Entscheidung aus Liebe
Besuch."
„Danke, Euer Gnaden", erwiderte sie mit ungewohnt heiserer Stimme. Glücklicherweise bemerkte der Duke ihre Verwirrung nicht, da er wieder auf die kleine Sarah hinabblickte. Das Mädchen hatte die ganze Zeit über still auf dem Boden gesessen und ihren Bären an sich gedrückt. Er runzelte leicht die Stirn, und Chloe fragte sich, was ihm wohl Sorgen bereitete.
Nachdem er ihr einen letzten Blick zugeworfen hatte, verließ er ohne ein weiteres Wort das Spielzimmer. Chloe ging zum Fenster und sah hinaus, ohne sich wirklich für die Gärten zu interessieren.
Schwer atmend presste sie die Hände auf ihre heißen Wangen. Sie hoffte, dass sie nicht errötet war, als er vor ihr gestanden hatte.
„Miss Chloe, können wir ein Paar Handschuhe für meine Puppe machen?" fragte Rebeccah, die sich wieder dem anfänglichen Spiel zugewendet hatte.
„Ja, cherie. Ich werde dir dabei helfen."
9. KAPITEL
Jareth spürte, dass Lady Rathford ihn beobachtete. Er fühlte sich wie ein exotisches Insekt, das von einem Wissenschaftler genauestens untersucht wurde. Wäre er nicht der Duke gewesen, der in allen Situationen die Fassung bewahren musste, hätte er ihr einen zornigen Blick zugeworfen. Doch die Zeit, in der er wie jeder andere Mann seinem Instinkt hatte folgen dürfen, war endgültig vorüber.
Er stellte fest, dass er sich langsam an seine neue Rolle gewöhnte. Trotz seiner Rastlosigkeit gelang es ihm, mit übergeschlagenen Beinen auf seinem Stuhl zu sitzen und eine scheinbar entspannte Haltung anzunehmen. Obwohl er nur mit Mühe sein Gähnen unterdrücken konnte, wirkte er für die anderen Anwesenden, als würde er sich köstlich amüsieren. Wie sehr sehnte er sich danach, sich in der freien Natur aufzuhalten, am liebsten in der Nähe des Meeres!
Helena rezitierte gerade ein Gedicht, wahrscheinlich eines von Shakespeares Sonetten. Er achtete nicht einmal darauf. Neben ihren übrigen Talenten war Helena natürlich auch eine vollendete Rednerin. Ihre Stimme war klar und ausdrucksvoll, während sie leidenschaftlich die dramatischen Verse vortrug. Jareths Augen wurden feucht, so sehr verlangte es ihn danach, zu gähnen.
Als sie das Gedicht beendet hatte, klatschte Jareths Mutter begeistert in die Hände. „Oh, meine Liebe, das war einfach wundervoll!" Dann wandte sie sich Lady Rathford zu, mit der sie sich bereits gut genug angefreundet hatte, um sie mit dem Vornamen anzusprechen. „Es ist ein Wunder, wie viele Talente Ihre Tochter besitzt, Portia! Sie waren äußerst erfolgreich mit Ihrer Erziehung."
Bei diesem Kompliment röteten sich Lady Rathfords Wangen vor Stolz, und sie senkte dankbar den Kopf. „Sie sind sehr freundlich, Euer Gnaden."
„Und nun haben auch wir eine Überraschung für Sie", verkündete die Duchess, während sie Jareth einen fragenden Blick zuwarf. Als er nickte, sagte sie zu dem Butler: „Rufen Sie bitte meine Enkelinnen, Frederick."
Der Diener verbeugte sich und verließ den Raum. Jareth atmete tief ein und versuchte, seine Befürchtungen zu vergessen. An der steifen Haltung seiner Mutter erkannte er, dass auch sie beunruhigt war. Er hoffte inständig, dass Rebeccah nicht eines der Törtchen vom Tisch nahm und die Sahne auf den Möbeln verschmierte. Womöglich würde sich Sarah einfach auf den Boden setzen, ihre Schuhe und Strümpfe ausziehen und mit ihren Fußzehen spielen. Beides war durchaus möglich. Trotz des guten Eindrucks, den die Kinder bei seinem letzten Besuch im Spielzimmer hinterlassen hatten, waren sie immer noch undiszipliniert. Er hoffte, dass sie wenigstens saubere, angemessene Kleidung tragen würden.
„Das Lob für Helenas Fähigkeiten gebührt nicht allein mir, Euer Gnaden", fuhr Lady Rathford mit gespielter Bescheidenheit fort, um die Aufmerksamkeit weiterhin auf ihre Tochter zu lenken. „Sie hatte eine ausgezeichnete Lehrerin. Die Frau war äußerst streng und achtete auch auf den kleinsten Fehler, so dass Helena stets ihr Bestes gab. Miss Clevermore stimmte unserer Philosophie in jeder Hinsicht zu. Sie war eine Perfektionistin und ließ niemals zu, dass Helenas Anstrengungen nachließen, nicht für einen einzigen Augenblick."
Jareth verspürte ein flaues Gefühl im Magen, als er diese Bemerkung vernahm. Er warf Helena einen mitleidigen Blick zu, aber ihr Gesicht war wie versteinert.
Lediglich ein kleines Lächeln spielte um ihre vollkommenen Lippen.
Natürlich musste eine Dame zu jedem Zeitpunkt heiter und unterhaltsam wirken, ungeachtet dessen, was sie
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