Entscheidung auf Mallorca
Banknoten ins Gesicht zu schleudern, doch dann tat er, worum sie gebeten hatte. Wozu sich eine Blöße geben? Noch ist nicht aller Tage Abend.
Aber auch die beinahe teuflische Art, mit der sie ihn anlächelte, während sie ihm die Handtasche entgegenhielt, zwang ihn, ihrem Wunsche zu entsprechen. Das war nicht die Peggy, die er kannte. Sie erinnerte ihn an die Abbildung einer Göttin. Verführerischer, schöner und begehrenswerter war sie ihm noch nie erschienen. Etwas unerhört Erregendes ging von ihr aus. Am liebsten hätte er sie in die Arme gerissen. Doch was immer Wulf dachte und empfand, er stopfte die Banknoten in ihre Handtasche und fragte, als diese prall gefüllt war und er vergeblich versuchte, sie zu schließen: »Bist du nun zufrieden?«
Peggy betrachtete ihn abschätzend. »Mit dem Geld, oder mit dir?«
Er starrte auf ihre feuchtglänzenden Lippen.
Sie sah es und dachte: Ich kann mit beidem zufrieden sein. Jetzt gehört er mir, und ich kann mit ihm machen, was ich will. Und das werde ich tun. Die schönsten – ach was, die tollsten, die wahnsinnigsten und wildesten Ferien meines Lebens will ich mit ihm verbringen. Und der Baron soll die Begleitmusik dazu spielen.
In dieser Hinsicht täuschte sie sich jedoch. Denn der Baron, der sich entfernt hatte, um irgend etwas zu regeln, war schon nach wenigen Sekunden zurückgekehrt und wurde, ohne es zu wollen, Zeuge des zwischen Peggy und Wulf geführten Gespräches.
So ein Biest, dachte er. Das Spielgeld darf der Studienfreund zur Verfügung stellen, am Gewinn aber wird er nicht beteiligt. Saubere Methoden! Na warte, mein Herzchen, den Zahn werden wir dir ziehen.
Er ging auf die beiden zu, legte ihnen die Arme über die Schultern, zog sie an sich und grinste. »Was nun?«
»Ich lade Sie zu einer Flasche Sekt ein«, erwiderte Peggy und gab ihm einen Kuß auf die Wange.
»Sie?« fragte er verwundert. »Ich kann mich doch nicht von einer Dame einladen lassen.«
»Sie werden ja nicht von einer Dame, sondern von einer Gewinnerin eingeladen«, korrigierte ihn Peggy.
Der Baron gab sich den Anschein, als könne er den Sinn ihrer Worte nicht erfassen. »Momento«, sagte er. »Dann sind Sie also keine Dame, sondern nur eine Gewinnerin?«
Peggy wurde unsicher. »Spielen Sie den Spaßmacher?«
Er hob die Schultern. »Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.«
»Wie soll ich das verstehen?«
Der Baron legte die Stirn in Falten. »Ich glaube, es würde zu weit führen, wollte ich Ihnen das hier erklären. Am besten gehen wir nach Hause und schlafen uns gründlich aus. Sonst sind wir morgen verkatert. Sie haben hoffentlich nicht vergessen, daß wir in aller Frühe in See stechen wollen?«
»Warum weichen Sie mir aus?« fragte Peggy.
Über das Gesicht des Barons glitt ein Lächeln. »Denken Sie darüber nach. Sollten Sie es bis morgen nicht wissen, dann erkläre ich es Ihnen.«
»Na schön«, erwiderte sie spitz.
Er wandte sich an Wulf. »Wann wollen wir starten?«
»Wir richten uns nach Ihnen.«
»Dann schlage ich sechs Uhr vor. Mein Boot liegt in der Bucht hinter dem Hafen. Ich werde schon vor Ihnen dort sein. Wenn Sie am Wasser entlang zum Hotel ›Illa d’Or‹ gehen, können Sie mich nicht verfehlen. Für Marschverpflegung sorge ich.« Er reckte sich. »Und nun bringe ich Sie schnell noch zum Hotel.«
Peggy machte einen ratlosen Eindruck. Sie wußte nicht, was sie zu der abrupten Beendigung des Abends sagen sollte. Deshalb fragte sie, als sie mit Wulf allein war: »Findest du nicht, daß der Baron verdammt schnell fortkommen wollte?«
Wulf nickte.
»Begreifst du das?«
Er zuckte die Achseln.
Sie hakte sich bei ihm ein. »Vergessen wir ihn. Er scheint ein ziemlich launischer Herr zu sein.«
Wulf schüttelte den Kopf. »Ich glaube, du täuschst dich. Meines Erachtens hat er sich geärgert.«
Sie sah ihn fragend an. »Worüber?«
»Über dich!«
Peggy blieb stehen. »Über mich? «
»Ja. Ich kann nicht sagen, wieso und warum. Auf jeden Fall war er vor deiner Einladung anders als hinterher.«
»Du meinst, weil er die idiotische Auffassung vertrat, sich von einer Dame nicht einladen lassen zu können?«
»Das hat er bestimmt nur im Spaß gesagt.«
»Na also.«
»Was folgte, war aber kein Spaß mehr. Seine Frage: ›Dann sind Sie also keine Dame, sondern nur eine Gewinnerin?‹ war eine ganz schöne Pflaume!«
Peggy entzog ihm ihren Arm. »Ich will dir mal was sagen: Wenn du nicht gemerkt hast, daß er lediglich einen Vorwand suchte, der es
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