Entscheidung aus Liebe
richtig handelte. Bald würde er die Antwort auf Chloes Frage finden, und dann würde er sie aufsuchen und es ihr mitteilen.
Doch als noch eine weitere Woche vergangen war, hatte er noch immer keine Antwort. Schließlich kam er auf den Gedanken, dass dies vielleicht genau die Lösung war, so einfach, dass er sie bisher nicht gesehen hatte. Sie mussten sich einfach voneinander fern halten und sich verhalten, als sei nichts geschehen. Chloe blieb bei den Kindern, die sie brauchten, und er in seiner leeren, hoffnungslosen Welt, die nur von Adelstiteln und gesellschaftlichen Pflichten bestimmt war.
Es war erst gegen Ende der zweiten Woche, als er Geralds ständige Anwesenheit im Kinderzimmer bemerkte. Er schien wegen einer Angelegenheit dort zu sein, die sich um kleine Katzen drehte. Obwohl es ihn beinahe in den Wahnsinn trieb, zuzusehen, wie sein Cousin großzügig genießen durfte, was er sich selbst versagt hatte, unternahm er nichts dagegen. Stattdessen nahm er den Schmerz an, hieß ihn sogar willkommen. Es war seine gerechte Strafe für das, was er dieser jungen, unschuldigen Frau angetan hatte.
Eines Tages sprachen mehrere Dienstmädchen in der Halle, und er erkannte in einer von ihnen Bette wieder. Sie war die Einzige gewesen, die ihm in der Nacht von Rebeccahs schlimmem Anfall geholfen hatte. Als er das Gespräch unauffällig belauschte, hörte er sie sagen, dass die Ängste seiner Nichte beachtlich abgenommen hatten. Die Vorfälle kamen viel seltener vor und waren nicht annähernd so schlimm wie früher. Er hörte sogar, wie Bette atemlos davon berichtete, dass der Duke eines Nachts die Angelegenheit selbst in die Hand genommen und das Kind gegen den Rat des Doktors aufgeweckt habe. Seitdem würde das Mädchen stetige Fortschritte machen.
Normalerweise hätte ihn Bettes Erzählung zum Lächeln gebracht, zum einen aus Stolz und zum anderen wegen einiger Teile der Geschichte, die teils ausgeschmückt, teils frei erfunden waren. Dennoch war in letzter Zeit offenbar nichts und niemand in der Lage, ihn zum Lächeln zu bringen. Er blieb die meiste Zeit über allein und nahm sogar die Mahlzeiten einsam ein. Nachts blieb er lange auf, um das Finanzimperium der Familie seinen Vorstellungen anzupassen und so das Vermögen noch zu vergrößern.
Seine geschäftlichen Strategien waren aggressiv. Aus diesem Grund traf eines Tages ein Besucher ohne Vorankündigung in Strathmere ein, was in der Gesellschaft einen unglaublichen Fauxpas darstellte. Es war geradezu eine Beleidigung für den Gastgeber, den man besuchte. Doch Unhöflichkeit war nur eines der zweifelhaften Talente von Philip D Are, dem Marquess of Claremont.
Jareth kannte ihn schon viele Jahre, seit ihrer gemeinsamen Zeit an der Universität von Cambridge. Schon damals hatte er Philip D'Arc gemieden, weil er den niederträchtigen Charakter dieses Mannes verabscheute. Auch Charles hatte ihn aus guten Gründen verachtet, und Philip war seitdem ein erklärter Feind der Brüder gewesen.
Und wie es das Schicksal wollte, war er zudem ein guter Freund von Gerald. Dieser stellte ihn der Duchess vor.
„Ich bin sprachlos in der Gegenwart solcher Schönheit", sagte Claremont mit seiner üblichen schmeichlerischen Art, während er sich über die Hand der Duchess beugte. Jareth konnte es kaum glauben, aber seine Mutter errötete tatsächlich.
Angewidert verließ er sie und begab sich in seine Bibliothek, aber er wusste, dass sein Frieden nicht lange währen würde. Claremont war hier, um ihn zu sehen, und Jareth kannte den Grund. Als er einen anderen Interessenten für die Minenrechte eines erzreichen Feldes in Cornwall überboten und die Rechte ersteigert hatte, war es ihm nicht bewusst gewesen, dass sein Konkurrent Claremont gewesen war. Seine Anwälte hatten ihm später mitgeteilt, dass Claremont diese Niederlage nicht gerade
gelassen hinnahm. D Are war eindeutig aus geschäftlichen Gründen nach Strathmere gekommen.
Wahrscheinlich würde Philip ihm ein Angebot machen, um das Feld doch noch zu erstehen, vermutete Jareth. Während er die Liste seiner übrigen Besitztümer studierte, überlegte er, ob er es seinem Besucher verkaufen sollte. Er beschloss, es zumindest in Erwägung zu ziehen. Seine Entscheidung hing davon ab, wie nett Claremont fragen würde.
Mit diesen Worten begrüßte er auch den Marquess, als er diesem am Nachmittag gnädigerweise eine Audienz gewährte. Er hätte es genossen, den Mann noch länger warten zu lassen. Doch je eher diese
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