Entscheidung aus Liebe
zogen sich die Damen zurück und überließen die Herren sich selbst, so wie es Tradition war. Dadurch ermöglichten sie den Männern, Gespräche über politische und geschäftliche Themen zu führen, die nicht für die Ohren einer Dame geeignet waren, und in Ruhe ein Glas Whisky zu trinken oder eine Zigarre zu rauchen. Jareth bemerkte, dass Colins sorgenvoller Blick auf ihm ruhte. Offenbar war ihm nicht entgangen, dass seinen alten Freund etwas bedrückte. Doch die Anwesenheit der anderen Herren hielt Jareth davon ab, unter vier Augen mit seinem früheren Partner zu sprechen.
Nachdem sie sich wieder den Damen angeschlossen hatten, bat Jareth Helena um einen kurzen gemeinsamen Spaziergang. Der ganze Raum verstummte augenblicklich, als sie ihm lächelnd zunickte, um ihre Zustimmung zu bekunden. Er reichte ihr seinen Arm, und sie verließen ihre gespannten Zuschauer.
Im Garten tat er genau, was von ihm erwartet wurde. Er kniete vor ihr nieder und zog eine kleine Schatulle mit dem traditionellen Verlobungsring seiner Familie aus der Tasche. „Würden Sie mir die Ehre erweisen, meine Frau zu werden, Lady Helena?" hörte er sich selbst fragen, doch seine Stimme klang seltsam fremd in seinen Ohren.
Als sie seinen Antrag annahm, stand er auf und steckte den kostbaren Ring auf ihren Finger. Keine Sterne erhellten heute Nacht den schwarzen Himmel, die den großen Saphir zum Leuchten bringen konnten. Der wertvolle Edelstein schien seine Seele verloren zu haben, da er dunkel und glanzlos wirkte. Normalerweise glitzerte und leuchtete der Saphir von innen heraus, und Jareth hatte ihn bisweilen sogar mit einem Stern verglichen. Doch nun schien er ebenso leer und nichts sagend, wie Jareth sich tief in seinem Inneren fühlte.
Als sie schließlich zu der Dinnergesellschaft zurückkehrten, verkündete Jareth ihre Verlobung und nahm steif die begeisterten Gratulationen der anderen Gäste entgegen. Colin legte nur schweigend eine Hand auf die Schulter seines Freundes und sah ihn fragend an, bevor er ihn ebenfalls beglückwünschte. Jareth beschloss, die Sorge in Colins Augen zu ignorieren.
Endlich hatte er es hinter sich gebracht.
Chloe nahm das Retikül aus einer Schublade, in dem sie ihren gesamten Lohn des letzten Jahres aufbewahrte, und leerte seinen Inhalt auf ihrem Bett aus. Es war eine beachtliche Geldsumme, da sie nur wenig davon ausgegeben hatte, seit sie nach Strathmere gekommen war. Sie hatte es nur verwendet, um Rebeccah und Sarah Geschenke für ihre Geburtstage und Weihnachten zu kaufen.
Es war wesentlich mehr, als sie für ihre Rückreise nach Frankreich benötigte.
Die Zeit reichte nicht mehr, um Papa einen Brief zu schreiben und ihn von ihrer Ankunft zu informieren. Nun, sie würde ihn bald genug sehen. Dann war immer noch genug Zeit, um ihm alles zu erklären.
Morgen früh würde sie abreisen. Während sie den Wunsch unterdrückte, ein letztes Mal nach den schlafenden Kindern zu sehen, legte sie das alte Retikül mit ihren Ersparnissen zu ihrer Reisetasche und dem Brief für den Duke, die bereits auf dem Tisch standen.
Sie würde ihn niemals mehr als etwas anderes sehen oder ihn in Gedanken Jareth nennen. Von nun an war er nur der Duke für sie, der Mann, in dessen Hause sie eine Zeit lang gearbeitet hatte. Der Mann namens Jareth hatte aufgehört, für sie zu existieren.
Als sie am folgenden Morgen beim Frühstück saßen, wirkte die Duchess wie eine Katze, die beinahe vor Zufriedenheit geschnurrt hätte. Gerald, der immer noch wie gebannt Serenas Schönheit bewunderte, hatte Jareth kurz seine Glückwünsche ausgesprochen, um sich sofort wieder der jungen Frau zuzuwenden. Serena trug seine aufdringlichen Schmeicheleien mit erstaunlicher Geduld, während ihr Ehemann ihr von Zeit zu Zeit ermutigend über die Hand streichelte. Jareth bemerkte diese Zärtlichkeiten, die ihre tiefe Verbundenheit füreinander ausdrückte. Ein Teil von Colin schien stets unbewusst bei seiner Frau zu sein, während seine scharfen Augen sich keinen Moment von Jareth abwendeten.
Frederick kam herein, blieb hinter seinem Dienstherrn stehen und beugte sich kurz über ihn, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. Obwohl Jareths Gesichtsausdruck sich nicht veränderte, sah Colin, dass die Schultern seines Freundes unmerklich zusammensackten, während er dem Butler stumm zunickte. Hatte er es sich nur eingebildet, oder blitzte kurz so etwas wie Verzweiflung in Jareths Augen auf? Obwohl Colin und Serena geplant hatten, sofort nach dem
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