Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
in eine psychiatrische Klinik gemäß § 81 StPO beantragen.«
    »Eben darum wollte ich bitten!«, sagte Hartung.
    »Merkwürdig!« Der Haftrichter schloß die Akte mit einem Knall. »Auch Dr. Budde besteht darauf. Ich habe noch nie erlebt, daß es jemand so eilig hat, in die Klapsmühle zu kommen!«
    »Man kann der Wahrheit nie schnell genug entgegenlaufen«, sagte Dr. Hartung dunkel. »Oder nachlaufen … wie bei uns …«
    »Ich werde es beschleunigen. Wenn Ihr Mandant nur nicht so dumm leugnen würde!«
    »Er leugnet nicht – er erinnert sich nur nicht. Wie soll er etwas gestehen, von dem er nichts weiß? Wenn Klaus getrunken hat …«
    »Ist es wirklich so arg mit ihm?«
    Hartung zog sein Gesicht in kummervolle Falten.
    »Wenn man in sein Gehirn sehen könnte«, sagte er, und seine Mundwinkel zogen sich bekümmert nach unten, »ich glaube, statt in Gehirnwasser schwimmt das Hirn in Schnaps …«
    Nach fünf Tagen Untersuchungshaft und Verhören wurde Dr. Klaus Budde in die psychiatrische Klinik überstellt. Sein Aktenstück wanderte mit und wurde von der Chefsekretärin auf den Schreibtisch Professor Maggfeldts gelegt.
    »Da hört denn doch alles auf!« rief er. »Wo ist der Bursche?«
    »Unten, in der Aufnahme, Herr Professor!«
    »Ist er ruhig?«
    »Ruhig? Er erzählt Dr. Pade Witze.«
    »Lassen Sie ihn 'raufbringen. Allein. Dr. Pade soll die Visite machen. Und lassen Sie im OP I alles für einen Alkoholtest vorbereiten. Herr Dr. Budde soll sich wundern.«
    Während die Chefsekretärin hinunter zur Aufnahme telefonierte, band sich Maggfeldt eine bis zur Erde reichende helle Gummischürze um, zog Gummihandschuhe an und schob ein rundes Operationskäppi auf die weißen Haare. Daß alles unsteril war, störte ihn nicht. Auf den Eindruck allein kam es an. Klaus Budde sollte vor der zu erwartenden Untersuchung einen heillosen und – heilsamen Schreck kriegen …
    Als er klopfte, rief Maggfeldt mit dumpfer Stimme: »Herein!«
    Fröhlich trat Klaus Budde ein und sagte: »Grüß Gott, Herr Professor!« Aber seine Unbekümmertheit ließ bereits nach. Mißtrauisch betrachtete er die Aufmachung Maggfeldts. »Wer hätte das gedacht, was?« Noch einmal versuchte er, burschikos zu wirken.
    »Allerdings, wer hätte das gedacht!« Professor Maggfeldt schob hinter sich die Tür auf, und Budde sah in einen Operationssaal mit einem blinkenden OP-Tisch und Schränken voll von Instrumenten. Zwei Schwestern nickten dem Professor zu:
    »Es ist alles vorbereitet, Herr Professor …«
    »Darf ich bitten?« sagte Maggfeldt und trat zur Seite.
    Budde rührte sich nicht von der Stelle. »Ich glaube, das muß ein Irrtum sein …«, sagte er mit belegter Stimme. »Ich bin hier …«
    »Sie sind eingeliefert worden, weil Sie in einem Anfall von Delirium tremens einen Mann umgefahren haben!«
    »Das ist nicht wahr. Ich habe im Bett gelegen und …«
    »Sehr, sehr traurig.« Professor v. Maggfeldt schüttelte den Kopf. »Solche Erinnerungsstörungen nennen wir das ›alkoholische Korsakowsyndrom‹. Es tritt gemeinsam auf mit Desorientiertheit und Neigung zu Konfabulationen. Die Stimmung ist stumpf-euphorisch … wie bei Ihnen.«
    »Herr Professor … ich …«
    »Mitkommen!« schnauzte Maggfeldt unfreundlich. »Ich kenne Ihre Gerichtsakte! Wir werden Sie jetzt austesten. Magenaushebung, Alkoholtest, Blutuntersuchung, Liquoranalyse, Durchleuchtung der einzelnen Hirnkammern mit Kontrastmitteln, Intelligenzprüfung … los, kommen Sie mit. Oder soll ich Hilfe herbeirufen …«
    Budde folgte dem Professor in den Operationsraum. Er setzte sich mit kläglichem Gesicht auf den OP-Tisch und beobachtete, wie Maggfeldt einen langen Gummischlauch herbeiholte und eine riesengroße Spritze. »Damit ziehe ich Ihnen das Gehirnwasser ab! Ihr Anwalt gab zu Protokoll, es bestehe aus Schnaps …«
    »Dieser Idiot!« Dr. Budde sprang vom OP-Tisch herunter und hielt den Schlauch fest, mit dem Maggfeldt herumhantierte. »Lassen Sie sich doch erklären, lieber Herr Professor, wie es dazu kam, daß ich hier …«
    »Ich bin erst Ihr ›lieber Professor‹ wenn die Untersuchung vorbei ist. Sie ist von der Staatsanwaltschaft angeordnet! Wenn Sie sich wehren …«
    »Aber das ist doch Wahnsinn …«
    »Deshalb befinden Sie sich ja in einem Sanatorium für Geisteskranke! Hinlegen! Marsch!«
    Budde legte sich auf den OP-Tisch. Dabei sah er Maggfeldt mit dem Gummischlauch kommen.
    »Ich beiße Ihnen den Finger ab, wenn Sie versuchen, mir dieses Monstrum in den Hals zu

Weitere Kostenlose Bücher