Entscheidung aus Liebe
ihr vorzulesen. Ich werde noch ein ernstes Wort mit ihr sprechen, das versichere ich dir." Sie senkte schuldbewusst den Kopf. „Ich hätte dir wahrscheinlich schon eher davon erzählen sollen. Nun, ich hatte keine Ahnung, was das Buch enthielt, aber ich hätte vorsichtiger damit sein müssen. Wenn ich es an einem anderen Ort... "
„Nicht", sagte er leise. „Du musst dich nicht entschuldigen. Es ist nicht deine Schuld."
Ohne ein weiteres Wort ging er an ihr vorbei und verließ den Raum.
22. KAPITEL
Rebeccah wurde ohne Abendessen zu Bett geschickt, zudem sagte ihr Chloe, dass sie eine Woche lang nicht aus dem Haus gehen durfte. Das trotzige Kind schrie, weinte und suchte nach Ausreden, aber Chloe blieb standhaft.
Ihre eigenen Schuldgefühle ließen sie nicht los und raubten ihr den Schlaf, als sie zu Bett ging.
Es war bereits spät, als sie schließlich aufstand. Es war sinnlos. Sie konnte ohnehin nicht schlafen. Die große Standuhr in der Halle hatte gerade Mitternacht geschlagen. Leise schlüpfte sie in ihre Hausschuhe, schlich aus dem Kinderzimmer
und die Treppen hinunter.
Sie fragte sich, ob Jareth sich in seiner Bibliothek aufhielt. Manchmal arbeitete er dort bis in die frühen Morgenstunden. Als sie jedoch einen Blick hineinwarf, war der Raum dunkel und verlassen.
Sie lehnte sich an die Tür, um einen Augenblick nachzudenken. Vielleicht war er zu Bett gegangen. Dann sollte sie einfach bis zum Morgen warten.
Doch diese Angelegenheit konnte nicht bis morgen warten.
Nachdem sie die Stufen wieder hinaufgestiegen war, zögerte sie kurz auf dem Treppenabsatz des zweiten Stockwerkes und betrachtete nachdenklich den dunklen Korridor. Es gab Dinge, die selbst sie nicht wagte. Den Duke of Strathmere in seinem Schlafzimmer aufzusuchen, gehörte mit Sicherheit dazu.
Sie eilte die Treppe hinab und zurück in ihr eigenes Zimmer. Als sie bereits im Bett lag, murmelte sie: „Verdammt!" Schließlich entschloss sie sich, das Wagnis trotzdem einzugehen.
Nach wenigen Momenten stand sie vor den großen Eichentüren, die in sein Schlafzimmer führten. Den Räumlichkeiten des Hausherrn mangelte es in Strathmere weder an Größe noch Pracht. Die Architektur ließ keinen Zweifel daran, dass dies die
Privatgemächer eines Mannes waren, der ein gewaltiges Herzogtum verwaltete.
Als sie sich ein wenig bückte, stellte sie fest, dass Licht unter der Tür hindurchschien. Sie nahm einen letzten, tiefen Atemzug, dann klopfte sie dreimal kurz an.
Sie war bereits im Begriff zu fliehen, als sich die Tür öffnete und Jareth vor ihr stand. Er trug lediglich Hosen und kein Hemd. Nur ein Morgenmantel bedeckte seinen nackten Oberkörper. „Chloe!" sagte er verwundert.
„Ja. Ich ... ich musste einfach kommen und nachsehen, ob du ..." Ihre Worte verstummten, als ihr Blick auf die harte Muskulatur seiner entblößten Brust fiel. War er sich bewusst, dass er halb nackt vor ihr stand?
„Chloe? Stimmt etwas nicht mit dir?"
Ihre Wangen färbten sich tiefrot, während sie sich zwang, wieder auf sein Gesicht zu blicken. Er sah mit seinen zerzausten Haaren und der legeren Kleidung unwiderstehlich aus.
Angestrengt dachte sie nach, warum sie überhaupt hierher gekommen war. „Es ist wegen heute Nachmittag. Ich konnte nicht schlafen, weil ich andauernd daran denken musste. Ich wollte dir erklären, was geschehen war, aus welchem Grund ich das Tagebuch hatte."
„Du hast es bereits erklärt. Und wie du sehen kannst, habe ich mich nicht vor Trauer vom Dach gestürzt." Seine Worte klangen unbeabsichtigt schroff. Er war immer noch peinlich berührt davon, dass er vor Chloe und den Mädchen geweint hatte wie ein kleines Kind.
„Es muss ein Schock für dich gewesen sein, plötzlich ein Tagebuch deines Bruders in deinen Händen zu halten."
Er wandte das Gesicht ab, damit sie seine Reaktion nicht sah.
„Wenn ich es dir nur vorher gesagt hätte, dann wärst du darauf vorbereitet gewesen. Ich kann mir nicht verzeihen, dass ich derart gedankenlos gehandelt habe. Ich kann mich nur entschuldigen ... "
Sie bemerkte, dass er ihr offenbar nicht zuhörte.
Jareth schenkte ihren Worten tatsächlich wenig Beachtung. Im Augenblick beschäftigte ihn nur eine Frage: Wäre sie immer noch so mitfühlend, wenn sie von dem Teufelspakt zwischen meiner Mutter und mir wüsste?
Er wünschte sich beinahe, sie schnell über seine Heiratspläne aufzuklären und ihr die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Er
fürchtete sich davor, ihr Gesicht, ihre Augen zu sehen,
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