Entscheidung auf Mallorca
tue, um dir die Arbeit abzunehmen. Ich kann mich nur nicht …«
»Ich frag dich nochmals, was du von mir willst«, unterbrach ihn Wulf.
»Mit dir reden.«
»Worüber?«
»Über dich.« Harald hängte Wulfs Jackett über einen Stuhl. »Und über Peggy, die es für zweckmäßig hielt, Miriam über diverse Dinge zu informieren.«
Wulf starrte vor sich hin.
Harald sah ihn fragend an. »Darf ich meine Pfeife anzünden? Die Luft hier ist ohnehin nicht die beste. Ich könnte mir denken, daß unsere Unterredung etwas länger dauern wird.«
Wulf strich die Bettdecke glatt. »Was hat Peggy erzählt?«
»Solltest du das nicht wissen?«
Wulf blickte vor sich hin. »Wie hat Miriam es aufgenommen?«
»Was?«
»Stell dich nicht so an.«
»Du meinst, daß du und Peggy …? Dazu hat sie nichts gesagt.«
»Nichts?«
»Nein. Das andere bewegt sie weitaus mehr. Mich übrigens auch.«
»Welches andere?«
Harald entzündete seine Pfeife und setzte sich auf die Bettkante. »Jetzt hör mal gut zu«, sagte er in aller Ruhe. »Peggy hat, offensichtlich in der Erregung, eine Behauptung aufgestellt, die Miriam erschüttert hat und mich veranlaßte, dich aufzusuchen.«
Wulf tastete nach Haralds Arm. »Was hat Peggy …?«
»Was sie gesagt hat, spielt jetzt keine Rolle. Wulf, ich bin als Freund zu dir gekommen. Unseren Krach hab’ ich über Bord geworfen, um dir helfen zu können. Ich kann es aber nur, wenn du ganz offen mit mir sprichst. Über alles. Los, erleichtere dich! Erzähl, was passiert ist!«
Wulfs Lippen waren farblos. »Das hätte ich nicht für möglich gehalten«, sagte er kaum hörbar.
»Was?«
»Daß Peggy …«
»Denk jetzt nicht an Peggy, sondern erzähle!«
»Sie hat ihr Ziel also erreicht.«
»Welches Ziel?«
»Mich für immer von Miriam zu trennen.«
»Du meinst, daß Peggy …«
»Ja. Ich hab’ ihr gestern abend … Aber lassen wir das. Irgendwie kann ich sie sogar verstehen.«
»Ich begreife nichts.«
»Ist auch nicht notwendig. Es hat nichts mit dem zu tun, was mich fertigmacht und worüber ich nicht hinwegkomme.«
»Und was ist das?«
Wulf richtete sich auf und lehnte sich an die Wand. »Mach das Fenster zu. Ich möchte nicht, daß uns jemand hört. Wenn ich schon reden muß, dann will ich alles, aber auch alles erzählen. Bis ins kleinste Detail. Ich glaub’ zwar kaum, daß du mir dann helfen kannst, aber … Geh, mach das Fenster zu.«
Harald entsprach der Bitte. Und dann schilderte Wulf in aller Offenheit, wie er die Wochen mit Peggy verbracht und was er in der letzten Nacht getan und erlebt hatte.
»Verstehst du nun, daß ich saufe?« fragte er abschließend.
Harald klopfte seine Pfeife aus, die schon lange nicht mehr brannte. »Ja und nein«, sagte er nach einer Weile. »Nie werde ich es verstehen, daß du nach dem Vorfall nicht sofort zur Polizei gelaufen bist. Herrgott, Wulf, die ganze Insel hätte alarmiert werden müssen! Wenn dadurch vielleicht auch niemand gerettet worden wäre: man kann in solcher Stunde doch nicht die Hände in den Schoß legen.«
»Ich weiß. Hab’ es ja auch vorgehabt. Aber dann …«
»… warst du zu feige!«
»Leider. Ich fühle mich darum heute mitschuldiger denn je.«
Harald lag es auf der Zunge zu sagen: Das bist du auch! Er beherrschte sich jedoch, da er dachte: Was nützt es? Zu ändern ist nichts mehr. Jetzt kommt es darauf an, ihn auf einen vernünftigen Weg zu bringen.
In diesem Bestreben griff er Wulfs Bemerkung auf und fragte: »Wer ist nicht mitschuldig? Hätte ich mich damals nicht dazu entschlossen, an der Spanienfahrt teilzunehmen und Miriam zu überreden mitzumachen, dann wärst du bestimmt nicht allein mit Peggy losgefahren, und die ganze Sache wäre nicht passiert. Und hätten Miriam und ich die Insel nicht verlassen, würden die Ferien anders verlaufen sein. Es wäre wiederum nichts passiert. Mit solchen Grübeleien kommen wir aber nicht weiter. Jetzt hilft nur eins: Du mußt im weiteren Verlauf deines Lebens versuchen, durch irgendwelche Dinge wiedergutzumachen, was an Geschehenem nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Und dazu gehört, daß du zunächst einmal nicht säufst, sondern arbeitest. Tag und Nacht arbeitest! Wenn du das willst, werde ich dir helfen. Das wird auch Miriam tun.«
»Und was ist, wenn Peggy …? Sie hat mich in der Hand.«
»Wieso?«
»Wenn ich nicht pariere, kann sie mich jederzeit unter Druck setzen.«
Harald nagte an seiner Lippe. »Daran hab’ ich nicht gedacht. Aber ich hab’ dir ja
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