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Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tochter …«
    »Wir haben sofort nach dem Sturm drei Hubschrauber gestartet. Sie haben das Meer planmäßig abgesucht, zumal wir drei SOS-Rufe hatten. Von einer Segeljacht haben wir nichts mehr sehen können. Die Hubschrauber sind hundert Kilometer weit ins Meer hinausgeflogen … so weit kann kein Boot kommen, nicht bei dem besten Wind.«
    »Das heißt …« Peltzners Stimme schwankte wieder.
    Der Inspektor hob die Schultern. »Es kann nichts anderes heißen …«
    Peltzner nickte. Er drehte sich zur Wand und schloß die Augen. Leise entfernte sich der Inspektor.
    Zur Oase Bir Zarrat jagte am frühen Morgen ein Jeep der tunesischen Armee. Neben dem Fahrer hockte Dr. Ben Mullah. Sie waren staubverkrustet, klammerten sich an der Windschutzscheibe fest und rasten über die Wüstenpiste und durch das ausgetrocknete Wadi in die Oase hinein.
    Vor dem großen Lehmhaus, in dem seit Tagen Dr. Budde und Gisela wie echte Araber hausten, bremste das Fahrzeug, und Dr. Ben Mullah rannte in das Haus.
    Dr. Budde schlief noch. Er lag in seiner Gipswanne, umspannt von einem Moskitonetz. Gisela saß am Steinherd und kochte eine Suppe aus Maismehl, getrockneten Datteln und Kamelmilch. Sie sprang auf, als Dr. Ben Mullah in den Raum stürzte und sich mit ausgebreiteten Armen auf sie zu bewegte.
    »Endlich!« rief er. »Endlich! Vor sechs Stunden habe ich es durch meine Mittelsmänner erfahren: Die Suche nach Gisela Peltzner ist verstärkt aufzunehmen. Als Zeugin nötig! Verdacht eines Mordversuchs, der Gemeingefährlichkeit und des Irreseins unbegründet … Was sagen Sie nun? Die Wahrheit hat gesiegt …«
    Unter seinem Moskitonetz war Dr. Budde von dem Lärm erwacht. Er drehte den Kopf zu Dr. Ben Mullah und winkte mit beiden Händen. Er sah eingefallen aus, stoppelbärtig und von Schmerzen gezeichnet.
    »Doktor!« rief er. »Was ist mit der Wahrheit? Ich habe nicht alles gehört …«
    »Man sucht euch … dieses Mal andersherum. Die deutsche Staatsanwaltschaft hat Sehnsucht nach euch, ihr sollt mithelfen, einem euch nicht ganz unbekannten Verbrecher den Prozeß zu machen.«
    »Klaus«, stammelte Gisela. »Wenn das wahr ist …«
    »Ich habe es mit meinen eigenen Ohren gehört! Allah ist mein Zeuge …«
    »Dann ist es ein billiger Trick, uns herauszulocken.«
    Dr. Ben Mullah schüttelte wild den Kopf. »Ich verbürge mich dafür, daß …«
    Die Tür wurde wieder aufgerissen. Paul Burkhs stürmte ins Haus, müde, stolpernd, schmutzig. Er wischte sich über die Augen und sank auf einen Stuhl, der als Luxusmöbel mitten in dem kahlen Raum stand.
    »Nun könnten wir einen Skat spielen!« sagte Dr. Budde. Es war ein bitterer Galgenhumor. Das Auftauchen Burkhs' in der einsamen Wüstenoase weckte seinen Argwohn erneut.
    »Wo kommst du denn her, Paul?« fragte Dr. Budde den Freund. »Vom Himmel gefallen?«
    »Genau das! Ich bin mit einer Privatmaschine von Tunis erst nach Sabria. Dort habe ich zwei Stunden gebraucht, ehe ich alles erledigen konnte. Vor zehn Minuten bin ich draußen in der Wüste gelandet …« Er schluckte und stürzte einen Becher Wasser hinunter, den ihm Ben Mullah reichte. »Danke«, sagte er. »Das ist besser als Krimsekt! Also – ich habe einen Anruf bekommen. Von Gerd. Gestern morgen. Er gab durch, daß man ihn in Kürze verhaften würde. Peltzner hatte das Doppelspiel herausbekommen. Es ist noch eine Bankanweisung unterwegs … und dann ist Schluß …«
    »Na also … da haben wir's! Lieber Dr. Ben Mullah! Beim Barte Allahs … es ist eine Falle!« Dr. Budde sah zu Gisela. Sie stand wie erstarrt am Feuer und hatte die Hände gefaltet.
    »Das ist das Ende«, sagte sie leise in die Stille, die über allen lag. »Das vollkommene Ende. Ich gehe nach Deutschland zurück … es hat keinen Zweck mehr.« Sie schüttelte den Kopf, als Budde etwas sagen wollte. »Nein, Klaus, nein … es geht nicht mehr. Du mußt in eine Spezialklinik. Und ich werde zurückkehren in meinen Pavillon … zu der ›russischen Fürstin‹ und der Generalswitwe …« Sie schlug die Hände vors Gesicht und wandte sich ab. »Sie sind stärker als wir … Eine Behörde gibt keinen Irrtum zu … und ich bin eine behördlich bestätigte Irre!«
    »Welche Dummheit allerseits!« Dr. Ben Mullah ging in dem großen, kahlen Raum nervös hin und her. »Sie berichten von der Verhaftung Ihres Freundes, Herr Burkhs … kennen Sie denn auch den neusten Stand der Dinge?«
    »Nein. Ich fliege seit gestern mittag kreuz und quer über Tunis.«
    »Da haben wir es!

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