Entscheidung aus Liebe
„Meine Mutter wird mir niemals vergeben, wenn ich Flecken auf ihrem Mobiliar verursache."
„Lassen Sie mich sehen", erwiderte sie und betrachtete sein Gesicht von nahem. „Nein, kein Blut. Glauben Sie, dass irgendetwas gebrochen ist?"
„Nur ein paar blaue Flecken und Schrammen, glaube ich. Es war ein brutaler, aber nur kurzer Angriff."
„Warum sollte Sie jemand angreifen?" fragte sie.
Er zuckte die Achseln. „Ich habe keine Ahnung. Vielleicht
war es ein Dieb. Ich sollte den Sheriff kommen lassen, aber morgen wird früh genug sein. Zweifellos ist der Schurke, der mich niedergeschlagen hat, schon auf halbem Weg nach York."
„Glauben Sie tatsächlich, es war ein Dieb?"
„Wer sonst? Sicher suchte er einen Weg, um in das Haus einbrechen zu können. Vermutlich war er äußerst überrascht, in einer solchen Nacht jemandem zu begegnen. Niemand, der bei klarem Verstand ist, würde bei diesem Wetter einen nächtlichen Ausflug unternehmen." Er lächelte sie an und zwinkerte ihr dabei zu. Chloe verstand seine Anspielung. Schließlich waren sie beide leichtsinnig genug gewesen, sich in dieser Nacht aus dem Haus zu schleichen.
Trotzdem war sie nicht bereit, seiner hübschen kleinen Erklärung Glauben zu schenken. Sie vermutete sogar, dass nicht einmal er selbst daran glaubte.
Aber wer hätte ihn sonst niederschlagen sollen? „Vielleicht haben Sie Recht."
Ihre Blicke begegneten sich, dann senkte er den Kopf. Chloe entging nicht, dass er ein Lächeln zu verbergen versuchte.
„Worüber lachen Sie?" fragte sie misstrauisch.
„Über gar nichts, Miss Chloe. Vielleicht sollten Sie einen der Diener rufen."
„Ich werde rufen, wenn Sie wollen, aber erst nachdem Sie mir mitgeteilt haben, was so komisch ist."
„Wirklich, es ist nichts. Ich bin ... nur müde." Er bemühte sich, unschuldig dreinzublicken, aber sie ließ sich nicht täuschen.
„Euer Gnaden ...", begann sie drohend.
„Im Garten haben Sie mich Jareth genannt."
Sie errötete. „Oh. Wirklich? Nun, vielleicht habe ich Sie so genannt. Ich war ... so aufgeregt, dass ich gar nicht wusste, was ich sagte."
„Bitte, entschuldigen Sie sich nicht dafür", sagte er. Plötzlich war sein Tonfall nachdenklich. „Es ist bereits Monate her, seitdem ich zum letzten Mal hörte, wie
jemand meinen Namen aussprach. Können Sie sich das vorstellen?"
„Nein, das kann ich nicht." Sie runzelte die Stirn. „Aber wechseln Sie nicht das Thema. Sie lachen über mich, weil ich auf Sie gefallen bin, nicht wahr?"
Er streckte die Hände aus, als wolle er sie abwehren. Dann erwiderte er: „Ich muss zugeben, es war recht amüsant, als ich aufwachte und Sie ..."
„Genug! Vorhin haben Sie mich beleidigt, indem Sie sagten, Sie hätten entweder einen Albtraum oder wären in der Hölle, nur weil ich auf Ihnen lag. Und jetzt lachen Sie mich auch noch aus. Haben Sie überhaupt daran gedacht, welche Angst ich hatte? Wie niederträchtig von Ihnen, sich über mich lustig zu machen."
„Nicht weniger Angst als ich, das kann ich Ihnen versichern, auch wenn ich es nicht gern zugebe. Was meine erste Äußerung nach dem Erwachen betrifft, als ich uns beide in einer solch interessanten Position vorfand - denken Sie bitte erst nach, was meine genauen Worte waren, Mademoiselle."
Chloe versuchte sich an seine Worte zu erinnern. In der Tat hatte er lediglich gesagt, dass er glaubte, entweder zu träumen oder seinen gerechten Lohn zu erhalten. Er hatte jedoch nicht erwähnt, ob die jeweiligen Alternativen eine angenehme oder unangenehme Erfahrung für ihn darstellten.
Wollte er also andeuten, dass er sich wie im Himmel vorgekommen war, als sie auf ihm gelegen hatte?
War es wirklich möglich, dass ...
Dass er sie begehrte?
Doch selbst wenn dies der Fall war, so hatte ihre Mutter ihr bereits deutlich gemacht, was Männer im Allgemeinen wollten. Was bin ich doch für eine Närrin, dachte Chloe. Sie selbst hatte die Frau gesehen, die bald seine Braut sein würde. Wenn er sie, Chloe, überhaupt begehrte, dann hatte er sicher keine ehrenvollen Absichten.
Doch selbst in diesem Licht betrachtet, ließ allein die Möglichkeit, dass er sie womöglich wollte, ihr Herz vor Freude schneller schlagen.
„Ich werde Ihnen jetzt einen Diener holen", sagte sie und wandte ihm ohne ein weiteres Wort den Rücken zu.
Unglücklicherweise hielt es der Diener für notwendig, den Butler Frederick zu rufen, der es wiederum für seine Pflicht hielt, ein Dienstmädchen hinaufzuschicken, um die Dowager Duchess
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