Entscheidung aus Liebe
donnerte er mit blitzenden Augen. Chloe zuckte zusammen und schrie leise auf, so unerwartet kam sein Gefühlsausbruch.
Er wirkte nicht weniger überrascht als sie. Schwer atmend wandte er den Blick ab und konzentrierte sich auf einen Punkt an der Wand, bis er seine Fassung wiedergewonnen hatte. „Nein, Miss Chloe, Sie dürfen nicht."
„Ich wollte mich nur entschuldigen."
Er starrte sie misstrauisch an. „Und soll ich annehmen, dass Sie es damit ernst meinen? Oder ist es nur wieder eine Ihrer gespielten Kapitulationen, um mich für den Moment zufrieden zu stellen? Mittlerweile habe ich begriffen, dass Ihre Entschuldigungen nicht besser als Krokodilstränen sind."
„Ich bin keine Lügnerin, Monsieur", sagte sie empört.
„Ich bin froh, das zu hören. Und nun warte ich auf Ihre Erklärung."
„Was soll ich Ihrer Meinung nach erklären?"
„Ich würde gerne wissen, warum Sie die Kinder gegen meinen ausdrücklichen Wunsch nach draußen gebracht und auch noch zugelassen haben, dass sie sich wie Straßenkinder im Schmutz wälzten."
Ihre Worte kamen aus ihrem Mund, bevor sie es verhindern konnte. „Haben Sie denn niemals die Spiele der Kinder genossen, die nicht so hochwohlgeboren sind wie Sie?"
An seinem Schweigen erkannte sie, dass sie offensichtlich ins Schwarze getroffen hatte. Sie wusste, dass es unfair war, Marys Geschichten über seine Kindheit gegen ihn einzusetzen. Doch sie brachte ihr Gewissen schnell zum Schweigen.
„Haben Sie niemals gespielt wie die bürgerlichen Kinder? Oder sind Sie bereits als Krabbelkind nur ernsthaften Tätigkeiten nachgegangen? Haben Sie sich vielleicht mit Geometrie und klassischer Literatur beschäftigt?"
„Ich verstehe nicht, warum Sie mich befragen, anstatt Ihr eigenes Verhalten zu rechtfertigen. Bleiben Sie bitte beim Thema, Miss Chloe. Langsam durchschaue ich Ihre kleinen Ablenkungsmanöver."
„Ich wollte Ihnen nur verständlich machen, warum ich nicht Ihren Wünschen nachgekommen bin. Ja, ich habe mich Ihrem Willen widersetzt, das gebe ich zu. Die einzige Erklärung, die ich dafür vorbringen kann, ist meine persönliche Meinung. Ich halte es für sträflich, die Kinder bei diesem schönen Wetter im Haus einzusperren, zumal der Winter nicht mehr fern ist. Sie brauchen Ablenkung, vor allem in dieser schweren Zeit ihres Lebens."
„Und ich sagte, dass sie eine tägliche Routine benötigen, damit Ordnung und Sicherheit in ihr Leben kommt."
„Bei allem Respekt, Euer Gnaden, aber Sie können nicht wissen, was Rebeccah und Sarah brauchen. Sie kennen sie ja kaum."
„Diese Konversation haben wir schon einmal geführt, Miss Chloe. Sie sind Kinder, und noch dazu die Kinder eines Duke. Sie benötigen eine gute Erziehung und Disziplin. Das ist mein letztes Wort, Mademoiselle."
„Sie irren sich", sagte sie beharrlich. „Ich kenne die Mädchen, Sie nicht. So Leid es mir tut, aber Sie haben keine Ahnung davon, was das Beste für die beiden ist. Auch wenn Sie es nicht gerne hören, so ist es dennoch die Wahrheit."
„Und ich nehme an, dass Sie äußerst erfahren mit Kindererziehung sind. Welcher Ihrer Philosophien zufolge ist es den Kindern nützlich, von einem Unwetter durchnässt zu werden oder im Matsch zu spielen?"
„Wasser trocknet, und Schmutz kann man in wenigen Momenten abwaschen, Sir. Aber das Herz braucht länger, um zu heilen. Wenn es den Kindern Freude macht, Schlösser aus Erde zu bauen, was sollte es Ihnen schon schaden? Sollen sie wie Haustiere in ihr Zimmer eingesperrt werden und es nur verlassen dürfen, wenn Sie es erlauben?"
„Mademoiselle, nun beleidigen Sie mich."
„Und Sie können Ihre Fehler nicht zugeben, Euer Gnaden!" Sie wusste, dass sie ihre folgenden Worte bereuen würde, aber sie konnte ihr Temperament nicht mehr zügeln. „Glauben Sie, Kindern sollte alle Freiheit genommen werden, so wie Ihrem Bruder, der niemals ... "
An seinem Gesichtsausdruck sah sie, dass sie nun endgültig zu weit gegangen war. Erschrocken presste sie die Hand auf ihren Mund.
„Ich glaube, das ist alles für heute, Miss Chloe", sagte er gefährlich leise. „Sie sind von Ihren Pflichten gegenüber meinen Nichten entbunden, bis Sie weitere Nachricht von mir erhalten."
Ihr Ärger flammte erneut auf. „Wenn Sie mich entlassen wollen, dann zögern Sie nicht, Euer Gnaden. Genau das ist es, was Ihre Mutter von Anfang an wollte. Sie versuchte, Charles dazu zu überreden, aber Bethany erlaubte es nicht. Nun sind nur noch Sie übrig, und sie wird Ihnen so lange
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