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Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gekommen bist, Onkel Ewald.« Heinrich Fellgrub ging mit Ewald Peltzner aus dem Flughafengebäude hinaus zu dem Wagen, der auf dem Parkplatz stand. »Dieses Klima hier –«
    »Es wird nicht besser, wenn ich da bin! Nimmt es dich so mit?« sagte Peltzner.
    »Furchtbar! Du weißt nicht, was ich in den letzten Tagen …«
    Ewald Peltzner folgte seinem Blick. Als wenn er ein Gespenst sieht, dachte er.
    Auf der anderen Seite des Parkplatzes fuhr ein Taxi aus der Reihe der abgestellten Wagen und schwenkte auf die Straße ein. Der Fahrgast auf dem hinteren Sitz sah aus dem Fenster zu Ewald Peltzner herüber, den diese Begegnung zwar nicht erschrecken, aber doch erstarren ließ. Nur ein paar Sekunden kreuzten sich beider Blicke … dann fuhr das Taxi schnell davon, nach London hinein.
    »War … war das nicht Dr. Budde?« fragte Peltzner. Er verlangte gar keine Antwort auf seine Frage. Er warf die Reisetasche in den Wagen und sah seinen Neffen an. »Ist das deine schlechtverträgliche Luft, Heinrich?«
    »Ich habe dir einiges zu erzählen, Onkel …«
    In Peltzner wurde es kalt, als habe er stundenlang im Eiswind gestanden. Er faßte Heinrich Fellgrub an den Aufschlägen des Regenmantels und drückte ihn auf den Sitz des Wagens. Dann beugte er sich vor und schob sein dickes Gesicht an seinen Neffen heran.
    »Was hast du ihm erzählt?« fragte er leise.
    »Nichts, Onkel. Gar nichts!« beeilte sich Heinrich Fellgrub zu beteuern.
    »Wo wohnt er?«
    »Ich weiß es nicht. Plötzlich ist er da … überall … auf der Straße, vor dem Büro, im Club, im Lunchlokal, sogar in meiner Wohnung … mit einem Dietrich …«
    »Und hast du nicht die Polizei gerufen?«
    »Wie kann ich das? Er drohte mir, daß …«
    »Idiot!« Peltzner schloß die Tür, ging um den Wagen herum und setzte sich neben Fellgrub. »Fahr nach Hause! Man schämt sich, mit so was wie dir verwandt zu sein.«
    »Ich habe dir damals schon gesagt, daß ich nicht die Nerven habe, das durchzustehen. Was ihr mit Gisela getan habt, ist …«
    »Fahr schon!« schrie Peltzner. »Ich will keine Predigt hören! Die Millionen hast du angenommen …«
    »Nur Mutter zuliebe!«
    »Was redest du für einen bodenlosen Quatsch? Du weißt genau, daß wir alle straffällig werden, wenn jemals die Wahrheit an den Tag kommt? Freiheitsberaubung wird das mindeste sein, was man uns anhängen kann! Aber solange Gisela in dieser … dieser Klinik ist, sind wir sicher! Und sie wird drinbleiben!«
    »Man kann keinen Gesunden zeit seines Lebens unter unheilbaren Irren leben lassen!« schrie Fellgrub zurück.
    »Man kann! Ich werde es beweisen!«
    »Einmal kommt es heraus!«
    »Einmal … Ich habe gelesen, daß der Mensch sich an alles gewöhnen kann. Also auch an das Irresein. In zwei oder drei Jahren ist Gisela vielleicht so eingelebt, daß niemand mehr unterscheiden kann …«
    Er schwieg, weil Fellgrub bremste und Peltzners Kopf dumpf gegen die Windschutzscheibe stieß.
    »Du … du willst wirklich, daß Gisela den Verstand verliert …«, stotterte Heinrich Fellgrub. In seiner Stimme lag soviel Grauen, daß sie tonlos wurde. Peltzner rieb sich die Stirn.
    »Weißt du etwas Besseres?«
    »Das kann ich nicht mehr mitmachen …«, stöhnte Fellgrub auf.
    »Ich glaube nicht, daß du mit deiner jammervollen Konstitution einige Jahre Zuchthaus überleben wirst. Von deiner Mutter ganz zu schweigen. Sie wird dich übrigens lieber in die Wüste schicken, als sich von der Villa und ihrem strammen Butler zu trennen!«
    »Was für einem Butler denn?«
    »Du weißt es nicht? Schwester Anna, deine Mutter, hat sich als neues Mitglied der oberen Zehntausend einen Geliebten zugelegt. Einen widerlichen Burschen, den sie aushält …«
    Heinrich Fellgrub überwand das, was er immer als eine Art Charakterfehler empfunden hatte: seine Scheu vor eigenen Handlungen. Jetzt, in dieser Sekunde, vermochte er über seinen Schatten zu springen. Er drehte sich auf seinem Sitz zur Seite, sah seinen Onkel stumm an und hieb ihm dann mit der Faust mitten ins Gesicht. Nur einmal … aber Ewald Peltzner sank zurück. Blut schoß aus den Nasenlöchern und floß über Hemd, Krawatte und Anzug.
    Fellgrub hob erneut die Faust, um zuzuschlagen, falls sich Peltzner wehren sollte. Aber er tat es nicht. Er sah seinen Neffen mit aufgerissenen Augen an, als begriffe er nicht. Mit hängenden Armen saß er da, ein dicker, blutender Mann, bei dem man jeden Augenblick darauf gefaßt sein konnte, daß er zu weinen anfing.
    »Nimm dein

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