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Entscheidung der Herzen (German Edition)

Entscheidung der Herzen (German Edition)

Titel: Entscheidung der Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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geschehen? Er schritt auf und ab und plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
    Natürlich! Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Natürlich! Das war des Rätsels Lösung! Der Teufel hatte ihm einen Streich gespielt. So, wie er alle Gerechten immer und immer wieder in Versuchung führte ! Hatte man aber jemals gehört, dass er seine Streiche auf geweihtem Boden, in einer Kapelle, spielte?
    Sir Baldwin befielen Zweifel. Doch eine andere Erklärung fiel ihm nicht ein. Schlieβlich kam er zu folgendem Schluss: Wenn der Teufel in einer Kapelle sein Unwesen trieb, so konnte es nur daran liegen, dass diese Kapelle eben nicht auf geweihtem Boden stand. War das ein Wunder? Schlieβlich war sie von Katholiken erbaut und jahrhundertelang genutzt worden. Es gab nur eins. Sobald die Sonne ihre ersten Strahlen über das Land schicken würde, musste er seine Knechte anweisen, die Tür der Kapelle zu vernageln. Sollte der Teufel doch darin verrotten. Er, Sir Baldwin Humbert, lieβ sich von ihm nicht in die Irre führen.
    Er straffte die Schultern, zog sein Wams gerade, fuhr sich über das Haar, welches ihm seit seinem schrecklichen Erlebnis vom Kopf abstand, dann verlieβ er sein Gemach, eilte zu den Knechten und befahl ihnen, sofort mit der Arbeit zubeginnen. Er blieb sogar dabei stehen, beobachtete jeden Handgriff der Männer. Erst, als die Kapelle so fest verschlossen war wie seine Geldlade, atmete er auf und kehrte ins Schloss zurück. Doch ein leiser Zweifel, eine unstillbare Angst hatte sich in seinem Kopf und seinem Herzen eingenistet. Eine kleine, dünne Stimme schien ihm immer wieder zuzurufen: Der jüngste Tag ist nicht mehr fern. Und diese Stimme machte ihm Angst. Gröβere Angst als er jemals zuvor in seinem Leben gehabt hatte.
    Er trat an das Fenster und sah hinaus. Jonathan war eifrig bemüht, ein Pferd mit der Bürste zu striegeln. Sein Gesicht strahlte, als der Knecht ihm lobend auf die Schulter schlug. »Bist ein feiner Kerl, Jonathan. Wirst mal ein guter Lord werden.«
    Sir Baldwin hörte diese Worte. Plötzlich stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht, die Angst in seinem Inneren verschwand. Er wandte sich um, verlieβ sein Gemach und schritt energisch die breite Freitreppe hinunter in die Halle.
    »Euer Frühstück, Mylord. Es wird kalt«, empfing ihn Anne, die eine dampfende Schüssel in den Händen hielt.
    »Das Frühstück kann warten«, bellte er. »Es gibt Wichtigeres, als sich den Wanst voll zu schlagen.«
    Er lieβ die Frau stehen, eilte auf den Schlosshof und packte den überraschten Jonathan am Kragen. »Komm mit, mein Junge«, sagte er. »Hier auf dem Hof ist es zu gemütiich für dich. Du willst einmal ein Lord werden, habe ich gehört. Nun, ein Lord darf keine Angst haben. Und deshalb werden wir heute damit beginnen, deine Angst weg zu trainieren.«
    Der Junge blickte mit weit aufgerissenen Augen zu Baldwin auf. Mit der ganzen Kraft seiner zehn Jahre versuchte er, sich frei zu strampeln. Doch Baldwin war natürlich stärker. Der Knecht trat unruhig von einem Bein auf das andere.
    »Was habt Ihr mit ihm vor, Sir Baldwin? Er hat gut gearbeitet, ist ein tüchtiger Pferdejunge, gehorsam und anständig.«
    »Nun«, erwiderte Sir Baldwin und lachte hämisch. »Das allein macht noch keinen Herrn. Mutig und ohne Angst muss er sein, wenn er will, dass die anderen auf ihn hören. Ich werde dir helfen, so zu werden. Im Keller wirst du deine Angst besiegen.«
    Jetzt schrie der Knabe. Er hatte nicht genau verstanden, was Sir Baldwin mit ihm vorhatte, doch er hatte an dessen Stimme erkannt, dass es sich um etwas Schreckliches handeln musste.
    Auch der Knecht widersprach: »Er ist noch ein Kind. Er wird sich fürchten. Er ist noch zu klein, Herr.«
    »Halt das Maul, Knecht«, schrie Sir Baldwin. »Und halte dich, verflucht noch mal, aus meinen Angelegenheiten raus. Wenn es dir hier bei mir nicht mehr passt, so nimm dein Bündel und geh. Bist sowieso faul und träge.«
    Der Knecht wich zurück. Er war schon alt, wusste, er würde nirgendwo mehr Arbeit finden. Einen Mann, den sein Herr vom Hof gejagt hatte, hatte es schwer, irgendwo anders unterzukommen. Selbst, wenn er jung war. Für ihn würde der Verlust seiner Stellung den sicheren Hungertod bedeuten. Doch die Wut auf seinen Herrn brannte in ihm. Wie gern hätte er dem Jungen geholfen.
    »William«, rief das Kind und streckte flehentlich die Hände nach dem alten Knecht aus.
    »Es wird schon nicht so schlimm werden«, war alles, was der

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