Entscheidung aus Liebe
überprüft auch alle anderen Eingänge. Wir haben Gäste, um die wir uns kümmern müssen." Während er sich wieder der übrigen Gesellschaft anschließen wollte, dachte er angestrengt nach. Irgendetwas an dieser Situation war ihm merkwürdig vorgekommen, aber er wusste momentan einfach nicht, was es gewesen war.
Gerade hatte er seine Hand auf die schwere Eichentür zum Salon gelegt, um sie zu öffnen, als es ihm endlich klar wurde. Er wirbelte herum. „Nein! Folgt ihm, schnell!" herrschte er die Männer an.
Die Diener waren einen Augenblick lang verwirrt. „Nun lauft schon, haltet ihn fest!" donnerte er.
Die Angesprochenen wandten sich auf dem Absatz um und stürzten aus dem Haus. Jareth stand wie angewurzelt da, während sein Herz wie wild in seiner Brust klopfte. Der Ring. Zuerst hatte er ihn gar nicht bemerkt. Erst als der Mann mit dem Diener gerungen hatte, war das Schmuckstück kurz aufgeblitzt.
Sein Angreifer im Garten hatte einen Ring getragen.
Schnell gewann er seine Fassung wieder, da er sich an die Anwesenheit seiner Gäste erinnerte. Als er nur wenige Momente später den Speisesalon betrat, trug er eine selbstsichere Miene und ein heiteres Lächeln zur Schau.
„Strathmere, was um Himmels willen ist geschehen?" fragte seine Mutter von ihrem Stuhl aus. Sie sah ihn an, als sei er
persönlich verantwortlich für den unangenehmen Zwischenfall.
Alle Anwesenden warteten auf seine Erklärung. Nur Chloe betrachtete ihn voller Mitgefühl und Sorge. Ihre Augen schienen stets bis auf den Grund seiner Seele zu blicken.
„Es war nur ein Trunkenbold, der sich über seinen Lohn beschweren wollte. Wie es scheint, hat das Gasthaus seine Preise erhöht, und nun verlangt er eine passende Erhöhung, um seine abendlichen Vergnügungen aufrechterhalten zu können."
Ein wissendes Gemurmel erhob sich unter seinen Gästen. Unzufriedene Feldarbeiter waren ein Problem, mit dem viele wohlhabende Landbesitzer umgehen mussten. Danach wandte sich die allgemeine Konversation anderen Themen zu, und der erste Gang wurde serviert.
Später saß Chloe auf einer Bank im Garten und hing ihren eigenen Gedanken nach. Das Dinner hatte sich nicht als angenehmes Ereignis herausgestellt, was sie betraf. Die Duchess war ganz in ihrem Element gewesen und hatte voller Stolz die Fortschritte ihrer Enkelinnen gelobt. Insgeheim hatte sich Chloe über diese
Heuchelei geärgert. Manchmal besuchte die Frau wochenlang nicht einmal das Spielzimmer der Mädchen, bisweilen vergingen sogar Monate, in denen sie die Kinder nicht sah. In der Gegenwart von Gästen jedoch spielte sie die stolze Großmutter und war erfreut, wenn die exzellenten Manieren der Kinder gelobt wurden.
Nun, zum Glück war der Abend wenigstens in dieser Hinsicht ein Erfolg. Die Mädchen hatten sich wohlerzogen benommen, und die eigenwillige Rebeccah hatte alle Fragen charmant und höflich beantwortet. Chloe hatte bemerkt, wie oft sie ihren Onkel angesehen hatte, als ob sie auf seine Anerkennung hoffte. Vielleicht war es sogar der Wunsch, von ihm gelobt zu werden, der Rebeccah dazu veranlasste, ihr leidenschaftliches Temperament unter Kontrolle zu halten.
Lady und Lord Rathford hatten keine Gelegenheit ausgelassen, zu betonen, wie bezaubernd sie die beiden Mädchen fanden. Sie bestanden darauf, dass Jareth und seine Mutter die Kinder mitbrachten, wenn sie das nächste Mal Rathford Manor besuchten.
Alle hatten Chloe entsetzt angesehen, als sie diesen Plänen
widersprach. „So Leid es mir tut, aber das wird unmöglich sein. Die Kinder fühlen
sich nicht wohl, wenn sie so lange Fahrten unternehmen müssen."
Lady Rathford betrachtete sie mit zusammengekniffenen Augen, als sei sie ein widerwärtiges Insekt. „Junge Dame, ich bin der Ansicht, dass die Kinder die Fahrt gut überstehen werden. Die herzogliche Kutsche ist äußerst komfortabel und mit allen Bequemlichkeiten ausgestattet."
„Rebeccah und Sarah dürfen aber auf keinen Fall in einer Kutsche reisen", sagte Chloe beharrlich. Gleichzeitig warf sie Jareth einen flehenden Blick zu, in der Hoffnung, dass er ihre Besorgnis verstand.
„Ich habe einen kleinen, von einem Pony gezogenen Einspänner, der den Mädchen Freude bereiten wird", sagte er, ohne ihre Andeutung wahrzunehmen.
„Ich glaube nicht, dass ..."
Er schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab. Wieder einmal der hochmütige Duke, dachte Chloe. „Ein Ausflug wird den beiden gewiss nicht schaden", sagte er in einem Tonfall, der keinen Widerspruch
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