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Entrissen

Entrissen

Titel: Entrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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Freie sucht. Sie hatte dem Baby die Hände um den Hals gelegt. Anni wusste, dass sie das Baby mit der kleinsten Bewegung töten konnte. Sie musste nur ganz leicht zudrücken.
    »Sie sind doch Hester, nicht wahr? Das ist doch Ihr Name?« Anni versuchte, leise und sanft zu sprechen, aber gleichzeitig musste sie das Weinen des Babys übertönen. Sie sah Hester unverwandt an und wartete darauf, dass diese den Blick erwiderte.
    »Hester ...«
    Hesters Augen kamen langsam zur Ruhe und blieben schließlich an Anni hängen.
    »Sie heißen doch Hester, nicht wahr?«
    Hester erwiderte Annis Blick und blinzelte ein paar Mal schnell. Dann nickte sie.
    »Gut. Hören Sie zu, Hester, ich will Ihnen nichts tun. Niemand hier will Ihnen etwas tun, okay? Wir machen uns bloß Sorgen um Sie. Um Sie und das Baby.«
    Anni wartete eine Weile. Hoffentlich hatte Hester sie verstanden. Dann redete sie weiter, noch immer in demselben beruhigenden Tonfall.
    »Hester, warum legen Sie das Baby nicht wieder in sein Bettchen? Dann können wir uns unterhalten. Ganz in Ruhe.«
    Hester sah auf das Baby herab und begann es hin und her zu wiegen. Das Weinen des Babys wurde ganz allmählich leiser.
    Anni wagte sich einige Zentimeter vor.
    »Sie können wirklich gut mit Babys umgehen, Hester. Richtig toll machen Sie das. Aber jetzt können Sie es hinlegen, glaube ich. Und dann unterhalten wir uns ...«
    Hester runzelte die Stirn. Noch immer hielt sie das Baby fest an ihre Brust gedrückt. Wiegte es hin und her. »W-worüber? Wieso denn ...«
    »Sie sind hier ganz allein und müssen sich um ein kleines Baby kümmern. Sie brauchen Hilfe, Hester ...«
    »Ich hab meinen ... meinen Mann, der ... er ist weg, er ... muss zurückkommen ...«
    »Ihr Mann, stimmt.« Das Letzte, was sie wollten, war dass der Mann zurückkehrte, während Hester das Baby im Arm hielt. »Aber hören Sie, Hester, machen Sie sich im Augenblick keine Gedanken um Ihren Mann. Der ist nicht hier. Denken Sie einfach daran, was das Beste für Sie und das Baby ist. Ich kann Ihnen helfen, Hester. Ihnen die Unterstützung geben, die Sie und das Baby brauchen.«
    Noch ein Schritt vor.
    »Kommen Sie, Hester, lassen Sie uns reden, einverstanden? Nur wir zwei Frauen.«
    Sie riskierte einen weiteren Schritt. Beim Wort »Frauen« hatte Hester, die immer noch das Baby schaukelte, eine Reaktion gezeigt. Ganz offensichtlich hatte Anni das Richtige gesagt. Von diesem Erfolg ermutigt, fuhr sie fort.
    »Ich weiß.« Sie zeigte auf die Männer hinter sich. »Aber machen Sie sich wegen denen da keine Sorgen. Das sind Männer. Die verstehen nichts davon. Pistolen, Gebrüll - von anderen Dingen haben die keine Ahnung.« Sie wandte sich wieder zu Hester um und sah ihr direkt in die Augen. »Wir Frauen sind da anders, stimmt's? Wir wissen, wie man vernünftig miteinander redet, ohne das ganze Geschrei. Also kommen Sie.« Ein weiterer Schritt. »Lassen Sie uns reden. Nur Sie und ich.«
    Hester sah zwischen Anni, dem Baby und den bewaffneten Einsatzkräften hin und her. Ihrem verwirrten Blick nach zu urteilen, wusste sie wirklich nicht, was sie tun sollte. Sie wiegte das Baby immer weiter, obwohl es schon längst wieder still war.
    Anni wagte einen weiteren Schritt. Inzwischen stand sie fast direkt vor Hester.
    »Kommen Sie, Hester, es muss Sie doch müde machen, die ganze Zeit mit dem Baby im Arm da herumzustehen. Sind Sie müde?«
    Hester dachte nach, dann nickte sie.
    »Das dachte ich mir.« Anni streckte die Arme aus. »Soll ich das Baby in sein Bettchen legen, und dann unterhalten wir uns? In aller Ruhe? Sie und ich. Einverstanden?«
    Anni lächelte ihr aufrichtigstes Lächeln.
    Hester sah das Baby an, dann Anni. Von dieser Entscheidung hing nun alles ab. Langsam lockerte sich ihr Griff um den Säugling.
    Annis Herz hämmerte, ihre Hände zitterten. Sie konnte nur hoffen, dass Hester es nicht sah.
    »Kommen Sie, Hester. Ich nehme Ihnen das Baby ab und dann unterhalten wir uns ...«
    Mit der Vertrauensseligkeit eines Kindes streckte Hester die Arme aus und hielt Anni das Baby hin.
    Mit einem offenherzigen Lächeln trat Anni auf sie zu. Sie schob die Hände unter den Rücken des Babys und nahm es vorsichtig von Hester entgegen.
    Sie hielt es fest an ihre Brust gedrückt. Dann blickte sie Hester an, die gespannt und vertrauensvoll das Gespräch mit Anni erwartete.
Es ist wirklich, als würde man ein kleines Kind verraten,
dachte Anni.
    Sie nickte Phil kurz zu, der seinen Männern einen Befehl gab. Hester wurde

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