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Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sich zu ihm vor. »Ich komme aus London. Mein Neffe, der die dortige Filiale leitete, ist ein sehr labiler Mensch. Ich habe ihn weggenommen und werde ihn nach Tokio schicken.«
    »Tokio?« Dr. Hartung ließ sich nicht anmerken, daß Budde bereits telegrafiert hatte, am selben Abend noch, nachdem er Peltzner verlassen hatte. »Das riecht nach Verbannung, Herr Peltzner.«
    »In gewissen Maße ist es auch so! Der Junge ist zu weich. Wer heute vorankommen will, muß stahlhart sein.«
    »Diamanthart …«, sagte Hartung. »Das ist noch härter.«
    Peltzner sah ihn einen Augenblick groß an. Er war nicht schlüssig, ob Hartung ihn aufzog oder es ernst meinte. Aber die unbewegliche Miene des Rechtsanwalts sagte ihm, daß es nicht ein witziges Bonmot gewesen war, sondern eine reale Feststellung.
    Im Wasser schwamm Monique an der Küste entlang. Sie rief und winkte, und Peltzner winkte zurück. Beim Winken sagte er: »Wie hart sind Sie, Doktor?«
    Hartung sah auf seine Hände. »Mir fällt kein Vergleich ein. Ein Diamant wäre weich dagegen …«
    »Ich habe Vertrauen zu Ihnen.« Peltzner lehnte sich zurück unter den schützenden Sonnenschirm. Es war drückend heiß, und er kam aus dem nebligen, feuchten London. »Ich wollte erst in Deutschland, bei mir, bei einer guten Flasche, mit Ihnen darüber reden. Aber die Lage ist gespannter geworden, als ich vorher glaubte.« Er schielte zu Hartung hinüber. »Kennen Sie die Tragik meiner Nichte?«
    »In groben Zügen. Monique hat sie mir erzählt.«
    Peltzner schloß die Augen. Weiber, dachte er erbittert. Reden ist ihre Seligkeit.
    »Was hat Ihnen Monique erzählt?« fragte er leichthin.
    »Nichts Genaues. Ihre Cousine soll schizophren sein und in eine Anstalt gebracht worden sein. Sie bedauert sie sehr. Ganz plötzlich soll es gekommen sein …«
    »So ist's. Drei Fachgutachten lassen keinen Zweifel über die Schwere und Aussichtslosigkeit ihrer Erkrankung. Es ist furchtbar. Ein hübsches Mädel, Doktor. Aber der Tod ihres Vaters, meines Bruders, muß der äußere Anlaß gewesen sein, daß die schlummernde Krankheit schlagartig ausbrach. Ein auslösender Schock, so nennt man's wohl … Durch diese tragische Verwicklung bin ich nun gezwungen worden, sie entmündigen zu lassen und das Erbe meines Bruders, das ihr als Alleinerbin zufiel, zu verwalten.«
    »Eine große Last!« sagte Dr. Hartung.
    Wieder schielte Peltzner zu ihm hin. Er ließ sich durch das undurchdringliche Pokergesicht Hartungs täuschen.
    »Ja und nein. Um dieses Erbe zu verwalten und richtig anzulegen, zu vermehren vor allem, brauche ich einen guten Mitarbeiter, einen versierten Juristen, der sich im Labyrinth der Paragraphen auskennt! Schließlich soll ja einmal Monique alles von mir bekommen. Und wen nähme ich da nicht lieber zu mir als Mitarbeiter als meinen zukünftigen Schwiegersohn? Monique liebt Sie, und ich respektiere die Wahl meiner Tochter … um so mehr, wenn wir beide auf dem angedeuteten Gebiet vertrauensvoll zusammenarbeiten …«
    Dr. Hartung nickte mehrmals. »Um es ganz klar zu sagen, lieber zukünftiger Schwiegervater: Man braucht einen mit dem Teufel im Bunde stehenden Juristen, um viele Dinge zu verdecken, die man normal nicht wagen würde …«
    Ewald Peltzner richtete sich im Liegestuhl auf und stemmte die Beine seitwärts in den Strandkies.
    »Sie begreifen schnell, Doktor – fast zu schnell.«
    »Ich habe eine Nase wie ein Dackel, wenn ich Geld wittere. Und hier riecht man es meilenweit …«
    »Ich würde Sie mit zehn Prozent am Mehrerlös unserer Transaktionen beteiligen.«
    »Darüber müßten wir bei Ihnen genau sprechen.«
    »Kennen Sie einen Dr. Budde?«
    »Nein …«
    »Er ist … er war der angebliche Verlobte meiner unglücklichen Nichte. Auch das war wieder etwas, was sie in einem schizophrenen Anfall getan hat. Sich verloben mit einem völlig unscheinbaren, ungebildeten und dummen Kerl. Außerdem macht er jetzt Schwierigkeiten.«
    »Inwiefern?«
    »Er will beweisen, daß Gisela nicht krank ist, sondern als Gesunde unter Irren lebt. Ich soll …«
    Dr. Hartung winkte ab. Ganz glatt kam ihm von den Lippen, was er sagte.
    »Das ist doch absurd! Der Mann will Geld, das ist alles!«
    »Genau das will er nicht. Er ist ein Idealist!«
    »Das sind die schlimmsten. Wenn Sie mir die Vollmacht geben, mit ihm zu sprechen … Er wird Geld nehmen … Es kommt nur auf die Summe an …«
    »Ich habe es nicht erreicht …«
    »Verlassen Sie sich darauf, den kauf ich mir …«
    Peltzner

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