Entscheidung aus Liebe
Bibliothek.
Die schwere Eichentür hatte sich gerade hinter ihnen geschlossen, als schon das Unglück über ihn hereinbrach.
„Wie können Sie es wagen!" rief sie erzürnt.
„Wie bitte?" fragte er mit gesenkter Stimme, um seinen Ärger zu verbergen. „Sie neigen dazu, zu vergessen, mit wem Sie sprechen."
„Doch, das weiß ich nur zu gut! Ich spreche mit einem Mann, der sich selbst maßlos überschätzt und keinerlei Rücksicht auf die Gefühle anderer Menschen nimmt! Ich kann einfach nicht glauben, dass Sie so etwas Niederträchtiges getan haben."
„Ich sollte jetzt vielleicht fragen, was ich so Schreckliches verbrochen habe, aber es interessiert mich nicht besonders."
„Ja", fauchte sie ihn an, „genau das ist es, was in diesem Haushalt nicht in Ordnung ist. Sie geben keinen Deut um irgendetwas, wenn es nicht Sie selbst und Ihre Launen betrifft." „Miss Chloe", sagte er drohend, „wenn jemand außer Ihnen in diesem Ton mit mir sprechen würde, dann würde ich ihn ohne ein weiteres Wort entlassen."
„Ah, Ihre übliche Lösung für sämtliche Probleme mit den Dienstboten, nicht wahr? Sie entlassen einfach die Leute, wenn sie Ihnen nicht sofort jeden Wunsch von den Augen ablesen. Meine Güte, bald werden Sie selbst kochen und die Betten machen müssen, wenn Sie dieses Tempo beibehalten."
„Ach, darum geht es also. Sie sind nur wütend, weil ich ein Zimmermädchen entlassen habe?"
„Dieses Mädchen hat einen Namen. Sie heißt Mary Curran und hat auch ein eigenes Leben, abgesehen davon, Ihre Pantoffeln zu holen und den Staub von Ihren feinen Möbeln zu wischen. Sie hat eine Familie, die auf ihren Lohn angewiesen ist, um über die Runden zu kommen. Sie hat eine Mutter und einen Vater, die stolz auf sie sind -oder es zumindest waren, bevor Sie Mary in Schande nach Hause geschickt haben. Sie hatte Träume und Pläne für ihr zukünftiges Leben, und - ja, Monsieur! - sie hat sogar einen Liebsten. Er ist einer von Ihren Stallburschen, ein netter Mann mit ehrenwerten Absichten. Er heißt übrigens Daniel. Ich weiß nicht, warum Sie sich so sehr daran stören, aber es ist vollkommen natürlich, dass sich eine junge Frau und ein junger Mann voneinander angezogen fühlen und ihre freie Zeit miteinander verbringen wollen."
„Ich bin Ihnen keine Rechenschaft schuldig", sagte er und ging auf die Tür zu. Chloe trat jedoch in seinen Weg.
„Nein, das sind Sie nicht. Sie brauchen niemanden, nicht wahr, Euer Gnaden? Sie sind völlig auf sich selbst bezogen und fühlen sich äußerst sicher in dem Wissen, dass Sie uns gewöhnlichem Volk in jeder Hinsicht überlegen sind. Nun, Sie haben sogar das Recht, über unsere Leben zu bestimmen!"
„Ich kann nicht zulassen, dass sich meine Dienstboten zu einem Stelldichein wegschleichen, wenn sie ihren Pflichten nachkommen sollten! Oder schlagen Sie etwa vor, dass ich ein Liebesnest aus Strathmere mache? Soll ich vielleicht hübsche kleine Sofas im Garten aufstellen, für alle, die sich mit ihren Liebsten zurückziehen wollen?"
„Warum spotten Sie eigentlich über die Liebe? Ist es, weil Sie selbst so wenig Liebe in Ihrem Leben hatten?"
Er wirkte überrascht. „Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen. Mir mangelte es niemals an Liebe."
„Dann darf man Ihren Eltern und Lehrern wahrscheinlich nicht die Schuld dafür geben. War es eine Frau, die Sie zurückgewiesen hat, so dass Sie sich seitdem allen Liebesaffären in den Weg stellen müssen?"
Jareth neigte sich näher zu ihr und sah sie wütend an. „Ich habe das Mädchen nur entlassen, weil sie so töricht war, sich selbst in Schwierigkeiten zu bringen. Und auch wenn Sie es nicht wahrhaben wollen, Miss Chloe, ich benötige keineswegs Ihre Genehmigung dazu."
„Ja, schließlich sind Sie der Duke of Strathmere. Sie schulden niemandem außer dem
König selbst Gehorsam, so hoch schweben Sie über uns anderen Menschen."
„Ich bemerke wieder einmal Ihren französischen Idealismus. Möchten Sie vielleicht einen Mob zusammenrufen und mich zur Guillotine schleifen lassen?"
Chloe versteifte sich. „Ich bin nicht stolz über die barbarischen Verbrechen der Revolution, aber ich bin stolz auf das Ergebnis. Wir sind ein freies Land, in dem niemand aufgrund seines Standes beurteilt wird."
„Sie wollen mich offenbar reformieren, Mademoiselle?"
Sie ballte die Hände zu Fäusten. „Das ist nicht mehr nötig. Sie haben dies bereits selbst getan, indem Sie jegliche Menschlichkeit abgelegt haben. Jeder Tag, den Sie mit Ihrem neuen
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