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Entscheide dich, sagt die Liebe

Entscheide dich, sagt die Liebe

Titel: Entscheide dich, sagt die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Goldberg
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Danieles erleichtertes Lächeln. Ihr fiel ein, was Paolo ihr von der Krankheit erzählt hatte, die Herrn Rossi zittern ließ. Sie schämte sich, dass sie so sehr in ihren eigenen Problemen gefangen war und so wenig an die Leiden anderer Leute dachte.
     
    Daniele ließ es sich nicht nehmen, Clara in seinem Boot nach Venedig zu bringen.
    »Ihr seid eine wunderbare Familie.« Verglichen mit dem Palast der Minottis hätte man die Bleibe der Rossis als schäbig einstufen müssen. Aber die Atmosphäre der Zuneigung, die in ihren vier Wänden herrschte, tauchte die einfachen, abgenutzten Möbel in ein warmes Licht, das das ganze Gold der Minottis falsch aussehen ließ. Ein Hauch Eifersucht flackerte in Clara auf.
    »Wenn du einmal erlebt hättest, wie Enzo und Giulia sich in die Haare kriegen, würdest du das nicht sagen.« Daniele zog eine Grimasse.
    Clara lachte leise. »Deine Mutter ist jedenfalls eine besondere Frau. So warmherzig und fürsorglich.« Immerhin, sie hatte jetzt auch einen Menschen, den sie so nennen konnte. Mutter. Und irgendwann würde sie vielleicht auch so fühlen.
    »Manchmal zu fürsorglich«, sagte Daniele. Aber er sagte es in einem Tonfall, der keinen Zweifel daran aufkommen ließ, dass er stolz auf seine Familie war und alles für sie tun würde.
    Während er das Boot steuerte, die Augen auf den Horizont gerichtet, fasste Clara sich ein Herz und erzählte ihm, was sie über ihren Vater erfahren hatte, erst ein wenig stockend, dann immer flüssiger. »Er hat sein Studium angeblich mit dem Verkauf von Bildern bezahlt. Bilder, von denen er einem Freund gegenüber behauptet hat, sie seien Familienbesitz gewesen.« Als Daniele die Bugwelle eines großen Passagierschiffs kreuzte, sprühten feine Wassertröpfchen in Claras Gesicht, die sich eiskalt anfühlten. »Wenn der Klimt aber im Besitz seines Geigenlehrers gewesen ist, muss Vater gelogen haben. Glaubst du, dass er …« Der Wind riss ihr die Worte aus dem Mund, als wollte er verhindern, dass jemand sie hörte. »Glaubst du, dass er das Bild gestohlen hat?«, brüllte Clara dagegen an.
    Daniele antwortete nicht. Er schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf, aber vielleicht bildete sie sich das auch nur ein.
    Als er den Anlegeplatz der Ca’ Minotti erreichte, stieg Clara aus. »Danke für alles. Ciao, Daniele.« Plötzlich traten Tränen in ihre Augen. Rasch drehte sie den Kopf und blinzelte sie weg.
    Er wendete nicht, wie sie es erwartet hatte, sondern stellte den Motor ab, vertäute das Boot und sprang an Land. Fasste sie am Arm und zwang sie, ihn anzusehen. »Es kann viele Erklärungen dafür geben, harmlose Erklärungen«, beantwortete er die Frage von vorhin. »Vielleicht hat Rosenblatt deinem Vater den Klimt geschenkt? Vielleicht wollte er seinem talentiertesten Schüler das Musikstudium ermöglichen?«
    Seine Hand, die immer noch auf ihrem Arm lag, fühlte sich warm, beinahe heiß an. Sie hätte sie gern abgeschüttelt und gleichzeitig wollte sie nicht, dass er sie losließ. »So ein teures Gemälde als Geschenk für einen Schüler?«, murmelte sie. Es wäre zu schön, wenn es sich so leicht erklären ließe. »Warum hat mein Vater es dann nicht verkauft? Oder willst du behaupten, Rosenblatt habe ihm mehrere Bilder geschenkt?«
    Irgendetwas stimmte nicht. Und Daniele wusste das so gut wie sie, auch wenn er versuchte, sie aufzumuntern.

 
    E r konnte ihre Verunsicherung greifen. Und er war gespalten, weil er die Wahrheit längst ahnte und versprochen hatte, bei der Aufklärung der Geschichte zu helfen. Zu gern hätte er sie aus der Unwissenheit erlöst. Andererseits hatte er keinen Beweis für seine Vermutungen und daher nicht das Recht, ihr den Glauben an ihren Vater zu nehmen, den sie so abgöttisch liebte. Nein, besser er schwieg und wartete ab, wie sie mit dem, was sie bisher erfahren hatte, zurechtkam.
    Als er ihr die Hand zum Abschied hinstreckte, fiel sein Blick auf die Front der Ca’ Minotti, und er wunderte sich. »Warum ist das ganze Haus dunkel?«
    »Paolo ist geschäftlich unterwegs und seine Mutter ist auf Reisen.«
    »Und Giovanna? Pietro? Matilda?«
    »Ich habe Paolo gebeten, dem Personal freizugeben.«
    »Heißt das, du bist ganz allein in diesem riesigen Palast? Ist das nicht gruselig?« Daniele schüttelte sich. Der bloße Gedanke daran ließ ihn erschauern.
    »Halb so schlimm. Ich werde versuchen, mehr über Schlomo Rosenblatt herauszufinden. Dann bleibt mir keine Zeit, mich zu fürchten.« Sie klang wie ein Mädchen, das

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