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Entrissen

Entrissen

Titel: Entrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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aufgefangen. Er hatte sich damit eingerieben, gespürt, wie die rot glänzende Flüssigkeit seine Haut wärmte, den dunklen Kupfergeruch seiner Beute eingeatmet. Es sich ins Gesicht gespritzt, seine Kehle hinabrinnen lassen, es getrunken. Es war ihm vorgekommen, als nähme er so den Geist des erlegten Tieres in sich auf, als ließe er sich von ihm nähren.
    Er sah auf seine Beute herab, wie sie auf dem Boden ihres Wohnzimmers lag. Genau das hätte er diesmal auch am liebsten getan. Ihr Blut mit den Händen aufgefangen, als es aus ihr sprudelte, sich die Kleider vom Leib gerissen und sich damit eingerieben, um sie auf seiner nackten Haut zu spüren.
    Aber er hatte sich zusammengerissen. Er musste Disziplin beweisen, sich auf sein Ziel konzentrieren. Er hatte keine Zeit, ihren Geist in sich aufzunehmen.
    Oder vielleicht doch ...Er sah auf das winzige, strampelnde Kind herab, das er ihr herausgeschnitten hatte. Eine Geburt in Blut, ein Messer als Hebamme und ein sterbendes Wirtstier. Er lächelte. Das Kind war der Geist, die Lebenskraft aus ihrem Innern. Damit würde er vorlieb nehmen.
    Er holte die Decke hervor, die er mitgebracht hatte, wickelte das Baby darin ein und steckte es in seinen Rucksack.
    Dann verließ er das Haus und schloss die Tür hinter sich.
    Er ging die Straße entlang und fühlte sich wie ein Gott unter Sterblichen.
    Niemand sah ihn.
     

48
     
    Die Tür zum Beobachtungsraum öffnete sich, und Anni Hepburn kam hereingestürmt. Widerstrebend riss Marina den Blick vom Spiegel los.
    »Ich glaube, Phil braucht Hilfe«, sagte sie.
    »Das ist doch jetzt egal!«, rief Anni ungeduldig. »Der weiß sich schon zu verteidigen. Wir haben endlich einen Anhaltspunkt! Ryan Brotherton ist öfters zu Prostituierten gegangen. Er kannte Susie Evans. Durch sie hat er Sophie Gale kennengelernt. Er kennt sie schon seit Jahren. Sie hat gestanden, dass Brotherton am Mittwochabend weg war, als Claire und Julie ermordet wurden.« Sie blickte in den Nebenraum und begriff, wie brenzlig die Situation dort war. »Sagen Sie Phil Bescheid. Am besten sofort.«
     
    »Frag ihn wegen der Prostituierten.« Urplötzlich ertönte Marinas Stimme laut und scharf in Phils Ohr. »Was? Wieso denn das?«
    »Das lenkt ihn ab. Damit erwischst du ihn auf dem falschen Fuß. Frag ihn einfach, na los!«
    »Was ist mit den Prostituierten, Ryan?«
    Brotherton stand kurz vor dem Ausrasten. Der Uniformierte war noch immer in Alarmbereitschaft.
    Phil hob die Stimme. »Prostituierte, Ryan. Sind Sie jemals bei einer gewesen?«
    Urplötzlich blieb Brotherton stehen und riss den Kopf hoch. »Was? Was hat das denn mit irgendwas zu tun?«
    »Kommen Sie, Ryan. So sehr, wie Sie Frauen hassen, ist es manchmal vielleicht einfacher, eine zu bezahlen, damit Sie Ihren Frust an ihr abreagieren können, stimmt's?«
    »Nein!« Brotherton klang angeekelt. Seine Augen wanderten nach links. Er log.
    »Er kannte Susie Evans.« Wieder Marina. »Er war einer ihrer Freier. So hat er auch Sophie Gale getroffen. Die beiden Frauen waren Kolleginnen. Und Sophie hat zugegeben, dass er am Mittwochabend nicht zu Hause war.«
    Phil versuchte, sich seine Aufregung nicht anmerken zu lassen. Seine Miene blieb vollkommen neutral. »Setzen Sie sich wieder hin, Ryan. Dann können wir reden.«
    Phil ließ sich auf seinen Stuhl sinken. Brotherton, der wieder zu Atem gekommen war, tat es ihm gleich.
    »Also«, sagte Phil. »Sind Sie sicher? Sie waren nie bei einer Prostituierten?«
    »Nein. Nie.« Wieder die Augen nach links. Auch eine Lüge. »Ich muss nicht für Sex bezahlen. So was hab ich nicht nötig.«
    »Vielleicht zahlen Sie ja nicht nur für den Sex.«
    »Was soll das heißen?«
    »Sie wissen genau, was das heißen soll, Ryan. Sie verprügeln gerne Frauen. Manchmal gefällt das den Frauen aber nicht, und sie trennen sich von Ihnen. Oder gehen sogar zur Polizei und zeigen Sie an. Also brauchen Sie ein anderes Ventil. Um hin und wieder ein bisschen Dampf abzulassen. Man müsste meinen, Prostituierte wären da genau das Richtige.«
    »Da liegen Sie aber falsch.« Brothertons Stimme klang dünn.
    Phil lehnte sich zurück und musterte ihn. »Ich glaube Ihnen kein Wort, Ryan. Wissen Sie, ich bin ziemlich gut in meinem Job. Ich sitze hier tagein, tagaus und höre mir an, was Leute wie Sie mir auftischen. Sie alle wollen, dass ich Ihnen glaube. Und die meisten von ihnen sind Lügner. Manche sind ziemlich gute Lügner. Man könnte fast auf sie hereinfallen.« Er verschränkte die Arme vor

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