Entscheidung aus Liebe
zu sehr in ihren Krallen. Sie wird noch seine ganze Lebensfreude zerstören, genau wie damals bei dem armen Charles ... "
„Sir!" rief sie aufgebracht. „Die Kinder!"
Ob Rebeccah die Erwähnung ihres toten Vaters wahrgenommen hatte, konnte Chloe nicht sagen. Sie vermutete es jedoch, da das Mädchen mit einem Mal unnatürlich still im Stroh saß. Rebeccah hielt den Kopf für einige Augenblicke gesenkt, bevor sie ihn wieder hob und sagte: „Miss Chloe, können Sie bitte Großmutter fragen, ob wir ein Kätzchen haben dürfen?"
Chloe wusste genau, dass die Duchess ihre Bitte ablehnen würde. Sie öffnete bereits den Mund zu einer Antwort, als sich Gerald neben das Mädchen hockte.
„Wie wäre es, wenn ich sie für dich frage, mein Engel? Eure Großmutter könnte mir niemals einen Wunsch abschlagen, diese törichte Frau."
Rebeccah sah ihn ausdruckslos an, ohne sich von seinen Bemühungen beeindrucken zu lassen. „Danke", erwiderte sie einfach.
Mit einem selbstzufriedenen Grinsen zwinkerte Gerald Chloe zu. Sie beschränkte sich auf ein höfliches Lächeln.
12. KAPITEL
In der undurchdringlichen Dunkelheit einer mondlosen Nacht stahl sich Chloe heimlich aus dem Haus. Leise schloss sie die Tür zur Speisekammer hinter sich, um ihren Wollmantel enger um die Schultern zu schlagen. Der Tag war klar und sonnig gewesen, doch die nächtliche Feuchtigkeit ließ sie frösteln. Als sie den Blick hob, bemerkte sie, dass heute nur wenige Sterne zu sehen waren. Und selbst diese wirkten glanzlos, so als ob sich ein dünner Schleier über sie gelegt hätte.
Sie trat aus dem Schein der Gaslampe, die den Hintereingang des Hauses beleuchtete, und verschwand in der Dunkelheit. Dichter Nebel lag über dem Garten, und die unnatürliche Stille jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
Ein plötzliches Geräusch ließ sie innehalten. Sie blieb stehen und lauschte für eine Weile, doch es war nichts zu hören. Schließlich beschloss sie, dass es ein Tier gewesen sein musste - vielleicht eine Feldmaus, die ihren nächtlichen Tätigkeiten nachging. Mit einem Achselzucken setzte sie ihren Weg fort.
Seufzend richtete sich Jareth auf und blickte enttäuscht zum bewölkten Nachthimmel hinauf. Neben ihm stand sein neuestes Teleskop. Es war erst heute Morgen geliefert worden, und er hatte es sofort ausprobieren wollen. Daher hatte er es hinunter in den Garten gebracht, nur um festzustellen, dass sich schnell eine schwarze, dichte Wolkendecke am Himmel bildete, die offenbar einen Sturm ankündigte. Da er trotz allem hoffte, das Wetter würde sich etwas verbessern, hatte er das Gerät dennoch aufgebaut.
Er zuckte zusammen, als er das Geräusch näher kommender Schritte hinter sich
vernahm. Mit bewundernswerter Selbstbeherrschung hatte er absichtlich einen abgelegenen Teil des Gartens aufgesucht, in dem Chloe üblicherweise nicht spazieren ging. Er bezweifelte allerdings, dass selbst diese schlaflose Seele in einer solch unerfreulichen Nacht das Haus verlassen würde. Offenbar hatte er sich getäuscht, aber es war schließlich nicht das erste Mal, dass Chloe ihn überraschte. Der Nebel spielte der Vorstellung manchmal Streiche, doch es klang, als ob sich jemand aus der Richtung des Hintereinganges zum Haus näherte.
Als nach einer Weile niemand erschienen war und Jareth keine weiteren Schritte hörte, wandte er sich wieder seiner ursprünglichen Beschäftigung zu. Er begann damit, das Teleskop abzubauen. Nachdem er die Linse in seine Tasche gesteckt hatte, damit sie beim Rücktransport in das Haus nicht beschädigt wurde, kauerte er sich nieder, um das Stativ zusammenzuklappen.
Da war es wieder, dasselbe Geräusch. Diesmal war er jedoch sicher, dass er sich nicht getäuscht hatte. Er stand auf und wandte sich um, als plötzlich eine große Gestalt vor ihm auftauchte. Im Nebel konnte er sie nicht genau erkennen, aber es schien ein Mann in dunkler Kleidung zu sein.
„Gerald?"
Der erste Schlag traf ihn vollkommen unerwartet. Jareth wurde hart an der Schläfe getroffen und fiel auf die Knie.
Er verharrte einen Augenblick in dieser Stellung, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Auf einmal trat ihn jemand in die Rippen, und er brach auf dem Boden zusammen.
Obwohl er nichts sehen konnte, spürte er, dass sein Gegner sich drohend über ihn beugte. Als der Schmerz etwas nachgelassen hatte, warf er sich auf seinen Angreifer. Er umfasste die Knie des Mannes und brachte ihn zu Fall.
„Verdammt!" brüllte der Mann.
Blitzschnell richtete
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