Entscheidung aus Liebe
über die Geschehnisse der Nacht zu informieren. Diese eilte daraufhin in einem beinahe hysterisch zu nennenden Zustand in den Salon und verlangte, dass man umgehend einen Arzt und den Sheriff holen ließ.
Chloe war überrascht über die Entschlossenheit, mit der Jareth die Situation handhabte. Er teilte seiner Mutter ruhig mit,
dass er nicht verletzt sei und keinen Arzt brauche. Zudem könne die Mitteilung an den Sheriff bis zum nächsten Morgen warten. Schließlich ließ sich die Duchess besänftigen und erinnerte sich plötzlich an Chloe. „Was hatten Sie eigentlich um diese Zeit dort draußen zu suchen?" fauchte sie.
„Ich gehe abends manchmal spazieren."
„Ich wünsche, dass Sie diese nächtlichen Spaziergänge sofort unterlassen. Es ist sehr gefährlich, und Sie sollten die kriminellen Elemente unserer Gesellschaft mit Ihrem leichtsinnigen Verhalten nicht auch noch ermutigen."
Jareth unterbrach sie mit scharfer Stimme. „Ich glaube kaum, dass Miss Chloes Benehmen hier zur Debatte steht, Mutter. Sie hat nichts Falsches getan."
Die Duchess warf Chloe einen zweifelnden Blick zu. „Beruhige dich, Strathmere. Du hast einen anstrengenden Abend hinter dir. Ich bezweifle, dass du im Augenblick das Urteilsvermögen besitzt, über diese Angelegenheit zu entscheiden."
„Es ist wahr, dass ich im Garten angegriffen wurde, aber eigentlich wird der Abend erst jetzt richtig anstrengend, Mutter."
Chloe zuckte leicht zusammen. Die Duchess versteifte sich, wandte sich abrupt um und verließ mit einem dramatischen Abgang den Raum.
„Nun", sagte Jareth nach einer Weile, obwohl er mehr zu sich selbst sprach. „Das scheint wieder eine meiner Meisterleistungen gewesen zu sein. Vielleicht sollte ich mich zurückziehen, bevor eine wirkliche Katastrophe geschieht." Dann wandte er sich an Chloe. „Dieser Tag war nicht gerade angenehm."
Er stand sehr langsam auf und murmelte das Wort „steif", so als ob er ihr seine gezwungenen Bewegungen erklären wollte. Nachdem er ihr noch einmal zugenickt hatte, machte er sich auf den Weg zur Tür.
Am folgenden Morgen wurde der Sheriff nach Strathmere gerufen, und Chloe wurde gebeten, ihre Version der nächtlichen Ereignisse zu erzählen. Sie berichtete ruhig, was sie gesehen und gehört hatte, obwohl ihr bei der Erinnerung an gewisse Details das Herz klopfte. Der Sheriff war ein angenehmer, freundlicher Mann, der nur an den sachlichen Tatsachen interessiert war. Schweigend hörte er sich ihre Geschichte an, wobei er nur von Zeit zu Zeit nachdenklich nickte.
„Diebe", verkündete er schließlich. „Der Duke ist ebenfalls dieser Meinung. Dürfte ich Sie fragen, Miss Pesserat, ob Sie irgendetwas an dem Mann bemerkt haben, das uns bei seiner Identifikation hilfreich sein könnte?"
„Nein, Monsieur."
„Vielleicht ein Schmuckstück oder etwas Ähnliches?"
„Nichts", erwiderte Chloe mit einem Achselzucken.
Der Sheriff brachte sein Gesicht näher an ihres heran. „Einen Ring vielleicht? Haben Sie einen Ring gesehen?"
„Nein."
„Dann danke ich Ihnen für Ihre Kooperation, Miss Pesserat." Er schien zufrieden zu sein und nickte ihr anerkennend zu. „Wenn man die Umstände bedenkt, waren Sie äußerst tapfer. Die meisten ... nun, Damen wären sicher auf der Stelle in Ohnmacht gefallen, und wie wäre es dem armen Duke dann ergangen, frage ich Sie?"
Offenbar hielt sie der Sheriff eher für eine Frau von gewöhnlicher Herkunft und nicht für eine Dame von Stand. Obwohl sie es nicht zeigte, fühlte sie sich von der
indirekten Beleidigung getroffen.
Als sie den Raum verließ, atmete sie tief durch, um sich wieder zu beruhigen. Ihr Vater hatte ihr immer geraten, nach unerfreulichen Erlebnissen die Ruhe zu bewahren und an andere Dinge zu denken.
In diesem Fall kam die Ablenkung zu ihr. Auf ihrem Weg zur Treppe wurde sie von Gerald aufgehalten.
„Ah, Miss Pesserat!" rief er, während er sich ihr in den Weg stellte. „Wie ich sehe, ist der gute Sheriff damit beschäftigt, Hinweise zu sammeln. Hat er Ihren armen kleinen Kopf sehr angestrengt?"
„Er bat mich lediglich, die Tatsachen zu schildern", antwortete sie. Obwohl sie Gerald nicht mochte, hielt sie ihn inzwischen für harmlos. Er stellte keine Bedrohung dar. Stattdessen benahm er sich ihr gegenüber stets freundlich, was nur auf die wenigsten Bewohner dieses Hauses zutraf.
„Gibt es bereits eine Theorie, wer der Übeltäter gewesen sein könnte?" fragte er. „Man sagt, dass es wahrscheinlich ein Dieb war."
Er nickte
Weitere Kostenlose Bücher