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Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gut«, sagte Ewald Peltzner ruhig. »Noch zwei Schritte weiter, und ich hätte geschossen. Notwehr! Zweimal haben Sie mich angegriffen … ich will es nicht ein drittes Mal dulden! Nur damit Sie Bescheid wissen … So, nun reden Sie weiter Ihren Blödsinn. Ich höre Ihnen zu, weil ich nichts zu tun habe und mich langweile!«
    »Ich hatte Ihren Neffen fast so weit, daß er die Nerven verlor! Nur einen Zeugen brauche ich, und Ihr kunstvolles Gebäude aus Schmutz und Gemeinheit bricht zusammen …«
    »Ich weiß. Neffe Heinrich ist weg aus London!«
    »Ich werde ihm nachreisen.«
    »Das dürfte Ihre Finanzen übersteigen. Ich schicke ihn nach Tokio oder Singapur oder Sidney zu Geschäftsfreunden. Um ihn zu suchen, müßten Sie außerdem Gisela allein lassen. Und das tun Sie nie!«
    »Sie sind ein Verbrecher!« sagte Dr. Budde leise.
    »Nein. Ich habe Geld! Und wer Geld hat, kann bis zu einem gewissen Grade bestimmen. Das war schon immer so …«
    »Nicht alles Geld der Welt könnte mich zurückhalten, das Verbrechen an Gisela aufzudecken.«
    »Das ist Ihr Privatvergnügen.« Ewald Peltzner erhob sich, nahm die Pistole in die Hand und deutete zur Zimmertür hin. »Ich habe mir eben überlegt, daß ich noch in einen Klub gehen möchte. Verschwinden Sie also, zumal Ihr Gewäsch fade zu werden beginnt!«
    »Sie fühlen sich wohl sehr sicher!«
    »Diese Feststellung ist die einzige, der ich zustimmen kann …«
    Dr. Budde ging zur Tür. Bevor er den Raum verließ, drehte er sich noch einmal um. Ewald Peltzner stand hinter dem Tisch, lächelnd und siegesstolz.
    »Noch eins, Herr Peltzner«, sagte Budde laut. »Ein zweiter schwacher Punkt ist Ihre Tochter Monique. Ich würde auch sie einsperren …«
    Dr. Budde wandte sich ab und verließ die Wohnung. Er war zufrieden. Peltzner vertraute Dr. Hartung … gut, sehr gut …
    Es klingelte ziemlich heftig an der großen, gläsernen Außentür, und der Butler René ging gemessenen Schrittes durch die große Diele, um nachzusehen, wer der Flegel sei.
    Anna Fellgrub hatte gerade gebadet, lag in ihrem Schlafzimmer auf einem vorgewärmten Bett, ließ sich von einer Masseuse massieren und hatte das Gesicht mit frischen Gurkenscheiben und einer hautstraffenden Paste belegt. Seit René im Haus war, legte sie Wert auf eine verjüngende Kosmetik.
    Das Klingeln hörte sie nicht. Sie lag flach auf dem Massagebett, ließ sich durchkneten, atmete den würzigen Geruch der rohen Gurkenscheiben auf ihrem Gesicht ein und dachte zufrieden an das späte Glück, das der Zusammenhalt der Familie ihr beschert hatte.
    René, der Butler, elegant in seiner schwarzen Hose und der grauen Seidenlivree, öffnete die Glastür und sah einen Mann unter dem Vordach stehen. Er war ein wenig älter als er selbst, vielleicht nur zwei Jahre, und dieser Mann sah mit einem langen Blick von den Schuhspitzen bis zum Haaransatz den Butler René an.
    »Bitte?« fragte René steif. »Sind Sie angemeldet? Mir ist nichts bekannt davon …«
    »Es wäre gut, wenn Sie mich hereinließen!« sagte Heinrich Fellgrub laut. Ein Widerwille, gemischt mit Ekel, stieg in ihm hoch. So also sieht er aus, dachte er, und sein Herz verkrampfte sich. Mit solch einem glatten Burschen hat meine Mutter … Es schmerzte ihn, diesen Gedanken weiterzudenken, den er als Sohn nur schwer begriff und der ihn innerlich zerriß. René, der Butler, musterte den Mann vor der Tür mit hochmütig hochgezogenen Augenbrauen.
    »Wer sind Sie?« fragte er.
    »Das werden Sie gleich sehen, wenn Sie durch die Glastür fliegen …«
    Das schöne, gepflegte südländische Gesicht Renés wurde ernst und kantig. Er trat einen Schritt zurück und wollte die Glastür wieder zuwerfen. Aber Heinrich Fellgrub stellte den Fuß dazwischen und riß ihm den Türflügel aus der Hand. Gleichzeitig drückte er René in die Diele und hieb ihn mit der Faust auf die Hand, als der ihn anfassen wollte. Er empfand einen wilden Haß gegen den Burschen, der im Seidenrock vor ihm stand und nachts mit seiner Mutter schlief.
    »Sie ziehen den Rock aus, packen Ihre Koffer und sind in einer Stunde aus dem Haus!« brüllte er. »Ich bin Heinrich Fellgrub, wissen Sie es jetzt?«
    »Der junge Herr!« René verzog sein Gesicht zu einem fast spöttischen Lächeln. Dabei verneigte er sich formvollendet und streckte die Arme aus. »Darf ich dem Herrn den Mantel abnehmen? Ich werde Ihrer Frau Mutter gleich melden, daß …«
    Heinrich Fellgrub sah auf seine Armbanduhr. »Es ist jetzt 10 Uhr 24. Um 11

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