Entscheidung auf Mallorca
besaufen uns und vergessen unseren Kummer.«
Wulf lachte. »Wäre vielleicht nicht das schlechteste.«
»Bestimmt nicht. Und dabei überlegen wir, wie es weitergehen soll.«
»Was?«
»Wir müssen uns doch schlüssig werden, ob wir in drei Tagen in Gerona sein wollen oder nicht. Wenn wir das Geld für die Fahrt von Barcelona nach München aufbringen könnten, wäre ich dafür, nicht zu Kreuze zu kriechen. Dann sollten wir die beiden abhauen lassen. Sie haben ja das Geld für die Kameras, für die Reparatur des Wagens und die sogenannte eiserne Reserve. Damit können sie gut nach Hause kommen.«
Über Wulfs Gesicht glitt ein Schmunzeln. »Sie haben sogar noch zweihundertsiebzig Mark mehr.«
Peggy sah ihn verwundert an. »Wieso?«
»Der Portier hat Harald eine Aufstellung übergeben, in der ich … Aber wozu dich mit Einzelheiten behelligen. Du würdest doch nicht verstehen, wie ich das gemacht habe.«
»Wie du was gemacht hast?«
»Daß Harald nicht dahinterkommen kann, daß die zweihundertsiebzig Mark, um die ich das Kamerageld vorsorglich erhöht habe, von mir stammen. Auf Grund meiner Aufstellung nahm er an, ich hätte mich verrechnet. Korrekt, wie er ist, kam er natürlich sofort zu mir und sagte: ›Wir haben beim Portier ein Guthaben, das um zweihundertsiebzig Mark höher ist, als du annahmst. Bist du mit der Teilung des Betrages einverstanden?‹ Ich lehnte dankend ab und erklärte ihm, ich besäße mehr Pesetas, als ich brauchte, und empfahl ihm, sich Barcelona anzusehen.«
Peggy war wie erstarrt. »Du hast von deinem Geld …?«
»Warum nicht? Ich mußte dafür sorgen, daß die beiden nicht in Druck kommen. Sie wüßten sich bestimmt nicht zu helfen.«
Peggy tat einen Seufzer. »Ein Trost liegt in der Erzählung: sie läßt erkennen, daß du ernstlich mit dem Gedanken gespielt hast, die beiden abhauen zu lassen.«
Wulf schüttelte den Kopf. »Gespielt hab’ ich mit dem Gedanken nicht. Er kam mir in der ersten Wut.«
»Und nun? Wie soll es weitergehen, nachdem du dein Geld verschenkt hast?«
Er zuckte die Achseln. »Das weiß ich noch nicht.«
Was Wulf noch nicht wußte, stand für Peggy bereits fest. Natürlich sprach sie mit ihm im weiteren Verlauf des Abends nicht darüber, aber sie flirtete mit ihm, als müsse sie um ihr Leben kämpfen. Und sie entzog sich ihm, als er in weinseliger Stimmung den Arm um sie legte und sie küssen wollte.
Noch nicht, dachte sie. Er wäre morgen ernüchtert und würde an Miriam denken. Erst soll er Pesetas heranschaffen.
Es war erstaunlich, wie schnell es Peggy gelang, Wulf zu einem ausführenden Organ zu degradieren. Schon am Mittag des nächsten Tages setzte sie sich zu ihm in den Schmuggelwagen. Auf seinen Fahrten wollte sie ihn aber nicht begleiten. Er sollte sie nur zu dem wenige Kilometer von Alcudia entfernten Puerto de Pollensa bringen, wo sie auf ihn warten und sich »ein wenig umschauen« wollte. Sie hatte von dem schön gelegenen kleinen Hafen und seinen erstklassigen Hotels gehört und den Plan gefaßt, nach dorthin umzusiedeln. Und sie leistete ganze Arbeit. Als Wulf am Abend wieder in Pollensa erschien, war sie über alle in Frage kommenden Hotels informiert. Aber das sagte sie ihm nicht. Sie fiel ihm vielmehr um den Hals und bat, noch eine Tasse Kaffee mit ihr zu trinken. Dann schilderte sie ihm, welche Ängste und Nöte sie seinetwegen ausgestanden habe.
Wenn Wulf sie auch auslachte, es tat ihm gut, zu wissen, daß Peggy sich um ihn sorgte.
Die Folge: Sie hatte ein leichtes Spiel, als sie vorschlug, das Quartier zu wechseln. Zumal ihre Begründung einleuchtend war. Denn sie sagte: »Sieh die Dinge nüchtern, Wulf. Alcudia und Palma sind die Orte deiner Schandtaten. In ihnen darfst du nicht wohnen. Dort hast du keine weiße Weste. Laß uns nach Puerto de Pollensa gehen.«
»Gar nicht so dumm«, erwiderte er. »Und warum eigentlich nicht? Der Preis wird derselbe sein.«
Sie nickte. »Ich mach’ dir einen Vorschlag. Wir kommen auf der Rückfahrt an dem Hotel vorbei, das dir so gut gefiel. Halte dort an und frag, ob ein Zimmer frei ist.«
Es war erstaunlich, mit welchem Eifer Peggy zu Werke ging. Man hätte annehmen können, sie habe den Verstand verloren. Sie selbst fragte sich: Was ist eigentlich los mit mir? Warum kann ich nicht schnell genug hierherkommen?
Sie fand keine Antwort darauf. Wie sollte sie auch? Es war die rätselhafte Kraft des Schicksals, die Peggy an das andere Ende der Insel trieb.
Aber das ahnte sie nicht. Auch Wulf
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