Entscheidung auf Mallorca
an einen Pagen, der gerade vorbeiging. »Un aperitivo!«
»Na schön«, erwiderte Harald und setzte sich.
Wulf feixte. »Geht es um meine Kümmelfahrten?«
»Um Miriam.«
»Gardez!« antwortete Wulf, wie aus der Pistole geschossen. »Soll heißen: Hüte deine und nicht meine Dame!«
Harald sah ihn unwillig an. »Da wir schon beim Schach sind: Wie nennt man einen Spieler, der Figuren sinnlos opfert?«
»Einen Idioten.«
»Dann gestatte, daß ich dich fürderhin so nenne.«
»Worauf willst du hinaus?«
»Miriam hat ihren Koffer gepackt und wird Mallorca noch heute verlassen.«
»Und das glaubst du?«
»Ja.«
Wulf schlug sich auf den Schenkel. »Jetzt will ich dir mal was sagen: Reden wir morgen weiter. Dann weißt du, daß Miriam nicht abgereist ist und daß sich jedes Gespräch über dieses Thema erübrigt.«
»Meinst du?«
»Darauf gebe ich dir Brief und Siegel.«
Harald schüttelte den Kopf. »Wie kann man nur so blind sein!« Er beugte sich vor. »Schnaps, du bist dir allem Anschein nach nicht im klaren darüber, was du angerichtet hast! Tausend gegen eine Mark, daß Miriam noch heute die Insel verläßt!«
Wulf stutzte. »Ist das dein Ernst?«
Harald nickte. »Nach allem, was vorgefallen ist, kann Miriam gar nicht anders handeln. Aber darüber wollte ich nicht mit dir reden. Ich möchte dich lediglich bitten, nun keine Szene zu machen, sondern schön ruhig zu bleiben, die Hotelrechnung zu regulieren und deine Sachen zu packen. Unser Schiff geht in zwei Stunden, du hast also noch Zeit.«
Wulf sah aus, als platze ihm der Schädel. »Spinnst du jetzt, oder bist du krank?«
»Leider kann ich mit beidem nicht dienen. Mir wäre wohler, wenn ich es könnte.«
»Hör mit deiner blöden Quatscherei auf«, erregte sich Wulf. »Sag lieber, worauf du hinauswillst.«
»Worauf ich hinauswill?«
»Stell dich nicht so an. Oder bildest du dir ein, ich könnte dein Spiel nicht durchschauen? Die Drohung mit der Abreise ist doch nichts anderes als ein Schuß vor den Bug, mit dem du mich erschrecken willst.«
Harald dämpfte seine Stimme. »Wulf, in deinem ureigensten Interesse muß ich dich bitten, mir zu glauben, daß ich keinen Schreckschuß abgefeuert habe. Begreifst du denn immer noch nicht, daß du die Brücke eingerissen hast, die Miriam dir baute? Selbst wenn sie bleiben möchte, sie muß jetzt abreisen.«
»In drei Teufels Namen: dann soll sie es tun!«
Harald sah ihn entgeistert an. »Soll das heißen, daß du es fertig brächtest, Miriam allein fahren zu lassen?«
»Ja! Oder bildest du dir ein, daß ich mich kommandieren lasse?«
Er wies zur Treppe, auf der Miriam und Peggy erschienen. »Gut, daß die beiden kommen. Da kann ich Miriam gleich meinen Standpunkt klarmachen.«
Harald erhob sich. »Mach, was du willst. Das eine aber sage ich dir: Bei der geringsten Grobheit knall’ ich dir coram publico eine in die Schnauze.«
Miriam machte einen verstörten Eindruck, während Peggy einer lodernden Flamme glich.
»Was sagst du zu dem Affentheater?« empörte sie sich, noch bevor sie Wulf erreichte: »Miriam will abfahren, Harald spielt den Führer, und wir sollen folgen.«
»Du hältst jetzt deinen Mund«, sagte Harald betont ruhig.
»Ich denk’ gar nicht daran«, brauste sie auf. »Die Sache betrifft mich schließlich genauso wie dich.« Sie sah Wulf an. »Läßt du dich etwa dafür bestrafen, daß du dich bemüht hast, unsere Kasse aufzubügeln?«
Er grinste. »Seh’ ich so aus?«
»Bravo!«
Harald trat an Peggy heran. »Ich hab’ dich gebeten zu schweigen!«
»Phhh!« machte sie und ließ sich in einen Sessel fallen.
»Komm, nimm Platz«, wandte sich Harald an Miriam. »Wulf weiß Bescheid und wird alles in Ruhe regeln.«
Wulf lehnte sich zurück. »Einverstanden. Nobel geht die Welt zugrunde.« Er blickte zu Miriam hinüber, die ungemein blaß aussah. Sie tat ihm plötzlich leid, und er hätte sie am liebsten um Entschuldigung gebeten, brachte es aber nicht fertig. »Du bestehst also darauf, noch heute abzureisen?«
»Ja.« Ihre Stimme gab dem Wort etwas Unumstößliches.
»Gut. Und wohin willst du fahren?«
»Nach Gerona. Ich möchte dich bitten, mir den Erlös einer Kamera zur Verfügung zu stellen, damit ich in Gerona auf euch warten kann.«
»Aber Miriam«, mischte sich Harald ein. »Ich habe dir doch gesagt, daß das nicht in Frage kommt. Wir begleiten dich!«
Wulf lachte. »Typischer Fall von Rechnung ohne den Wirt. Ich denke nämlich nicht daran, mich zwingen zu lassen.
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