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Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fellgrub trotzig wie ein Kind. Heinrich senkte den Kopf. Alles Gefühl für die eigene Mutter war weggebrannt.
    »Dann gehe ich!«
    »Wenn du deiner Mutter nicht einmal im … im Alter …« – sie würgte an diesem Wort wie an einem harten Kloß – »… ein klein wenig Lebensglück gönnst …« Anna Fellgrub tupfte an die gefärbten Wimpern. »Du bist ein undankbarer Sohn. Ich habe dich auf die höhere Schule geschickt, du konntest dein Abitur machen …«
    »Das berechtigt dich aber nicht, dich jetzt wie eine von der Straße aufzuführen! René geht – oder ich!«
    »René bleibt!« schrie Anna schrill.
    »Gut!« Heinrich Fellgrub sah seine Mutter eiskalt an. »Man sollte auch dich entmündigen …«, sagte er leise.
    Über Annas Gesicht zog eine fahle Blässe. Schreckliche Angst stand plötzlich in ihren Augen. Sie wich zurück, ihre Arme streckten sich abwehrend gegen Heinrich aus.
    »Das … das wagst du nicht … Du nicht und Ewald auch nicht! Ich werde die Wahrheit hinausschreien!«
    »Die Wahrheit einer Irren … wer glaubt sie? Wir haben es ja bei Gisela durchexerziert! Sie ist gesund … du aber, das sehe ich, du bist faul bis ins Mark! Es ist furchtbar, das einer Mutter sagen zu müssen!«
    »Ich werde euch alle vernichten!« schrie Anna. »Wenn ihr es mit mir so macht wie mit Gisela … euch alle bringe ich ins Zuchthaus!«
    Die Tür zur Eingangshalle öffnete sich. René, der Butler, stand im Rahmen. Er musterte Heinrich und sah hinüber zu Anna.
    »Hast du mich gerufen, Liebling?« fragte er.
    Heinrich Fellgrub biß die Zähne zusammen. »Nein!« sagte er langsam. »Aber der Liebling wird noch daran denken!« Heinrich machte Anstalten, sich auf René zu stürzen.
    »René!« rief Anna Fellgrub warnend. Und dann außer sich, zu Heinrich gewandt: »Du Scheusal! Du gemeiner Kerl! Du Flegel! Ich will dich nicht mehr sehen! Nie, nie mehr! Du Scheusal …«
    Heinrich Fellgrub hielt inne, sah seine Mutter noch einmal an. Lange, Abschied nehmend, wehmütig. Danach drehte er sich um und verließ schnell das Zimmer und das Haus.
    Mit einem Aufschrei rannte Anna zu René, der tief gekränkt ans Fenster getreten war, sie umfing ihn und versuchte, seinen Kopf an ihre Brust zu drücken.
    René drehte sich um und schob Annas streichelnde Hand brüsk zur Seite.
    »Das kostet was!« sagte er dumpf. »Habe ich es nötig? Das kostet was …«
    »Was willst du denn haben, Schatz?« flötete Anna jetzt förmlich.
    René wischte sich über die Lippen. »Ein vernünftiges Testament von dir will ich sehen … oder du kannst abends nach mir klingeln, bis du schwarz wirst …«
    Er ließ sie stehen, und Anna Fellgrub lief ihm nach, jammernd und händeringend und versprach ihm alles …
    In St. Tropez lagen Dr. Gerd Hartung und Monique faul und zufrieden in ihren Liegestühlen unter breiten, bunten Sonnenschirmen, als Ewald Peltzner durch die Liegereihen stampfte und sich vor ihnen aufbaute. Da plötzlich die Sonne sich verdunkelte, öffneten Hartung und Monique gleichzeitig die Augen und sahen in das dicke Gesicht Peltzners.
    »Papa!« jubelte Monique. Sie sprang auf, fiel ihm um den Hals, küßte ihn und zog ihn auf ihren Stuhl neben Hartung. Peltzner winkte ab, als Dr. Hartung sich erheben wollte, und legte seinen Strohhut auf den steinigen Strand.
    »Bleiben Sie bequem«, sagte er jovial. »Ich habe mit Ihnen zu sprechen …«
    »Wo kommst du denn plötzlich her, Papa?« rief Monique. »Ich denke …«
    »Sie denkt!« Peltzner winkte ab, als Monique weitersprechen wollte. »Wir haben unter Männern zu sprechen. Weißt du was … schwimm ein bißchen …«
    Monique verzog den schönen Mund.
    »Wir waren erst vor kurzem im Wasser.«
    »Dann schwimmst du eben noch einmal …«
    »Ich habe keine Lust, Paps.«
    Peltzner seufzte. »Sie sehen, Doktor … Ihre Braut hat einen Dickkopf. Er wird Sie vor größere Probleme stellen als alle juristischen Fangarme zusammengenommen!« Peltzner hob die Hand und winkte Monique zu. »Geh schwimmen, Kanaille!« lachte er. »Ich kaufe dir auch das weiße Seidenkostüm bei ›Corinna‹.«
    »Wirklich? Du bist süß Papa!« Sie machte einen Luftsprung und rannte hinunter zum Meer. Dr. Hartung sah ihr nach … Peltzner stubste ihn in die Seite.
    »Reißen Sie sich los von ihrer verliebt-melancholischen Betrachtung, lieber Doktor! Als Ihre Frau werden Sie Monique noch ausgiebig ansehen können, bis es Ihnen zuviel wird …« Er wehrte lachend ab, als Hartung widersprechen wollte, und beugte

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