Entscheidung auf Mallorca
Wenn ihr eure Moneten haben wollt – bitte, ihr könnt sie haben. Ich bleibe aber hier, solange es mir paßt.«
Haralds Lippen wurden farblos. »Das ist nicht dein Ernst.«
»Du wirst es erleben.«
»Und ich bleibe ebenfalls hier«, trumpfte Peggy auf. »Zwei gegen zwei. Jetzt wollen wir mal sehen, wer stärker ist.« Sie wandte sich an Wulf. »Du hast vollkommen recht! Wie kommen wir dazu, uns vorschreiben zu lassen, was wir zu tun haben. Ausgerechnet wir. Ich hab’ die Kameras besorgt, du hast sie verkauft.«
Haralds Backenknochen traten hervor. »Genug«, sagte er. »Ich konnte nicht ahnen, daß kameradschaftliche Selbstverständlichkeiten für euch einen Zwang darstellen. Aber wohlan: Wenn es so ist, kann ich euch nicht helfen. Aber niemand wird mich dann davon abhalten können, einen Trennungsstrich zwischen euch und mir zu ziehen.«
Peggy war rot vor Erregung. »Laß dich nicht verrückt machen«, redete sie auf Wulf ein. »Harald blufft nur. Er will dich kleinkriegen. Und warum? Weil du wendiger bist als er. Weil du gute Anzüge trägst, während er in Bluejeans herumläuft. Weil du …«
»Halt die Klappe!« fuhr Wulf sie an. »Ich weiß selber, was ich zu tun und zu lassen habe.«
Peggy war außer sich.
Harald hingegen dachte erleichtert: Er fängt sich. Ich hab’ mich nicht getäuscht. Mir hätte es einen Knacks gegeben, wenn Wulf … Bei Peggy ist das etwas anderes. Über sie brauche ich mich nicht zu wundern, höchstens über mich. Schon längst hätte ich Schluß machen müssen.
Wulf sah Miriam an. Vielleicht gibt sie jetzt nach, überlegte er und fragte: »Merkst du, was du angerichtet hast?«
Sie blickte zu Boden. »Es ist nicht meine Schuld.«
»Darüber wollen wir nicht streiten. Zum letztenmal: Bleibst du, oder reist du ab?«
»Ich habe es bereits gesagt.«
Dann gebe ich auch nicht nach, schwor er sich.
Peggy warf Wulf einen flehenden Blick zu.
Er schaute zu Harald hinüber. Wenn bei Miriam nichts mehr zu erreichen ist, muß ich ihn in die Knie zwingen. »Und du?« fragte er.
Sollte ich mich doch getäuscht haben, dachte Harald bestürzt. Er erhob sich und wollte Wulf die Hände auf die Schulter legen. Der stieß ihn zurück. »Mach keine Faxen, sondern entscheide dich!«
Harald gab es auf. »Du kennst meine Entscheidung. Ich begleite Miriam.«
Wulfs Gesicht verzog sich zu einem höhnischen Grinsen. »Dann darf ich darum bitten, sich zur Kasse zu begeben. Ich werde den Portier anweisen, dir den Erlös von zwei Kameras auszuzahlen. Selbstverständlich gegen Quittung.«
Miriam sprang auf. »Das wirst du uns nicht antun!«
»Doch!« Wulf stand auf und wandte sich um.
Harald hielt ihn zurück. »Moment noch. Ich werde zu deinem Portier gehen und den Empfang des Geldes quittieren. Du wirst ihn aber anweisen, mir den Betrag zu geben, den wir in München für die Kameras zu zahlen haben. Denn von nun an verwahre ich das Geld! Du bist mir nicht mehr sicher genug! Im übrigen nimm zur Kenntnis, daß wir drei Tage in Gerona warten werden. Keinen Tag länger! Spätestens heute in vier Tagen fahren wir los. So, und nun magst du deinem Portier Order geben, mich auszuzahlen.«
Während Miriam und Harald an der Reling des Motorschiffes »Barcelona« standen und wortlos zu der im Abendlicht versinkenden Insel hinüberblickten, stocherte Wulf im Speisesaal des »Impledo« auf seinem Teller herum. Und Peggy ärgerte sich über einen Kellner, der das Mißgeschick gehabt hatte, ein Glas Wein umzustoßen.
»Heute scheint alles schiefzugehen«, sagte sie, während sie mit heißem Wasser versuchte, einen Fleck aus ihrem Kleid zu entfernen.
Wulf nickte.
»Dennoch sollten wir uns nicht unterkriegen lassen.«
Er schwieg.
Ich muß ihn herausreißen, dachte sie. »Wenn man dich sieht, könnte man meinen, du hättest einen Moralischen.«
»Wer weiß«, erwiderte er, ohne aufzublicken. »Vielleicht hab’ ich den wirklich.«
»Du bist ja nicht gescheit.«
»Auch das könnte stimmen.«
Sie gab ihm einen Klaps. »Was soll der Unsinn? Du hast doch nichts anderes gewollt, als uns schöne Ferien zu bereiten. Ich finde das tausendmal ehrlicher, anständiger und männlicher, als sich einfach in die Sonne zu legen und den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen.«
»Komm, hör auf.«
»Ich mach’ dir einen Vorschlag«, fuhr sie nach einer Weile fort. »Ich geh’ jetzt rauf und zieh’ mich um. Mit dem Kleid kann ich mich nirgendwo sehen lassen. Und dann gehen wir in irgendeine Bar und
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