Entscheidung aus Liebe
Shakespeare überlassen."
„Das wäre sicher ein Segen für die zivilisierte Welt."
„Also hat Ihnen meine Geschichte nicht gefallen?" fragte sie mit gespielter Entrüstung.
„Mademoiselle, Sie haben so viel Phantasie, dass zuweilen Ihre Logik darunter leidet."
„Ja, Sie haben wohl Recht." Sie streckte die Hand aus und streichelte mit einer sanften Bewegung über das Teleskop, die Jareth als höchst erotisch empfand. „Sie dagegen haben nicht
so wenig Phantasie, wie Sie andere Menschen gerne glauben lassen wollen."
Er räusperte sich. „Ich sollte Sie darauf hinweisen, dass die Astronomie eine ernsthafte Wissenschaft ist."
„Wissenschaft und Kunst, manchmal gehen sie Hand in Hand." Sie drehte sich langsam um und warf ihm einen wissenden Blick zu. „Und ein guter Wissenschaftler
muss auch gleichzeitig ein Träumer sein, ist es nicht so? Wie könnte die Wissenschaft sonst Fortschritte machen? Niemand kann eine Vision haben, ohne anfangs von etwas Unerreichbarem zu träumen."
Er war unfähig, darauf eine passende Antwort zu finden. Sie lächelte ihm noch einmal zu, bevor sie ihren Weg fortsetzte und ihn seinen eigenen Gedanken überließ.
Schweigend starrte Jareth das Teleskop an. Dann sah er noch einmal hindurch und glaubte tatsächlich, eine Frau mit Rock in den Sternen zu sehen.
Nach einer Weile gab er auf. Vermutlich hatte ihm die kleine Hexe die ganze Sache nur eingeredet, damit er seinen eigenen Augen nicht mehr trauen konnte.
Als er jedoch das Teleskop auf seine Schulter hob und es zum Haus zurücktrug, musste er noch immer kichern.
7. KAPITEL
„Was hat denn dein Papa geschrieben?" fragte Mary.
„Hmm?" Chloe beobachtete geistesabwesend die Wolken. Es war Donnerstag, und der Duke hatte einem Ausflug mit den Kindern nicht zugestimmt, da er nicht in Strathmere war. Sie hielt es für übertrieben, dass er sich so sorgte. Aber er hatte doch sicher nichts dagegen, dass sie mit den Kindern in den kleinen Garten hinter der Küche gegangen war. Er selbst hatte diesen Ort einmal als geeigneten Spielplatz vorgeschlagen.
Aber er hatte auch gesagt, dass sie am Donnerstag im Haus bleiben sollten. Leider hatte er sich in dieser Hinsicht äußerst deutlich ausgedrückt.
Sie wandte sich wieder dem Zimmermädchen zu, mit dem sie sich im Laufe der Zeit angefreundet hatte. „Papa? O ja, sein Brief. Ich glaube, dass er eine neue Liebe hat. Er teilt es mir nach und nach mit, um zu sehen, ob ich etwas dagegen habe." „Wirklich? Wer ist es?"
„Eine Witwe, die in unserem Dorf lebt. Ich mag sie, und ich möchte, dass Papa jemanden zum Lieben hat." Sie dachte einen Augenblick nach. „Nein. Er wird niemals eine Frau so lieben, wie er Mama geliebt hat. Eine Liebe wie diese gibt es nur einmal im Leben."
„Meine Eltern streiten sich jeden Tag. Trotzdem glaube ich, dass sie einander lieben", sagte Mary. „Wie war es für dich, Eltern zu haben, die jeden Tag so glücklich waren?"
Chloe wirkte überrascht. „Ich sagte nicht, dass sie immer glücklich waren. Natürlich waren sie manchmal auch unterschiedlicher Meinung. Aber auch wenn es lautstarke Streitereien zwischen ihnen gab, fielen sie sich danach immer wieder in die Arme und küssten sich. Sie liebten sich und fanden immer wieder zueinander."
„Oh", seufzte Mary, „wie wundervoll. Glaubst du ..." Sie verstummte und blickte träumerisch in die Ferne. Obwohl sie ihre Frage nicht aussprach, wusste Chloe, was
ihr in den Sinn gekommen war. Sie selbst hatte sich diese Frage schon oft gestellt. Wäre es möglich, dass auch ich eines Tages eine solche Liebe finde?
Gewiss, jedes Mädchen sehnte sich insgeheim danach. Papa hatte ihr versichert, dass auch sie eines Tages den richtigen Mann finden würde. Er hatte ihr geraten, geduldig zu sein und auf ihr Herz zu hören. Sie würde es schon erkennen, wenn sie der wahren Liebe begegnete. Dennoch hatte er ihr nicht richtig erklären können, was genau denn die wahre Liebe war. „Nun, sie bringt inneren Frieden, aber auch eine unerklärliche Ruhelosigkeit", hatte Papa gesagt. „Und man sehnt sich immer nach mehr, wie bei einem Hunger, der niemals gestillt wird ..." Daraufhin war sein Gesicht hochrot geworden, und er hatte nur ihre Hand getätschelt.
„Meine Güte, ich habe dir noch gar nicht erzählt, was ich neulich gehört habe!" sagte Mary plötzlich. „Über den Duke."
Chloe setzte einen gelangweilten Blick auf, als ob sie das Thema gar nicht interessierte. „So? Was erzählt man sich denn über
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