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Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schüttelte den Kopf. »Wer Sie reden hört, könnte den Eindruck gewinnen, daß es für Sie kein Unmöglich gibt. Aber gut! Ich schlage in eine Wette ein: Wenn es Ihnen gelingt, mit einem Geldbetrag diesen Budde zum Schweigen zu bringen, nehme ich Sie als Teilhaber in die Firma!« Peltzner wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Eigentlich verrückt, nicht wahr? Ich kenne Sie zusammenhängend vielleicht vier Stunden … und schenke Ihnen Millionen! Vielleicht kommt es daher, daß Monique Sie liebt, vielleicht, weil Sie mir sympathisch sind …«
    »Danke …«, sagte Hartung glatt.
    »… vielleicht, weil ich spüre, daß Sie der richtige Mann für mich sind! Ich verlasse mich viel auf gefühlsmäßige Intuitionen. Ich glaube, daß wir gut zusammenpassen, Doktor.«
    »Das werde ich nie bezweifeln.« Hartung richtete sich auf. Sein Gesicht war ernst und etwas verkniffen. »Ich werde Sie mit meiner Arbeitskraft nicht enttäuschen …«
    Vom Meer kam Monique gelaufen. Ihr nasser Körper dampfte in der heißen Sonne. Hartung seufzte leise. Es wird schwer sein, sie von dem, was noch kommen wird, zu trennen, dachte er. Vielleicht verliere ich sie wieder … vor allem darf ich nicht daran denken, daß sie mitschuldig ist, wenn auch nur aus Dummheit. Vielleicht glaubt sie wirklich an die Krankheit Giselas …
    Mit diesem Gedanken beruhigte Dr. Hartung sein Gewissen. Er sprang auf, warf ein Badetuch über Monique und frottierte sie ab. Ewald Peltzner sah ihnen zufrieden zu.
    »Ihr seid wirklich ein schönes Paar!« sagte er ganz im väterlichen Stolz. »Komm, gehen wir essen.«
    Zwei Dinge geschahen in Professor v. Maggfeldts ›Parkklinik‹, die eine Wendung brachten: Gisela Peltzner wurde in den zehntätigen Dauerschlaf versetzt … es war eine Routinearbeit und fiel nicht weiter auf, und zweitens wurde mitten im großen Garten der Klinik ein neuer langgestreckter, flacher Bau eröffnet und eingeweiht, auf den Maggfeldt und die gesamte Belegschaft sehr stolz waren: eine Kegelbahn!
    Sie war mit allen technischen Einrichtungen ausgestaltet, hatte vier Bahnen, einen Wirtschaftsraum mit Theke, an der es allerdings nur Limonade, Tee, Kaffee oder Fruchtsäfte zu trinken gab. Und die Kugeln waren nicht aus glattem, fein gedrehtem Holz, sondern aus Hartgummi.
    Professor v. Maggfeldt hatte den Dauerschlaf Giselas noch um einige Tage verschoben. Oberarzt Dr. Pade hatte die Adresse Dr. Buddes vom Einwohnermeldeamt erfahren. Der Brief, den Maggfeldt ihm daraufhin schrieb, kam zurück mit dem Vermerk, daß der Empfänger auf unbestimmte Zeit verreist und der Aufenthalt unbekannt sei.
    »Scheint sich abgesetzt zu haben«, sagte Maggfeldt nachdenklich. »Machte sonst einen ganz netten Eindruck. Seine Erschütterung im Seerestaurant war echt. Vielleicht hat er die Aussichtslosigkeit eingesehen. Schade … ich hätte ihn gern mit Fräulein Peltzner zusammengebracht.« Er legte den Brief auf den Schreibtisch zurück und sah Dr. Pade an. »Das ist etwas, was wir versäumt haben, Herr Pade. Wir hätten ihn zu ihr lassen sollen! Mir scheint fast, als sei die bisherige Isolierung ein Fehler von uns gewesen …«
    Oberarzt Dr. Pade schwieg. Er ist der Chef, dachte er. Nach Pades Dafürhalten war die Behandlung Giselas überhaupt falsch gelaufen. Keine Isolierung, trotz Depressionen und einigen katatonen Ausbrüchen, sondern durch eine große Aussprache zwischen allen Beteiligten die Möglichkeit schaffen, die Krankheit psychoanalytisch zu behandeln – das wäre das Richtige gewesen. Ein Weg, den Maggfeldt jetzt im Alleingang versuchen wollte, wenn Gisela Peltzner aus dem Dauerschlaf erwachte und seelisch völlig entspannt war.
    Man hatte viele Wochen verloren … aber was sind schon Wochen in einem Irrenhaus?
    Nun war der Tag gekommen, an dem Gisela in die Wahrheit hineinschlafen sollte … eine Wahrheit, die sie täglich angeboten und die ihr niemand abgenommen hatte.
    Man hatte den Darm gereinigt, Herz und Kreislauf gestärkt und unter ständiger Kontrolle gehalten, um jede, auch die geringste Abweichung genau zu registrieren. Eine Pflegerin war bestimmt worden, die in diesen zehn Tagen allein für Gisela dasein sollte.
    Gisela ließ die Vorbereitungen fast apathisch über sich ergehen. Ihre einzige Kraftentfaltung bestand nur noch darin, sich dagegen zu wehren, daß sie nicht wirklich irrsinnig wurde. In den Stunden, in denen sie allein war, stand sie auf, ging herum, trat an den Spiegel und sprach mit sich selbst. Zuweilen vertrieb sie

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