Entscheidung auf Mallorca
gesagt, daß ich dir helfen werde, wenn du mir versprichst, jetzt intensiv zu arbeiten. Ich sorge dann schon dafür, daß Peggy schweigt. Und zwar für alle Zeiten.«
»Wie willst du das machen?«
»Laß das meine Sorge sein. Ich bring’ sie auf Vordermann.« Er hielt ihm die Hand hin. »Schlägst du ein?«
Wulf tat es.
»Und du säufst nicht mehr?«
»Nein.«
»Dann steh auf und sei heute abend um acht Uhr im ›Hahnhof‹. Ich werde Miriam mitbringen. Daß du ihr, und natürlich auch mir, in mancherlei Hinsicht Zeit lassen mußt, brauch’ ich wohl nicht zu sagen.«
Harald glich an jenem Tag einer zu heiß gewordenen Maschine, die nicht abgestellt werden kann. Nachdem er Wulf verlassen hatte, suchte er Peggys Wohnung auf. Er traf sie jedoch nicht an und hinterließ eine kurze Mitteilung, in der er darum bat, um sieben Uhr in das »Studenten-Café« zu kommen, da er dringend mit ihr sprechen müsse. Dann fuhr er zu Miriam, die ihn schon sehnsüchtig erwartete. Ausführlich schilderte er ihr, was er erfahren hatte.
Seine Erzählung machte sie ratlos. In gewisser Hinsicht fühlte sie sich erleichtert. Sie empfand Mitleid für Wulf, den sie am liebsten sofort aufgesucht hätte. Auf der anderen Seite aber fürchtete sie sich davor, ihn zu treffen. Weniger, weil sie sich im Augenblick keine Unterhaltung mit ihm vorstellen konnte. Sie hatte Angst vor ihm und sich selbst. In ihr war etwas zerbrochen. Sie bangte darum, daß Wulf – bewußt oder unbewußt an ihr Mitgefühl appellieren und sie den Versuch machen würde, notdürftig zu kitten, was entzweigegangen war.
Harald gegenüber sprach sie offen über alles, was sie empfand und dachte. Er ließ ihre Bedenken aber nicht gelten.
»Ich versteh’ dich«, sagte er beinahe väterlich. »Sehr gut sogar. Es geht jetzt aber nicht um dein oder mein Verhältnis zu Wulf, sondern einzig und allein darum, einen Menschen zu retten. Wie es dabei in uns aussieht, ist völlig nebensächlich.«
»Und wenn es über unsere Kräfte geht?«
Er erhob sich. »Solange wir uns keine Schwächen erlauben, wird dieser Fall nicht eintreten.«
Miriam seufzte. »Ich kann nur hoffen, daß Wulf sich genausoviel Mühe gibt.«
Harald strich über ihre Wange. »Was sollen wir machen? Wulf ist uns auferlegt.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Ich muß laufen.«
Sie sah ihn verwundert an. »Du hast doch gesagt, daß wir zusammen zum ›Hahnhof‹ gehen.«
»Das werden wir auch. Vorher muß ich Peggy aber noch verarzten. Ich bin in einer Stunde wieder hier.«
»Du willst dich mit Peggy treffen?«
»Ich muß ihr den Mund stopfen. Wulf machte mich darauf aufmerksam, daß sie ihn mit dem, was sie von ihm weiß, in der Hand hat.«
Miriam griff sich erschrocken an den Mund.
»Keine Sorge! Ich werde ihr das Händchen schon abhacken.«
»Aber wie willst du …?«
»Erzähl’ ich dir später. Ich hab’ mir bereits was Nettes ausgedacht. Ich kenn’ Peggy. Tausend gegen eine Mark, daß sie auf meinen Trick reinfällt! Mit Pauken und Trompeten.«
Harald kannte Peggy wirklich sehr genau. Das Treffen mit ihr verlief so, wie er es sich vorgestellt hatte.
Sie aß Kuchen, als er das »Studenten-Café« erreichte, und er sah auf den ersten Blick, daß sie sich bemüht hatte, ihr attraktives Äußere auf Hochglanz zu bringen.
Sie trug ihr neues Jackenkleid und hatte wieder den duftigen Seidenschal umgebunden, den sie getragen hatte, als sie sich mit Wulf im Garten des Café »Annast« traf. Nicht im geringsten war ihr anzumerken, daß sie der Unterredung mit gemischten Gefühlen entgegensah. Im Gegenteil. Ihre wasserblauen Augen strahlten wie ein Bergkristall. Sie streckte Harald die Hand entgegen, als hätte es nie einen Streit zwischen ihnen gegeben.
»Du machst dir keinen Begriff, wie ich mich gefreut habe, als ich deine Mitteilung vorfand«, begrüßte sie ihn überschwenglich. »Nein, war das eine Überraschung. Aber du siehst blaß aus. Geht es dir nicht gut?«
Harald sah sie prüfend an. »Schade«, sagte er. »Jammerschade.«
»Was?« fragte Peggy unsicher.
»Daß dein Inneres nicht mit deinem Äußeren übereinstimmt. Du bist schön und frisch wie der junge Morgen. Wer dich nicht kennt …«
»Bist du gekommen, mir das zu sagen?« unterbrach sie ihn.
»Kaum.« Er setzte sich. »Darf ich dir etwas bestellen?«
»Nein danke.« Sie wies auf den Rest ihres Kuchens. »Ich bin versorgt.«
»Okay«, erwiderte er, bestellte sich eine Coca-Cola und zog seine Pfeife aus der
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