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Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Uhr 30 haben Sie das Haus verlassen, oder ich befördere Sie eigenhändig hinaus. Haben Sie mich verstanden?«
    »Verstanden schon. Aber es ist schwer, es zu begreifen.« René stand an der Garderobe, ganz Butler und Befehle erwartender Lakai. Nur seine Augen waren hart und voll Kampfbereitschaft. Und sie sahen Heinrich Fellgrub an mit dem Wissen, daß Anna Fellgrub der Geliebte wichtiger sein würde als der zurückgekehrte Sohn.
    »Ihre Frau Mutter hat mich angestellt, mit einem rechtsgültigen Vertrag. Ich habe immer meine Arbeit getan, nach besten Kräften …«
    »Davon bin ich überzeugt!« sagte Heinrich Fellgrub.
    »Es ist kein Anlaß, mich so zu behandeln …«
    »Sie können klagen, Sie können machen, was Sie wollen … sogar ein Jahresgehalt werfe ich Ihnen nach … wenn Sie nur verschwinden. Und zwar sofort!«
    »Das muß ja wohl erst mit der gnädigen Frau besprochen werden.«
    »Auch das! Packen Sie … alles andere überlassen Sie mir …«
    Er schob René zur Seite, als er in die große Wohnhalle ging. Im Eßzimmer deckte ein Hausmädchen, das schon im alten Haus der Fellgrubs diente, den Kaffeetisch. Als sie Heinrich im Zimmer stehen sah, setzte sie schnell die Tasse ab, die sie gerade in der Hand hielt.
    »Der junge Herr!« rief sie. »Guten Morgen! Ich werde sofort Bescheid sagen … Die gnädige Frau wird gerade massiert!«
    »Was wird meine Mutter?« Fellgrub zerdrückte die Zigarette wieder im Aschenbecher, die er sich angezündet hatte, um sich etwas zu beruhigen.
    »Jeden Morgen kommt jetzt die Masseuse zu uns. Ich sage, daß Sie da sind …«
    Das Hausmädchen rannte aus dem Eßzimmer.
    Im Schlafzimmer hatte sich Anna aufgesetzt. Die Gurkenscheiben waren heruntergefallen, die hartgewordene Paste verlieh ihrem Gesicht einen maskenhaften Ausdruck. Sie hielt ein großes Badetuch an ihren nackten Körper gepreßt und starrte René an, der devot an der Tür stand.
    »Mein Sohn ist gekommen?« sagte sie, und es klang durchaus nicht freudig. »Aber er hat sich doch gar nicht angemeldet … wieso … so plötzlich …«
    »Er ist sehr aktiv, gnädige Frau. Er hat mich schon fristlos entlassen …«
    »Was hat mein Sohn?« fragte Anna Fellgrub.
    »In einer Stunde soll ich das Haus verlassen haben.«
    »Aber was ist denn in ihn gefahren! Sagen Sie ihm, lieber René, daß ich sofort komme. Es muß ein Irrtum sein, ein Mißverständnis …«
    Der Butler René verbeugte sich. Anna Fellgrub ließ sich die Paste entfernen und duschte schnell, bevor sie in einen Hausanzug stieg, der einer Zwanzigjährigen entzückend gestanden hätte. Ihr, Anna Fellgrub, war er etwas zu eng und klebte am Körper. In diesem Aufzug rannte sie hinüber in die Wohnhalle, wo Heinrich unruhig hin und her ging. Er blieb stehen, starrte seine Mutter an, die lila gefärbten Haare, das bemalte Gesicht, die manierierten Bewegungen, mit denen sie auf ihn zuging, und er wich zurück und sagte laut:
    »Pfui Teufel!«
    »Heinrich!« schrie Anna Fellgrub auf. Sie blieb mitten in der prunkvollen Halle stehen. »Wie redest du mit deiner Mutter!«
    »Mutter? Sieh dich im Spiegel an …« In Heinrich Fellgrub zerbrach die letzte Illusion. »Du … du willst noch meine Mutter sein?«
    »Ist das deine Begrüßung nach so langer Trennung?«
    »Keine billigen Sentimentalitäten!« Heinrich rannte um seine Mutter herum. Sie stand starr, eine angemalte Puppe, in der Halle und versuchte, Haltung zu bewahren. »Ich weiß, was hier vorgeht!«
    »Onkel Ewald hat es dir erzählt. Er lügt, der Schuft.«
    »Wer ist dieser widerliche Bursche da draußen?«
    »René, der Butler. Wer heute etwas auf sich hält, muß einen Butler haben. Das solltest du auch von England her wissen, Heinzi …«
    »Laß die dummen Kinderstammeleien! Ich weiß, was mit diesem René los ist …«
    »Alles Lüge!«
    »Dann entlaß ihn!«
    »Warum?«
    »Weil ich es will.«
    »Hier in diesem Haus gilt mein Wille!« Anna Fellgrub warf den Kopf in den Nacken. »So weit kommt es noch, daß ich mir von meinem Sohn befehlen lasse, was ich zu tun habe … René bleibt. Jetzt gerade!«
    »Es ist ekelhaft, zuzusehen und zuzuhören, wie du dich benimmst! Wenn das Vater sehen könnte …«
    »Dein Vater!« Anna Fellgrub schob die Unterlippe vor, wie ein Lama, das spucken will. »Er war die Karikatur eines Mannes!«
    »Mutter!« Heinrich ballte die Fäuste. »Deine Schamlosigkeit wird unerträglich! Was hat dieser Kerl aus dir gemacht …«
    »Ich trenne mich nicht von René!« sagte Anna

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