Entscheidung aus Liebe
gingen gemeinsam zu der Stelle, an der die Mutterkatze ihr Lager gebaut hatte. Die sechs neugeborenen Kätzchen zerstreuten endgültig die Bedenken der Mädchen.
Rebeccah war begeistert. „Kann eines von ihnen bei uns im Kinderzimmer wohnen? Bitte, Miss Chloe!"
Chloe kniete sich neben sie und musste selbst über die putzigen Tiere lächeln. „Vielleicht, Rebeccah. Wir werden zuerst eure Großmutter fragen müssen."
Rebeccah streckte enttäuscht die Unterlippe heraus. „Sie würde es uns niemals erlauben. Wir dürfen niemals etwas, das uns Spaß macht."
Chloe sah Mary an und rollte mit den Augen, da sie vollkommen Rebeccahs Meinung war. Mary musste sich wegdrehen, um ihr Kichern zu verbergen. Daniel warf der jungen Frau einen zärtlichen Blick zu.
Chloe seufzte. Sie freute sich für Mary, aber sie war auch etwas neidisch. Es schmerzte sie, mit anzusehen, was sie selbst niemals erleben würde.
Nachdem Mary zurück zum Haus gegangen war, um ihren täglichen Pflichten nachzukommen, sagte Daniel: „Ich bin bei den Kutschen, Miss, falls Sie mich brauchen sollten. Alle Pferde sind entweder eingesperrt oder auf der Weide, deshalb müssen Sie und die kleinen Ladys keine Angst haben, wenn Sie die Stallungen verlassen."
„Danke, Daniel. Sie waren sehr hilfsbereit."
Er nickte lächelnd. Dann räusperte er sich und fragte: „Miss ... wegen Miss Mary. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie niemandem gegenüber erwähnen würden, dass sie hier war. Sie wissen, dass sie ein fleißiges Mädchen ist, das immer seine Arbeit
erledigt. Wenn es aber jemand erfahren würde, könnte man sie für faul halten." „Natürlich, Daniel. Mary ist meine Freundin. Ich werde unser kleines Geheimnis gerne für mich behalten."
Der junge Mann schenkte ihr wieder sein unwiderstehliches Lächeln. „Vielen Dank, Miss."
Chloe wandte sich wieder Rebeccah zu, die das alleinige Besitzrecht über die Kätzchen für sich forderte. Sarah streichelte die Tiere jedoch hingebungsvoll, ohne ihre ältere Schwester zu beachten. Die Mutterkatze schien keine Gefahr für ihre Jungen zu sehen, denn sie strich schnurrend um Chloes Beine.
Sie saßen eine Weile im Stroh und spielten mit den kleinen Geschöpfen, bis plötzlich ein Schatten über sie fiel.
„Nun, was haben wir denn hier?"
Chloe wusste sofort, dass es nicht der Duke war. Sie hätte seine tiefe, männliche Stimme auf der Stelle erkannt. Als sie aufblickte, sah sie einen rotgesichtigen, etwas wohlbeleibten Mann am Gatter des Stalles stehen.
Sie war ihm schon einmal begegnet, in der Bibliothek, als sie zufällig das kleine Familientreffen der Hunts gestört hatte. Sein Name war Gerald, wie sie dem Klatsch der Dienstboten entnommen hatte. Niemand schien ihn zu mögen, abgesehen von der Duchess, die trotz seines offensichtlich zügellosen Lebenswandels ein Faible für ihren Neffen hatte.
„Wir sehen uns die Kätzchen an", erklärte Chloe, während sie sich erhob.
Ohne großes Interesse warf er einen Blick auf das lärmende Gerangel aus Kindern und miauenden Katzen. „Tatsächlich? Ach, wie entzückend." Dann musterte er Chloe von Kopf bis Fuß mit seinen geröteten Augen. „Ich bedaure, dass wir einander bisher nicht richtig vorgestellt wurden. Wie ich erfahren habe, sind Sie Miss Chloe, die Gouvernante meiner beiden Cousinen. "
„Oui."
Sein Lächeln vertiefte sich. „Ich bin der Cousin des Dukes, Gerald Hunt."
„Ich bin erfreut, Sie kennen zu lernen, Sir. Haben Sie seit Ihrer Ankunft bereits mit Rebeccah und Sarah gesprochen?", fragte Chloe.
„Nein, leider nicht. Aber im Augenblick sind die reizenden Kleinen doch viel zu sehr mit ihren Kätzchen beschäftigt, um sich für einen langweiligen alten Verwandten wie mich zu interessieren, nicht wahr?" Er ging noch einen Schritt auf sie zu. Seine unangemessene Nähe bereitete Chloe Unbehagen. Sein Blick wanderte über ihr Gesicht, dann hinunter zu ihren Brüsten. „Wie gefällt es Ihnen in Strathmere? Ein prächtiges Anwesen, nicht wahr? Sie sind doch Französin? Aus welchem Teil Frankreichs stammen Sie, wenn ich fragen darf?"
Chloe wusste nicht, welche der vielen Fragen sie zuerst beantworten sollte. Eilig trat sie einen Schritt zurück. „Ich komme aus einem Dorf in der Nähe von Blies, und ja, ich bin sehr zufrieden mit meiner Anstellung in Strathmere."
„Ja, Kinder sind reizende Geschöpfe. Wie finden Sie eigentlich meinen Cousin? Viel zu mürrisch, nicht wahr? Ich hatte ihn anders in Erinnerung. Die liebe Tante
Charlotte hat ihn
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