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Entrissen

Entrissen

Titel: Entrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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»Das wissen Sie ganz genau. Und Sie wissen auch, warum nicht.«
    »Sie haben recht. Ich kenne den Grund. Habe es heute erst herausgefunden.« Annis Blick wanderte zu der Kamera oben in der Ecke.
    Clayton fuhr zurück. Sah sie ihn an? Wusste sie, dass er ihr zusah?
    Sie fuhr fort. »Sie waren eine Informantin. Sie standen unter Schutz.« Sophie nickte.
    Annis Stimme veränderte sich. Der aggressive Unterton verschwand. »Das hat Sie bestimmt viel Mut gekostet. War sicher oft richtig gefährlich, kann ich mir vorstellen.«
    Sophie zuckte mit den Schultern. Clayton wusste, dass sie langsam auftaute. Er wusste auch, dass Anni sie nach Strich und Faden manipulierte.
    »Sich mit Männern einzulassen, die man abstoßend findet, ist ja schon schlimm genug. Aber dann auch noch zu uns zu kommen und uns Bericht zu erstatten ... über gefährliche Kriminelle ... dazu gehört echte Courage. Das meine ich ganz ernst.« Und sie klang auch so. Sie lächelte.
    Sophie erwiderte es. »Danke.«
    »Wie lange haben Sie das gemacht?«
    Sophie dachte nach. »Ach ... eine Ewigkeit. Aber gleichzeitig hat man das Gefühl, als wäre es schon Jahre her. Als wäre das gar nicht ich gewesen.«
    »Also, wie lange?«
    »Ungefähr fünf Jahre.«
    Anni wirkte beeindruckt. »Eine lange Zeit.«
    »So kam es mir auch vor.«
    Anni nickte lächelnd. »Aber jetzt liegt all das ja hinter Ihnen.«
    »Absolut. Neues Leben, alles neu.« Sophie lächelte zaghaft. Selbst auf dem körnigen Monitorbild konnte Clayton sehen, dass sie langsam aus der Deckung kam. Er wusste genau, was Anni vorhatte. Und was das Ergebnis sein würde. Und er konnte nichts tun, um sie aufzuhalten.
    »Also«, meinte Anni und warf wieder einen Blick in ihre Mappe. »Kommen wir zum Mittwoch, dem Siebzehnten. Sie haben den Abend mit Ihrem Lebensgefährten Ryan Brotherton verbracht. In dem Haus, das Sie gemeinsam bewohnen.« Sie sah auf. »Ist das korrekt?«
    »Ja.«
    Zurück zur Mappe. »Und Sie waren den ganzen Abend zu Hause. Haben DVDs angesehen und sich was zu essen bestellt.«
    Sophie nickte.
    Anni sah ihr direkt ins Gesicht, und ihre Freundlichkeit war komplett verschwunden. »Nein, das haben Sie nicht. Sie lügen.«
    Sophie erschrak.
    Das Testergebnis ist da,
durchfuhr es Clayton.
Und es ist positiv.
     

46
     
    »Aber lassen wir das für den Moment beiseite«, sagte Anni. »Darauf können wir später noch zurückkommen. Zuerst würde ich gerne über Ryan sprechen. Wie haben Sie sich kennengelernt?«
    Sophie, noch sichtlich mitgenommen wegen Annis Feststellung, leierte dieselbe Geschichte herunter, die Clayton bereits am Abend zuvor von ihr zu hören bekommen hatte. Sie sei mit einem Konkurrenten von Ryan liiert gewesen, habe durch ihn von der frei werdenden Stelle gehört, sich beworben, den Job bekommen und sich daraufhin von ihrem Freund getrennt.
    Anni hörte zu. Sie gab keinen Kommentar ab, nickte bloß hin und wieder. Dann zog sie erneut ihre Akte zu Rate. Noch immer schwieg sie. Clayton musste hilflos zusehen. Es gab nichts, was er hätte tun können. Anni hielt alle Fäden in der Hand.
    »Kannten Sie Susie Evans, Sophie?«
    Sophie schien mit sich zu ringen, wie sie darauf antworten sollte. »Ja«, gestand sie schließlich. »Aber nicht besonders gut.«
    »Sie wurden einmal mit ihr zusammen verhaftet. Bei einer Razzia«, las Anni vor. »Nein, sogar mehrmals.«
    Sophie nickte, sagte aber nichts.
    »War Ryan ebenfalls mit Susie Evans bekannt?«
    Clayton sah die Angst und Verzweiflung in Sophies Augen. »Nein. Keine Ahnung. Nicht dass ich wüsste.«
    »Was denn nun?« »Ich weiß es nicht.« »Sie wissen es nicht.«
    »Falls er sie kannte, hat er sie nie erwähnt.«
    »Aha.« Anni blätterte ein paar Seiten um und zog dann ein Blatt Papier aus der Akte hervor. »Komisch. Sein Name taucht nämlich mehrere Male im Zusammenhang mit dem von Susie Evans auf. Ziemlich oft sogar. Ihrer übrigens auch.«
    Sophie blickte im Raum umher, als suche sie in irgendeiner Ecke nach Unterstützung. Die Angst in ihrem Blick war inzwischen unverkennbar. Clayton betrachtete Anni, er kannte diese Miene: Sie musste sich zusammenreißen, um nicht zu grinsen. Sie hatte noch irgendetwas in der Hinterhand.
    »Und nicht nur das. Sie wurden mehrmals mit ihr zusammen verhaftet, und jedes Mal wurde Ryan ebenfalls aufs Revier gebracht. Man hat nie Anklage gegen ihn erhoben, deswegen hat es auch ein Weilchen gedauert, bis ich diese Information herausgefunden habe, aber seine Personalien wurden aufgenommen.

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