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Entscheidung aus Liebe

Titel: Entscheidung aus Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
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überrascht an. „Ich ... du wirst es doch niemandem sagen, nicht wahr?"
    „Natürlich nicht, wenn du es wünschst. Ich wüsste jedoch nicht, wieso du es geheim halten solltest."
    Mary verschränkte ihre von der Arbeit rauen Hände. „Nun, der Duke hat uns gesehen, unten bei den Ställen. Daraufhin erzählte uns Jarvis die Geschichte. Du musst wissen, mein ... Bekannter, Daniel, war einer von den Dorfjungen, mit denen Seine Gnaden früher spielte. Wir kamen auf den Duke zu sprechen, nachdem er uns ... ähm, gesehen hatte."
    „Er hat euch gesehen?" wiederholte Chloe. „Wobei? Was habt ihr getan?"
    „Es war dumm von uns, so etwas zu tun. Ich weiß nicht, was in uns gefahren ist, aber wir waren ... nun, wir waren uns sehr nahe. Verstehst du, was ich meine?" Ihre ohnehin schon geröteten Wangen färbten sich dunkelrot. „Wir ... küssten uns."
    „Oui, ich weiß, was küssen ist. Nun fahre fort, was hat er daraufhin getan?"
    „Er war sehr wütend. Er drohte, uns zu entlassen, wenn er uns jemals wieder bei so etwas erwischen würde und ... "
    Mary verstummte unvermittelt, als sie ihre Augen auf einen Punkt hinter Chloe richtete. Sie öffnete den Mund, schien aber keinen Ton herausbringen zu können. Stattdessen hob sie eine zitternde Hand und zeigte auf das Tor. Langsam drehte sich Chloe um. Sie wusste, dass das Unmögliche irgendwie wahr geworden war.
    Natürlich, er stand dort, wie sie vermutet hatte. Und sie war ebenso wenig überrascht über seinen finsteren Gesichtsausdruck.
    Chloe straffte die Schultern. „Geh, Mary", flüsterte sie. Dann fügte sie lauter hinzu: „Danke, Mary. Richte Cook bitte aus, dass wir etwas später zum Tee erscheinen werden. Die Kinder müssen sich erst waschen."
    Er entdeckte die Kinder, die schmutzverschmiert auf dem Erdboden spielten, und zuckte sichtbar zusammen. Mary stolperte hastig davon, und Chloe stand dem Feind allein gegenüber.
    „Miss Chloe ...", stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    „Ja, ich weiß." Sie seufzte laut. „Ich werde die Kinder in einen ordentlichen Zustand bringen und Sie danach in der Bibliothek aufsuchen, um mir dort meine Standpauke anzuhören."
    Er stand mit dem Rücken vor ihr vor dem Kamin und starrte das Porträt über dem Sims an. Es war das Porträt eines seiner Vorfahren, obgleich Chloe nicht wusste, wer es war. Der Mann auf dem Bild wirkte ernst und hatte ein langes, kantiges Gesicht mit einem unerbittlichen Ausdruck. Obwohl der gegenwärtige Duke wesentlich ansehnlicher und jünger als sein Ahnherr war, hätte Chloe wetten können, dass er sie gleich ebenso streng ansehen würde.
    Jareth drehte sich um, und sie stellte fest, dass sie mit ihrer Vermutung richtig gelegen hatte. „Bitte setzen Sie sich, Miss Chloe", sagte er ruhig.
    „Ja, Euer Gnaden."
    Sie begriff, dass es nun angebracht war, die reumütige Untergebene zu spielen. Also setzte sie sich mit steifem Rücken und faltete sittsam die Hände im Schoß. Unsicher sah sie zu ihm auf.
    Seine dunkelbraunen Augen musterten sie eindringlich. Es kostete sie ihren ganzen Mut, seinem Blick standzuhalten.
    „Euer Gnaden, ich ..." Sie hielt inne, als er sie mit einer Handbewegung zum Schweigen brachte. Nicht zum ersten Mal fiel ihr auf, wie kräftig und gebräunt diese Finger waren. Diese Hände waren an harte Arbeit gewöhnt, nicht die Hände eines Duke.
    Als er sprach, war seine Stimme so kontrolliert und leise, dass sie ihn kaum hörte.
    „Habe ich mich vielleicht nicht deutlich ausgedrückt, als wir neulich über die Ausflüge der Kinder sprachen?"
    „Doch, Euer Gnaden."
    Er beugte leicht den Kopf und fragte dann: „Habe ich nicht meinen Wunsch geäußert, dass die Kinder heute im Haus bleiben sollten?"
    „Doch, Euer Gnaden."
    „Und habe ich Sie jemals glauben lassen, ich würde es billigen, dass die Kinder ... "
    Die nächsten Worte stieß er nur mit Mühe hervor. „... im Dreck herumwühlen?"
    Sie brachte ein schwaches Lächeln zustande, das jedoch mehr wie eine Grimasse aussah. „Nein", flüsterte sie.
    „Danke, Miss Chloe, denn ich hatte schon befürchtet, mein Verstand würde mich im Stich lassen. Soweit ich mich erinnere, erklärte ich Ihnen in einer gut verständlichen Sprache, was ich betreffend der Ausflüge meiner Nichten zu wissen wünschte -welche Sie mit ihnen unternehmen sollten, wann und wie diese Exkursionen stattfinden würden. Ich hatte auch den Eindruck, dass Sie meinen Wünschen zustimmten."
    „Euer Gnaden, dürfte ich ..."
    „Nein!"

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