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Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dem Professor stand.
    »Fräulein Peltzner auch«, sagte Dr. Ebert.
    Pade sah verblüfft auf die Tür, durch die eine Schwester in Giselas Zimmer huschte.
    »Was ist denn da los?«
    »Da?« Ebert fuhr mit der Hand über die Stirn. »Wenn Sie das erlebt hätten … eine Megäre ist ein Frühlingshauch dagegen!«
    »Unmöglich!«
    »Leider doch, lieber Kollege.« Professor v. Maggfeldt hob die Schultern. »Neurotische Hypersexualität … auch das noch!«
    »Ich kann es nicht glauben!«
    Dr. Pade öffnete vorsichtig die Tür. Gisela Peltzner war wieder eingeschlafen. Zwei Schwestern räumten leise das Zimmer auf. Langsam zog Pade die Tür wieder zu. Sein Gesicht war fahl und ausdruckslos.
    »Ich begreife das einfach nicht!« sagte er noch einmal. »Sie war doch völlig gesund und normal …«
    »Ich glaube, diese Ansicht müssen wir gründlich revidieren«, sagte Dr. Ebert schnell.
    Maggfeldt nickte schwer. »Es wird nötig sein … leider …«
    Kopfschüttelnd schritt er den Gang entlang zu seinem Zimmer. Aus dem OP wurde in diesem Augenblick Dr. Budde gerollt und in ein Zimmer der chirurgischen Abteilung gefahren. Sein Kopf war dick verbunden.
    Die letzten Zweifel waren ausgeräumt. Professor v. Maggfeldt unterschrieb das Gutachten zur Entmündigung Giselas und schickte es an Dr. Adenkoven ab.
    Zurück blieb bei allen Beteiligten ein Unwohlsein und eine tiefe Bedrückung. Schuld und Rätsel schwammen immer unentwirrbarer ineinander. Die einzigen, die aufatmeten und sich eine ganze Nacht lang an Krimsekt betranken, waren die Angehörigen der Familie Peltzner-Fellgrub. Dr. Adenkoven hatte, gleich nach Eintreffen des Gutachtens, Ewald Peltzner angerufen.
    »Sehr gut, sehr gut!« hatte Ewald Peltzner zufrieden und erleichtert geantwortet. »Leiten Sie jetzt alles ein. Beschleunigen Sie die Sache, Doktor Adenkoven. Ich danke Ihnen.«
    Dann mußte er den Hörer auflegen, seine Stimme war nicht mehr zu halten. Er hieb mit beiden Fäusten auf den Schreibtisch. »Geschafft! Kinder – wir haben es geschafft!« Dann sprang er auf und lief in seinem großen Zimmer hin und her. Er rannte von Wand zu Wand und hatte das Gefühl, platzen zu müssen.
    Anna Fellgrub dachte weniger überschwenglich. Sie tätschelte ihrem bleichen Sohn Heinrich die Hand, die er beruhigend auf ihre Schulter gelegt hatte. Am offenen Kamin der großen Halle der Peltzner-Villa saßen sie wieder um den runden Tisch. Der Sekt perlte in den schlanken Gläsern.
    »Wie hoch ist unser Anteil?« fragte Anna Fellgrub mit überraschender Aktivität und Nüchternheit.
    Ewald Peltzner sah sie erstaunt an. Er stellte sein Sektglas auf den Tisch zurück. »So genau kann man das nicht sagen«, antwortete er vorsichtig.
    »Auf jeden Fall geht es in zwei gleiche Teile. Ihr seid zu zweit, wir sind zwei.«
    »Das muß man erst einmal durchrechnen.« Peltzner wirkte jetzt abweisend.
    »Was gibt es da zu rechnen, Onkel?« Heinrich Fellgrub klopfte seiner Mutter begütigend auf die Schulter. »Man wird doch wohl noch durch zwei teilen können. Das wollen wir morgen schriftlich festlegen lassen. Alles, was anfällt, immer durch zwei! Einfacher geht es nicht.«
    Ewald Peltzner schwieg jetzt. Er starrte in die knisternden Flammen des Kamins. Das Holz bog sich, sprang und verglühte.
    »So einfach ist das gar nicht«, sagte er endlich und nahm einen Schluck Siegessekt. »Die Firma braucht Rücklagen, Forschungskapital, stille Reserven …«
    Anna Fellgrub saß kerzengerade in dem geschnitzten Sessel. Ihr weißes Gesicht, noch immer durch die Trauerkleidung betont, war starr und unnachgiebig.
    »Wir lassen uns nicht betrügen«, sagte sie hart. »Wenn du das vorhast, ist es ein schlechter Gedanke, Ewald. Wir sitzen alle in einem Boot … es leck zu schlagen wäre Selbstmord …«
    »Ich weiß gar nicht, was ihr wollt!« Ewald Peltzner setzte sein Sektglas so heftig auf den Tisch, daß der Stiel abbrach. Der Rest des Krimsekts floß über die Mahagoniplatte. »Es ist genug für jeden von uns da … und es kommt immer mehr dazu …«
    »Und … was wird aus Gisela?« fragte Heinrich Fellgrub leise.
    Ewald Peltzner drückte das Kinn an den Kragen. »Sie wird bei Professor v. Maggfeldt bleiben. Sie soll sorglos leben. Ich werde ihr einen eigenen Pavillon im Klinikpark bauen lassen. Sie soll alles haben, was sie braucht … jeden Luxus … Schließlich sind wir ihr zu Dank verpflichtet … der Armen …«
    Heinrich Fellgrub ging schweigend aus dem Zimmer. Ekel überkam ihn. Sein

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