Entscheidung aus Liebe
wenn sie es erfuhr.
Was hatte sie sich nur dabei gedacht, mitten in der Nacht vor seiner Schlafzimmertür zu erscheinen? Sie wusste nicht, was sie ihm damit antat. Es war Monate her, seit sie sich geliebt hatten; zudem wirkte sie mit ihrem offenen, zerwühlten Haar und den geröteten Wangen unwiderstehlich.
Mit einem Mal wurde er sich bewusst, dass sie mit dem Reden aufgehört hatte. Er bemerkte, dass sich ihr verführerischer Mund nicht mehr bewegte. Stattdessen stand sie unsicher vor ihm und trat von einem Bein auf das andere.
Alles in ihm sehnte sich danach, von der verbotenen Frucht zu kosten, die so überraschend an seine Tür geklopft hatte. Nach den schrecklichen Aufzeichnungen seines Bruders, die er heute gelesen hatte, brauchte er ihre Berührung, ihre tröstende Umarmung. Der Einblick in die gequälte Seele seines Bruders hatte ihn tief getroffen. Seit er in seine Gemächer zurückgekehrt war, war er unruhig auf- und abgeschritten, ohne auch nur einen Augenblick der Ruhe zu finden. Er hatte versucht, seine quälenden Gewissensbisse in Whisky zu ertränken, doch die Erinnerungen verfolgten ihn noch immer. Schließlich hatte er die Flasche weggestellt, da es ihm mit ihrer Hilfe doch nicht gelingen würde, den Schmerz zu vergessen.
„Bitte geh, Chloe. Es sei denn, du wünschst, dass ich dich noch einmal liebe." Eigentlich hatte er es als eine Drohung aussprechen wollen, doch seine Worte klangen eher wie ein süßes Versprechen, eine Einladung. Doch die kleine Nymphe vor seiner Tür floh nicht vor ihm, sondern fuhr fort, ihn mit diesen bezaubernden Augen anzusehen.
Ich frage mich, ob sie weinen wird, wenn sie die Kinder für immer verlassen muss? Zweifellos wird sie mich für alle Zeiten verfluchen. Immerhin habe ich ihr versprochen, sie niemals von den Mädchen zu trennen.
Und verdammt sollte sie sein, weil sie ihn ausgerechnet in seiner schwächsten Stunde aufsuchte und ihn mit ihrem wunderschönen Körper in Versuchung führte.
Es schien grausam von ihr, ihn mit all dem zu reizen, was er sich so sehr wünschte und niemals besitzen würde.
Warum nicht, dachte er plötzlich. War es der Whisky oder sein Schmerz, der ihn diesen Gedanken fassen ließ? Sie würde ihn ohnehin bald hassen. Warum sollte er sie nicht noch eine einzige Nacht in den Armen halten dürfen, ihre Stärke spüren und ihre zarte, weiche Haut berühren?
Warum also nicht? Morgen würde sie ihn für den niederträchtigsten Menschen der Welt halten, was wahrscheinlich auch zutraf. Und dann hatte er noch ein ganzes Leben Zeit, sich selbst zu bedauern.
Wie aus weiter Ferne hörte er seinen Namen. „ Jareth? Jareth? Geht es dir gut? Mon Dieu, ich wusste, dass du aufgebracht und verwirrt bist. Deswegen konnte ich nicht schlafen, verstehst du? Ich ..."
Ohne Vorwarnung riss er sie in seine Arme und erstickte ihre Worte mit einem leidenschaftlichen Kuss. Sie zögerte nur einen Moment, dann schmiegte sie sich aufstöhnend an ihn.
„Das ist es, was mich in Wirklichkeit quält, Chloe", murmelte er an ihrer Haut, während er ihren Hals mit Küssen bedeckte. „Du, Liebste. Allein du hast die Macht, mich zu verletzen."
Sie wehrte sich im ersten Augenblick gegen seine Umarmung, bevor sie sich willenlos an ihn klammerte.
Ohne sie loszulassen, zog er sie in das Schlafzimmer und trat die Tür hinter ihnen zu. Ein Himmelbett von gewaltigen Ausmaßen beherrschte den Raum, in dem schon Generationen von Hunts gezeugt und geboren worden waren. Als er sie auf die dicke Matratze niederdrückte, kam ihm kurz in den Sinn, dass in diesem Bett auch seine eigenen Kinder zur Welt kommen würden.
Kinder, die ihm eine andere Frau schenken würde.
Doch bevor er sich wie ein Opferlamm den Zwängen der gesellschaftlichen Regeln unterwarf und eine Frau heiratete, die er nicht liebte, würde dieses alte Bett Zeuge der Vereinigung mit seiner großen Liebe werden. Und für den Rest seiner Tage würde er jedes Mal an diese Nacht zurückdenken und lächeln, wenn er dieses Bett sah - an eine von zwei Nächten, die er mit einer unglaublichen Frau verbracht hatte. Mit Chloe.
Diese Erinnerung würde alles sein, was ihm von ihr blieb.
Das Wunder geschah erneut. Jareth verstand es jedes Mal, sie in diesen alles verzehrenden, sinnlichen Taumel zu versetzen, der ihr beinahe die Besinnung raubte. Sie hatte ihre erste Liebesnacht in Gedanken wieder und wieder durchlebt, bis sich jede Einzelheit unwiderruflich in ihr Gedächtnis eingegraben hatte. Doch nun schien dieses erste
Weitere Kostenlose Bücher