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Entscheide dich, sagt die Liebe

Entscheide dich, sagt die Liebe

Titel: Entscheide dich, sagt die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Goldberg
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das weiß ich. Finally drittens …«
    Clara lachte. Ihr erstes befreites Lachen, seit sie herausgefunden hatte, was sie herausgefunden hatte.
    »Drittens die Musik. Ich habe einige Aufnahmen von dir auf YouTube entdeckt. Und jetzt würden Betty und ich dich natürlich wahnsinnig gern live spielen hören. Glaubst du, das ließe sich einrichten?« Er zwinkerte.
    Selbst wenn sie gewollt hätte, sie hätte nicht mehr Nein sagen können. »Also gut. Einverstanden.«
    »Dann ist es abgemacht.« Jim rieb sich die Hände. »Ein kleines Problem gibt es allerdings.« Er wirkte plötzlich verlegen. »Unser Klavier … nun ja, es ist bloß ein Wandklavier. Und ein ziemlich verstimmtes noch dazu.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Solange die Tasten nicht stecken bleiben und keine Mäuse in der Mechanik nisten, ist es kein Problem.«
    »Yoho! Mäusenester in der Mechanik? Das hast du schon erlebt?«
    Von dem Moment an sprachen sie nur noch über Musik. Was für eine Erleichterung! Clara atmete tief durch. Als hätten die Gespenster der Vergangenheit den knochenharten Griff um ihren Hals endlich gelockert.
     
    Als sie wenig später die viktorianisch anmutenden Backsteinhäuser von Gastown erblickte, fühlte sie sich in ein früheres Jahrhundert versetzt.
    Vor einer plumpen Standuhr kauerte ein Grüppchen Touristen, die Fotoapparate im Anschlag. Ehe Clara sich fragen konnte, was an der Uhr so sehenswert sein sollte, begann diese, wie eine Lokomotive zu tuten und Dampf auszustoßen. Die Touristen, die nicht gerade auf einen Auslöser drückten, begrüßten die weißen Wölkchen mit Applaus.
    Das Betty Blue war ein kleines Café mit hohem Gemütlichkeitsfaktor. Es gab runde Tische, Thonetstühle und in jeder Ecke ein abgewetztes Plüschsofa. Die Wände waren dicht an dicht mit Konzertplakaten und Postern von berühmten Jazzmusikern beklebt. Schräg gegenüber der Bar war ein Podium aufgebaut, auf dem ein Klavier stand. Dem gedrechselten Notenpult und den beiden Kerzenleuchtern aus Messing zufolge musste es sich um ein ziemlich altes Stück handeln.
    Eine rundliche Frau mit rostrotem Kraushaar kam hinter der Bar hervor. Sie begrüßte Clara mit einem Lachen, das direkt in den Augen wohnte. Betty.
    Während Jim sich um zwei ältere Männer, die einzigen Gäste des Cafés, kümmerte und Bier zapfte, führte Betty Clara nach oben und zeigte ihr, wo sie schlafen würde. Die ganze Wohnung der Rosenblatts war klein, aber jeder Quadratzentimeter platzte vor Behaglichkeit. Die Wände waren mit Fotos gepflastert, die Möbel in einem herrlich stillosen Mischmasch von Alt und Neu zusammengestellt. Zwei Tigerkatzen thronten auf dem Sofa, überall standen üppige Grünpflanzen herum.
    »Schön habt ihr es hier«, sagte Clara und dachte wehmütig an das unterkühlte Ambiente der Ca’ Minotti.
     
    Später im Café stießen sie mit kanadischem Bier an. Betty stupste Jim an, der flüsterte ihr etwas ins Ohr. Dann räusperte er sich und deutete feierlich auf das Klavier.
    »Wie gesagt, es ist kein Konzertflügel und die Stimmung ist abenteuerlich, eh? Aber Betty und ich würden uns wahnsinnig freuen, wenn du trotzdem etwas spielen möchtest.«
    Clara ließ sich nicht zweimal bitten. Sie setzte sich auf den wackligen Drehstuhl, der entsetzlich quietschte, und spielte einige Akkorde und Arpeggien. Das Instrument war zwar verstimmt, aber sein warmer Klang mit dem nostalgischen Touch entschädigte für die Macken. Sie spielte eine Ballade von Chopin. Mitten im Spiel drehte sie sich kurz um und sah Jim hinter dem Tresen versonnen lächeln. Betty kam immer näher, so nahe, als wollte sie am liebsten in das Klavier hineinschlüpfen. Als die Schlussakkorde verklungen waren, klatschten die beiden begeistert.
    »Kennst du Sally Gardens? «, fragte Betty. Ihre Augen funkelten. »Ein irischer Lovesong.«
    »Aber Darling!«, rief Jim. Er stellte das Glas ab, das er soeben abgetrocknet hatte, und kam herüber. »Du kannst doch Clara nicht mit deinen keltischen Liedern nerven.« Er tat nur so, als schimpfe er mit seiner Frau. Dabei sah er sie liebevoll an. »Du musst wissen, meine Betty hat irische Vorfahren, sie ist eine gebürtige O’Donnell.«
    »Kann mir jemand die Melodie vorsingen?«, fragte Clara.
    Betty stellte sich neben das Klavier und nickte ihr zu.
    »It was down by the Sally Gardens, my love and I did meet. She crossed the Sally Gardens with little snow-white feet.« Die Frau mit den lachenden Augen besaß eine wunderbare Naturstimme, einen

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