Entscheidung auf Mallorca
ebenfalls nicht«, fuhr er fort. »Ihr wird ein Stein vom Herzen fallen.«
»Und du wirst jetzt wahrscheinlich schnell zu ihr wollen«, sagte sie spöttisch.
Er nickte. »Weiß Gott! Ich möchte allerdings nicht gehen, ohne dich vorher noch um etwas zu bitten.«
»Mich?« fragte sie verwundert und spielte mit dem Armreifen, den sie sich in Puerto de Pollensa gekauft hatte.
»Hübsches Stück«, bemerkte er. »Toledoarbeit?«
»Ehem. Vergiß aber deine Rede nicht. Möchtest du, daß ich Wulf in Ruhe lasse?«
Harald klopfte seine Pfeife aus. »Das halte ich für so selbstverständlich, daß ich darum nicht bitten würde.«
»Wie taktvoll du bist.«
Er beugte sich zu ihr hinüber. »Es geht mir um etwas anderes. Ich möchte dich bitten, ein wenig zu beherzigen, was ich dir oftmals sagte: Unterdrück deinen Leichtsinn! Du kannst ein so netter Kerl sein. Es wäre doch schade, wenn du durch Dummheiten …«
»Erspar dir deine Ratschläge«, unterbrach sie ihn. »Ich weiß selbst, was ich zu tun und zu lassen habe.«
»Nun gut«, erwiderte er und hielt ihr die Hand hin. »Dann kann ich nichts anderes mehr tun, als dir für die Stunden zu danken, die du mir geschenkt hast. Und dir ein gutes Leben wünschen. Ich wünsche es dir von ganzem Herzen.«
Peggy lächelte. »Aber Herr Professor!«
10
Fraglos wäre es besser gewesen, wenn sich Miriam, Wulf und Harald nicht noch am selben Abend getroffen hätten. Sie alle standen viel zu sehr unter dem Eindruck der turbulenten Ereignisse des Tages. Miriam hatte sich noch nicht von dem Schock erholt, den Peggy ihr versetzt hatte. Harald fühlte sich nach den verschiedenen Unterredungen mit Wulf, Miriam und Peggy wie ausgepumpt. Und Wulf gelang es nur schwer, sich mit dem Gedanken abzufinden, daß Miriam über alles informiert war. Kein Wunder also, daß die drei einen bedrückten Eindruck machten, als sie sich im »Hahnhof« trafen. Jeder atmete auf, als sie sich nach einer knappen Stunde wieder trennten. Niemand hatte so recht gewußt, was er sagen sollte. Selbst Harald nicht, wenngleich er immer wieder den Versuch machte, die Verkrampfung zu lösen. Es war eben etwas zerstört worden, und als man sich verabschiedete, war jedem klar: So, wie es einmal war, wird es nie wieder werden.
Dennoch bereute es Harald nicht, das Treffen arrangiert zu haben. Ihm ging es weniger darum, eine Versöhnung einzuleiten, als Wulf zu verstehen zu geben: du bist nicht allein.
Wulf fühlte dies und nahm sich fest vor, an nichts anderes als an die Beendigung seines Studiums zu denken. Und er arbeitete in den nächsten Wochen und Monaten wie nie zuvor. Die einzige Ablenkung, die er sich gönnte, waren die gelegentlichen Zusammenkünfte mit Miriam und Harald, die aber anders als früher verliefen. Man traf sich nicht mehr an bestimmten Tagen und zu festgelegten Zeiten. In der Regel war es so, daß Harald ihn irgendwann abholte. Und dann setzte man sich nicht in ein Café oder Restaurant, sondern sah sich einen Film an oder besuchte Harald interessierende Vorträge, denen Wulf nicht folgen konnte und die Miriam zwischen Bewunderung und Entsetzen schwanken ließen. Was sollten Nicht-Mathematiker mit einem Thema wie »metrisch-diophantische Eigenschaften reeller Zahlen« anfangen?
Beide aber, Miriam wie Wulf, stellten sich stets interessiert. Miriam, weil sie Angst vor träge dahinfließenden Unterhaltungen hatte, und Wulf, weil er für jede Minute dankbar war, die er an Miriams Seite verbringen durfte.
Hinterher war es allerdings recht schwierig für ihn. Nie ließ sich Miriam von ihm allein nach Hause bringen. Immer ging Harald mit, und Wulf konnte sich denken, daß Harald es nicht von sich aus tat.
Mit der Zeit erwuchs daraus eine Art Eifersucht, da Wulf sich sagte: Miriam muß doch sehen, wie sehr ich mich bemühe, das Geschehene vergessen zu machen. Allmählich könnte sie ihre starre Haltung aufgeben.
Er wußte nicht, daß sie es gerne getan haben würde, wenn sie es gekonnt hätte. Mehr als nur einmal hatte sie es sich fest vorgenommen, brachte es aber nicht fertig. Sie litt darunter. Denn sie spürte, daß ihr, auf die Dauer gesehen, nichts anderes übrigbleiben würde, als ihm reinen Wein einzuschenken. Davor aber fürchtete sie sich.
Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn Miriam oder Harald offen mit Wulf gesprochen hätten. Beide scheuten sich jedoch davor und wählten stets unpersönliche Themen, so daß sie schließlich alle miteinander wie Katzen um den heißen
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