Entscheidung auf Mallorca
ihm gestattete, sich schnell verabschieden zu können, dann tust du mir leid. Wahrscheinlich ist ihm eine Verabredung mit irgendeinem G’spusi eingefallen. Na, schön. Dafür hab’ ich Verständnis. Aber nicht dafür, daß du mir einreden willst, er hätte sich über mich geärgert. Du bist doch nur wütend, daß nicht du, sondern ich das Geld gewonnen habe. Und daß ich es dich fühlen ließ. Damit du aber weißt, warum ich es getan habe: Ich wollte dir die Ohrfeige zurückgeben, die du glaubtest, mir vor Miriam und Harald geben zu müssen. Erinnerst du dich? ›Halt die Klappe!‹ hast du gebrüllt. Meinst du, ich hätte das vergessen?«
Wulf war wie vom Donner gerührt.
»Darum hast du …?«
»Ja!« schrie sie, wandte sich um und rannte auf den Hoteleingang zu.
»Dann sind wir doch quitt!«, rief er hinter ihr her. »Wollen wir darauf nicht eine Flasche Sekt trinken?«
Sie blieb stehen und blickte zurück. »Einverstanden. Aber zu einem Zeitpunkt, den ich bestimme!«
6
Der Himmel leuchtete azurblau. Keine Wolke war zu sehen. Vom Meer wehte eine frische Brise, und die Strahlen der noch tief stehenden Sonne schienen alles zu vergolden. Auch die Herzen der Menschen. Jedenfalls wanderten Peggy und Wulf in glänzender Laune und so, als hätte es nie einen Streit zwischen ihnen gegeben, an der Bucht von Pollensa entlang. »Ist es hier nicht herrlich?« fragte er.
Sie nickte.
»Es gibt doch nichts Schöneres, als einen taufrischen Morgen zu erleben.«
Peggy mokierte sich. »Besonders, wenn man über ein dickes Portemonnaie verfügt.«
Wulf betrachtete sie von der Seite. »Hast du auch nicht schlafen können?«
»Kein Auge hab’ ich zugemacht. Drei oder viermal bin ich aufgestanden, um das Geld zu zählen. Ich kann es immer noch nicht fassen, daß ich innerhalb von wenigen Minuten …« Sie unterbrach sich und zeigte auf ein kleines Fischerboot, das an einer halbzerfallenen Anlegestelle lag. »Ist das nicht der Baron?«
Wulf blickte in die gewiesene Richtung. »Si claro«, antwortete er und beschleunigte seine Schritte.
»Das ist aber keine Motorjacht.«
Wulf grinste und wollte eben etwas erwidern, als sich der Baron umdrehte.
»Hombre!« rief er. »Qué tal?«
»Muy bien!« antwortete Wulf. »Y Usted?«
Der Baron stemmte die Hände in die Hüften. Er trug eine verwaschene Leinenhose, Segeltuchschuhe und einen grobgestrickten blauen Pullover. »Ist das Wetter nicht fantástico?«
»Das Wetter schon«, antwortete Peggy anzüglich, da sie eine Möglichkeit witterte, dem Baron die Bemerkung hinsichtlich Dame und Gewinnerin heimzuzahlen.
Er schaute belustigt zu ihr hinüber. Seine Augen blitzten. »Und was ist weniger phantastisch?«
Sie wies auf das Boot. »Es ist hübsch und allem Anschein nach gerade neu gestrichen. Eine Motorjacht ist es aber nicht.«
Der Baron machte ein betrübtes Gesicht. »Sehen Sie, das hab’ ich mir auch gesagt. Gerade vorhin noch, als ich hierherkam und meine ›Bella‹ so unschuldig im Wasser liegen sah. Woran mag es liegen, fragte ich mich, daß in der Phantasie eines jungen Mädchens ein auf den Namen ›Bella‹ getauftes Motorboot gleich zu einer Jacht wird? Sie entsinnen sich, daß Sie und nicht ich dieses Wort benutzten.«
Peggy war es, als wankte der Boden unter ihren Füßen.
Der Baron hielt ihr die Hand hin. »Halten zu Gnaden, edle Studentin der abstrakten Wissenschaft. Aber nachdem Sie das Thema angeschnitten haben, mußte ich Ihnen das sagen. Um jedoch ganz offen zu sein: Ich tat es gerne. Weil es mir die Möglichkeit bot, Ihnen vor Augen zu führen, wie schnell aus einer Gewinnerin eine Verliererin werden kann.«
Peggy rang nach Luft.
Der Baron streckte ihr weiterhin die Hand entgegen. »Eigentlich könnten wir uns jetzt wieder vertragen«, sagte er aufmunternd. »Es hat geblitzt, und die Wolken, die mit explosiven Stoffen geladen waren, sind fortgeblasen. Schlagen Sie ein.«
»Ich denke nicht daran, mit einem – einem …« Peggy fand nicht das richtige Wort und wandte sich an Wulf. »Komm! Wir haben hier nichts mehr zu suchen.« Damit drehte sie sich um und wollte gehen.
Wulf hielt sie zurück. »Moment«, sagte er. »Stimmt es, daß nur du von einer Motorjacht gesprochen hast?«
»Laß mich in Ruhe«, fuhr sie ihn an und rannte davon.
Der Baron lachte schallend. »Temperament hat sie für zehn.« Er dämpfte seine Stimme: »Darf ich Ihnen einen Rat geben?«
Wulf blickte unschlüssig hinter Peggy her.
»Laufenlassen und mit mir
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