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Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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besuchen. Pavillon 3, Zimmer 9. Es sind noch zwei andere Frauen da … die Witwe eines Generals und eine russische Fürstin. Es wird bestimmt sehr fröhlich werden …«
    »Bestimmt … Ich komme sicher …«
    Frau Paulis nickte ihr erfreut zu. Sie ging zur Tür zurück und wandte sich dort noch einmal um. »Auf Wiedersehen.«
    »Auf Wiedersehen …«, sagte Gisela.
    »Sind Sie auch eine Adelige?«
    »Nein.« Gisela fiel auf diese plötzliche Frage keine Antwort ein. Aber sie sah, daß Frau Paulis darauf wartete. »Ich bin eine Millionärstochter …«, sagte sie deshalb, nur um sie loszuwerden.
    »Oh, dann passen wir ja wunderbar zusammen. Ich erwarte Sie …«
    Auf dem Flur blieb Frau Paulis stehen. »Ein armes Mädchen«, sagte sie zu Dr. Pade. »Bildet sich ein, eine Millionärstochter zu sein … wie die Generalswitwe und die russische Fürstin. Es sind doch arme Menschen …«
    Dr. Pade sah keine Veranlassung, die Wahrheit zu sagen. Er führte Frau Paulis zum OP-Trakt zurück. Dr. Ebert stand in der Tür und scharrte mit den Füßen.
    »Endlich!« sagte er ungeduldig.
    Dr. Pade führte Frau Paulis in den Behandlungsraum. In der Mitte stand ein ganz normales Bett. Während Dr. Ebert hinter einem Wandschirm verschwand und dort an einem Schaltbrett die Stromdosierungen einstellte, die elektrische Apparatur vorbereitete und die Handelektroden bereithielt, rückte das Pflegepersonal mit nüchterner Sachlichkeit das Sauerstoffbeatmungsgerät, den fahrbaren Spritzentisch sowie Hilfsapparaturen für Narkosezwischenfälle an das Kopfende des Bettes heran, öffnete die Ampullen und zog Spritzen nach den Anweisungen Dr. Pades auf.
    Maggfeldt kam durch eine andere Tür in das Behandlungszimmer. Er begrüßte Frau Paulis – sichtlich um sie zu beruhigen – betont herzlich.
    »Sind Sie auch nüchtern, Frau Paulis?« fragte Maggfeldt.
    »Aber ja, Herr Professor.« Sie lag im Bett und sah nach oben auf die blitzenden Elektroden in den Händen Dr. Eberts.
    »Nicht hinsehen, bitte … ist ja alles nicht so schlimm. Nicht schlimmer als beim Zahnarzt. Jetzt bekommen wir erst mal eine schöne Spritze, dann werden wir müde und schlafen schön ein … Nur keine Angst! Wir wollen Ihnen ja helfen … nicht wahr?«
    »Ich will es ja glauben, Herr Professor.« Frau Paulis lächelte ihn treuherzig an.
    Die Vorbereitung zum Elektroschock begann.
    Während der Professor einige Scherze machte, injizierte Dr. Pade ein Kurz-Narkotikum, dessen Wirkung sich fast schlagartig zeigte. Die Gesichtszüge Frau Paulis' entspannten sich, die Augenlider klappten nach unten, und nach kurzem, erregtem Atem fiel sie in den Schlaf.
    Unmittelbar danach drückte der Oberarzt einige Kubikzentimeter eines Muskelerschlaffungsmittels, ähnlich dem Indianerpfeilgift Curare, in die dünnen Venen Frau Paulis'. Dieses neuartige Mittel, in zu großen Dosen verabreicht, würde auch bei Frau Paulis wie heimtückisches Pfeilgift gewirkt haben. Aber in richtiger Dosierung hatte dieses Muskellähmungsgift weitgehend mitgeholfen, der Elektroschockbehandlung die größten Schrecken zu nehmen.
    Frau Paulis schlief jetzt, tief und gleichmäßig. Dr. Ebert stand mit der Sauerstoffmaske bereit. Die Patientin schnarchte leise. Professor v. Maggfeldt kontrollierte noch einmal die Muskelerschlaffung. »Fertig!« sagte er.
    Dr. Pade bettete den Kopf von Frau Paulis auf ein hartes Kissen. Dann feuchtete er die Schläfen mit einer Kochsalzlösung an und legte die blinkenden Elektroden fest an die Schläfen. Der Professor drehte an einigen Schaltern des Elektrotisches. Er stellte die Sekundenzeit ein, die Stromstärke und gleichzeitig auch ein Kreislauf-Kontrollgerät. Eine enge Manschette um Frau Paulis' linken Arm leitete die Pulsschläge und den Blutdruck zu einem auf die feinsten Schwankungen ausschlagenden Anzeiger.
    Der Oberarzt nickte. Er setzte sich neben Frau Paulis auf das Bett, um sofort eingreifen zu können, wenn unverhoffte Komplikationen auftraten. Dreimal hatte er früher erlebt, daß mitten in einem Elektroschock ein Stimmritzenkrampf auftrat und der Patient trotz aller sofort eingeleiteten Gegenmaßnahmen zu ersticken drohte … Professor v. Maggfeldt drückte auf einen Knopf des Schalttisches.
    Der elektrische Strom war frei.
    100 Volt Wechselstrom in einer Stärke von etwa 400 Milliampere jagten in Stößen von Sekundenbruchteilen durch den Kopf von Frau Paulis. Mehrere Sekunden lang … Stoß auf Stoß …
    Dr. Pade sah auf den abgemagerten Körper. Ein leichtes

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