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Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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flackernden Augen auf dem Boden. Er wußte, daß sie zuschlagen würde, wenn er aufstehen und einen einzigen Schritt auf sie zu wagen würde.
    »Du bist zu schön, um hier zwischen Mumien zu verwelken«, sagte er leise. Er zog seine blutende Oberlippe zwischen die Zähne und stand ganz langsam und vorsichtig auf. Langsam ging er bis zur Tür zurück. Zwischen ihm und Gisela lag jetzt die ganze Breite des Zimmers. »Ich werde dich einsperren lassen … in eine Einzelzelle … wochenlang … bis du an die Wände trommelst vor Sehnsucht und die Männer anfällst, die zu dir in die Einsamkeit kommen … Um Liebe betteln sollst du noch …«
    »Ich will den Professor sehen!«
    Ebert nickte. Er strich seinen Anzug und seinen weißen Kittel glatt, kämmte sich sorgfältig und schloß die Tür wieder auf. Aber bevor er hinausging, stockte er und trat noch einmal an das Bett Giselas, riß das Bettuch ab und in kleine Fetzen, räumte die Matratzen aus und schmiß sie im Zimmer herum. Dann zog er mit einem Ruck das Laken, das sich Gisela vor den Körper hielt, aus ihren Händen und zerfetzte es, ehe Gisela wieder zugreifen konnte.
    »So!« sagte Ebert dann. Sein Grinsen hatte nichts Menschliches mehr. »Jetzt kann der Professor kommen …«
    Er stieß die Tür auf und rief in den Flur hinaus:
    »Schwester! Schwester!«
    »Sind Sie gemein«, flüsterte Gisela fassungslos. Sie erkannte die Gefahr, in die Ebert sie gebracht hatte, und sie sah ebenso klar, daß sie keine andere Möglichkeit hatte als Beteuerungen. Worte, die in diesen dicken Mauern so gut wie nichts galten. Sie rannte zu den Matratzenteilen und versuchte, sie wieder ins Bett zu tragen. So traf die Schwester sie an, als sie ins Zimmer stürzte, Dr. Ebert deutete mit einer Kopfbewegung auf Gisela.
    »Schwerer manischer Schub«, sagte er leise. »Ich hole den Chef.«
    Gisela starrte ihn an. Sie konnte nicht einmal mehr weinen.
    »Was sind Sie nur für ein Mensch!« flüsterte sie. Und plötzlich riß sie den Kopfkeil der Matratze hoch und schleuderte ihn nach Ebert.
    Die Schwester machte zwei kräftigen Pflegerinnen Platz. Sie kamen ins Zimmer, packten Gisela an Armen und Beinen und warfen sie aufs Bett zurück. Kaum lag sie, stieß die Schwester eine Spritze in ihren Oberschenkel und drückte den Glaskolben leer.
    »Er wollte mir etwas antun, er wollte mich …« schrie Gisela.
    Sie merkte, wie ihre Zunge schwer wurde, dick und pelzig. Sie wehrte sich dagegen, sie nahm alle Kraft zusammen und schrie weiter, immer wieder die gleichen Worte: »Er wollte …« Aber sie verloren sich in ein Lallen, in unverständliches Röcheln. Dann verstummte auch das. Die Droge legte einen Nebel um die Gedanken … alles war plötzlich gleichgültig, weit weg, farblos, unspürbar …
    Gisela lag auf dem Bett, inmitten eines Chaos von Matratzenteilen, zerfetzten Bettüchern und Laken, umgestürzten Stühlen und zertrümmertem Geschirr, aber das bemerkte sie nicht mehr. Sie schlief.
    Dr. Ebert kam nach ein paar Minuten mit Professor v. Maggfeldt zurück. Er hatte warten müssen, bis der Chef sich nach der Operation an Dr. Budde gewaschen hatte.
    »Sehen Sie sich das an, Herr Professor!« sagte Dr. Ebert. Sie blieben in der Tür stehen und überblickten das heillose Durcheinander. »Ich kam gerade dazu, wie sie lostobte. Sie fiel mich an, zerrte mir die Kleider fast vom Leib … So habe ich es noch nie erlebt – wirklich noch nie. Als ich mich wehrte, hat sie angefangen zu toben, das Bett ausgeräumt, die Wäsche zerfetzt … Nun ja, dann habe ich sie mit Truxal ruhigstellen lassen. Was soll nun werden?«
    Maggfeldt trat an das Bett Giselas. Sein Gesicht war voll Sorge und Trauer. Er strich ihr über die schweißnasse Stirn.
    Gisela öffnete die Augen. Aber sie waren groß und leer, und sie schienen Maggfeldt nicht zu sehen. Sie hatte keinen Willen mehr.
    Maggfeldt ging aus dem Zimmer und zog die Tür zu. Dr. Ebert folgte ihm und lehnte sich auf dem Flur an die weiße Wand.
    »Wollen Sie schocken?« fragte er.
    »Warten wir ab, wie sie sich morgen benimmt.« Maggfeldt winkte eine der Schwestern heran. »Lassen Sie Fräulein Peltzner nie außer Beobachtung. Es muß immer jemand bei ihr sein. Und sorgen Sie dafür, daß sie mindestens 24 Stunden schläft.«
    »Ja, Herr Professor.«
    Von Pavillon I kam Oberarzt Dr. Pade zurück ins Hauptgebäude. Sein Gesicht war noch immer von dem Zorn über den Zwischenfall mit dem Hund gezeichnet.
    »Frau Paulis schläft«, sagte er knapp, als er vor

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