Entscheidung aus Liebe
tatsächlich fühlte.
„Miss Chloe, Lady Rebeccah und Lady Sarah", verkündete Frederick laut. Glücklicherweise veranlasste dies Lady Rathford dazu, ihre Lobeshymne auf Helena zu unterbrechen. Jareth holte noch einmal tief Luft, erhob sich von seinem Stuhl und drehte sich um.
Seine Befürchtungen hatten sich nicht bewahrheitet. Vor ihm standen zwei kleine Damen, die wie Prinzessinnen in Seidenkleider mit steifen Krinolinen gekleidet waren. Die junge
Frau hinter ihnen wirkte ungewohnt ergeben, trug ein sauberes Kleid und hatte ihr Haar ordentlich zu einem schlichten Knoten frisiert. Doch Miss Chloes Augen blitzten vor Freude, während sie ihre beiden Schützlinge in den Salon führte. Vor Jareth blieb sie stehen und setzte einen ihrer Füße etwas zurück, um in einen perfekten Knicks zu versinken. Zu seiner Verwunderung folgten die Mädchen ihrem Beispiel.
„Euer Gnaden", murmelte sie.
Es war unglaublich, wie sehr sie sich verändert hatte. Sie bewegte sich immer noch mit der Anmut einer Tänzerin und strahlte die gewohnte Lebensfreude aus, die er insgeheim an ihr bewunderte. Dennoch waren ihre Kleidung und ihr Benehmen tadellos. Bei allen Heiligen, er erkannte sie kaum wieder!
Als die Kinder den Rathfords vorgestellt wurden, traten beide nacheinander vor und lächelten zuerst Lady Rathford, danach Helena artig an. Rebeccah schenkte Lady Helena sogar ein Bild, das sie selbst gemalt hatte. „Ich habe meine Lieblingsblumen gezeichnet, Lady Helena", sagte das Mädchen. „Ich hoffe, Sie mögen Blumen." Helena antwortete dem Kind lächelnd, dass sie in der Tat Blumen liebte und sich sehr über das Bild freute.
Alles in allem war es ein gelungener Auftritt, wie Jareth voller Zufriedenheit feststellte. Chloe stand in einer Ecke und kam ihrer offensichtlichen Funktion als Puppenspielerin nach. Die Mädchen warfen ihr fragende Blicke zu, woraufhin sie ihnen leicht zunickte und ihnen mit unauffälligen Handbewegungen bedeutete, was sie tun sollten. Jareth fiel auf, dass sie sich klugerweise hinter seine Mutter gestellt hatte, so dass die Duchess ihre Instruktionen nicht bemerkte, während sie mit großmütterlichem Stolz das beispielhafte Benehmen ihrer Enkelinnen bewunderte. „Sie haben eine ganz reizende Familie, Euer Gnaden!" rief Lady Rathford. „Es ist ein wahres Vergnügen, solch wohlerzogene Kinder zu sehen."
Jareths Mutter lächelte zufrieden. „Ja, sie sind kleine Engel, nicht wahr?"
Lady Rathford wandte sich Rebeccah zu. „Magst du Musik, mein Kind?"
„Ja, ich singe gerne. Wir singen oft Lieder im Spielzimmer. Möchten Sie eines davon hören?"
Die ältere Frau nickte ihr anerkennend zu. „Aber natürlich, darüber würde ich mich sehr freuen."
Rebeccah, die sich sichtlich in der Aufmerksamkeit ihres Publikums sonnte, trug einige Kinderlieder vor.
Aus dem Augenwinkel sah Jareth, wie Chloe geräuschlos in die Hände klatschte, um Rebeccahs Anstrengungen zu loben.
„Wundervoll, Kind!" verkündete Lady Rathford. „Und welche Dinge gibt es noch, mit denen du dich am liebsten beschäftigst?"
„Ich spiele gern im Dreck", antwortete Rebeccah.
Mit einem Mal war der Raum totenstill.
Lady Rathford blinzelte ungläubig. Sie zupfte an dem Spitzentuch, das ihren Hals bedeckte, als ob sie nicht genug Luft bekam. „Wie bitte?"
Chloe trat aus den Schatten. „Sie sagte, sie fährt gerne weg. Rebeccah liebt Ausflüge in die Natur, um ... Blumen zu pflücken."
Lady Rathford war unglaublich erleichtert, obwohl Jareth sich nicht vorstellen konnte, wie sie dieser fadenscheinigen Ausrede Glauben schenken konnte. „Oh, aber natürlich! Nun, meine Kleine, möchtest du uns nicht vielleicht ..."
„Ich finde, Helena sollte noch ein Lied singen", mischte sich Jareth ein. „Schließlich haben die Kinder noch nicht ihre wundervolle Stimme gehört, und Helena könnte ein ausgezeichnetes Vorbild für sie sein."
Sein Vorschlag löste genau die Ablenkung aus, die er beabsichtigt hatte. Da sie sich am meisten für die Talente ihrer eigenen Tochter interessierte, stimmte Lady Rathford begeistert zu. Helena sang ihnen eine sanfte Hymne vor, der die Mädchen wie verzaubert lauschten. Als sie das Lied beendet hatte, wandte Chloe ein, dass es nun Schlafenszeit für die Mädchen sei, und die Duchess willigte erleichtert ein. Später, nachdem die Rathfords sich verabschiedet hatten, saßen Jareth und seine Mutter noch zusammen im Salon. „Die Kinder haben sich heute erfreulich gut benommen", bemerkte Jareth.
„Ja",
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