Entscheidung aus Liebe
den Duke erschossen. Du hast ihn ermordet, Mutter!"
Zu Chloes Glück wandte sich Lady Rathford zu ihrer Tochter um und ließ die Pistole sinken.
Chloe bemerkte, dass sich Helena ihren Worten langsam öffnete. Vorsichtig stand sie auf. „Ja, sie hat ihn ermordet, Helena. Und sie hat schon vorher getötet. Auch die Kinder wären nun tot, wenn sie nicht durch einen Zufall gerettet worden wären. Denk darüber nach, Helena. Sie ist eine vielfache Mörderin. Halte sie auf."
„Sei still, kleine Hure!" zischte Lady Rathford, während sie die Waffe wieder auf Chloe richtete. „Du solltest von Anfang an sterben. Das kommt davon, wenn man seine niedere Herkunft vergisst."
„Alles ist verloren", sagte Chloe mit scheinbarer Ruhe. „Nun wird Helena den Duke niemals heiraten."
Ein grausames Lächeln spielte um Lady Rathfords Lippen. „Doch, das wird sie. Gerald wird der neue Duke werden, und sie, meine geliebte Tochter, die siebente Duchess of Strathmere!"
Jareth versuchte stöhnend, auf die Beine zu kommen, fiel jedoch wieder zurück.
Lady Rathford zuckte überrascht zusammen, dann richtete sie die Pistole abwechselnd auf ihn und auf Chloe. „Gib mir die andere Pistole, Helena. Sofort. Wir müssen es zu Ende bringen, bevor er wieder zu Kräften kommt."
„Helena!" rief Chloe. „Es liegt in deiner Hand. Nur du kannst ihn retten."
„Schweig!" herrschte sie Lady Rathford an.
Nun gab es keinen Aufschub mehr, keine Hoffnung. Wie betäubt sah Chloe zu, während sich Lady Rathfords Zeigefinger langsam über dem Abzug krümmte. Sie fragte sich, ob sie einen Überraschungsangriff wagen und ihr die Waffe aus der Hand schlagen konnte. Im gleichen Augenblick wusste sie jedoch, dass es dazu zu spät war.
Als sie den Schuss hörte, wartete sie auf den Schmerz, der aber niemals kam.
Sie hörte ein dumpfes Geräusch und sah, wie Lady Rathford auf dem Boden zusammenbrach. Helena ließ weinend die rauchende Pistole aus der Hand fallen. Wieder erfüllte der beißende Geruch von Schießpulver die Luft und brannte in Chloes Augen.
Unter Lady Rathfords leblosem Körper begann sich eine tiefrote Pfütze zu bilden. Jareth bewegte sich wieder. Chloe wandte nun ihm ihre ganze Aufmerksamkeit zu, da sie sich um seine Verletzung kümmern musste. Schnell entledigte sie sich seiner Kleidung und zerriss den edlen Stoff mit einer Kraft, die sie selbst überraschte. Die Kugel hatte ihn genau unter seinem linken Schulterblatt getroffen. Sie war kein Arzt, aber es schien, als ob das Geschoss in seinen Muskeln steckte, zu weit weg von den Lungen oder dem Herzen, um ihn tödlich verwundet zu haben. Zudem war die Blutung bereits schwächer geworden. Sie schickte ein kurzes Stoßgebet zum Himmel.
Schließlich kam er wieder zu sich. „Wo ... was ist geschehen?" Er blickte sich um, dann auf sein blutverschmiertes Hemd hinab. „Bin ich angeschossen worden?"
„Still, Geliebter. Es ist vorbei. Helena hat unser Leben gerettet."
Seine Augen wanderten zu der jungen Frau an der Tür, die zitternd neben ihrer toten Mutter stand. „Mein Gott", murmelte er, bevor er Chloe besorgt musterte. „Haben sie dich verletzt?"
Sie lächelte ihm aufmunternd zu. „Mir ist nichts geschehen."
Er schloss die Augen, während er sich in ihren Armen entspannte. Er war zu schwach, um weitere Fragen zu stellen. Nachdem Chloe einen improvisierten Verband aus den Fetzen seines Hemdes angefertigt hatte, drückte sie ihn behutsam auf den Boden zurück.
„Geh zu Helena", murmelte er. „Ich höre sie weinen."
Chloe nickte, stand auf und ging zu der schluchzenden Frau. Mitfühlend legte sie den Arm um ihre Schultern, um sie zu trösten. Mit der freien Hand zeigte sie auf Jareth. „Er ist verletzt. Ich muss einen Arzt holen."
„Nein", sagte Helena, während sie sich mit dem Handrücken die Tränen abwischte. „Bleiben Sie bei ihm. Ich werde gehen."
Als Helena den Raum verließ, rief Chloe noch einmal leise ihren Namen. Helena blickte sie fragend an.
„Danke", sagte Chloe.
26. KAPITEL
Jareth erholte sich nur langsam. Obwohl er sich über die knappen Portionen seiner Krankenmahlzeiten und die erzwungene Bettruhe beschwerte - man hatte seine Stiefel vor ihm versteckt, weil er dabei erwischt worden war, wie er sich aus dem Haus stehlen wollte war die Zeit seiner Genesung nicht schwer zu ertragen.
Schließlich war Chloe die meiste Zeit über bei ihm.
Es war eine Qual, sie ständig in seiner Nähe zu haben und sie trotzdem nicht berühren zu dürfen. Lisette, eine
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