen können doch nicht einfach verschwinden …!«
    »In der Wüste schon.« Dr. Hartung setzte sich und las den kurzen Bericht durch, den Peltzner bekommen hatte. »Wenn Sie die Wüste kennen würden …«
    »Ich kenne Gisela und Dr. Budde, das genügt mir!« Peltzner trank wieder ein Glas Cognac. Er war dabei, seine neu aufflackernde Angst zu ersäufen. »Solange sie frei sind … Gibt es denn nur noch Stümper auf der Welt?« schrie er.
    »In der grenzenlosen Einsamkeit der Wüste ist Gisela genauso begraben wie hinter den Mauern der Anstalt«, sagte Dr. Hartung weise.
    Der Köder saß,

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