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Entscheidung der Herzen (German Edition)

Entscheidung der Herzen (German Edition)

Titel: Entscheidung der Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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der Toten nicht stören.«
    Die Alte hob die Augenbrauen und schickte sich an, die Tür zu schlieβen. »Wie du willst«, sagte sie. »Wenn deine Angst gröβer ist als deine Liebe, dann kann ich dir auch nicht helfen.«
    »Halt! Wartet bitte! Ich gehe auf den Friedhof. Ich tue alles, was Ihr verlangt, wenn Ihr mir den Mann nur wieder gesund macht.«
    Die Alte nickte, verschwand im Inneren ihrer Kate und kam kurz darauf mit einem kleinen Gefäβ und einem Löffel zurück.
    »Da entlang«, befahl sie. »Ins Innere des Friedhofes dürfen wir nicht. Wir müssen auβerhalb der Mauer graben.«
    Cathryn schluckte. »Ihr meint dort, wo die Selbstmörder, die Ehebrecher und die Gehenkten, Geköpften und auf dem Scheiterhaufen Verbrannten liegen.«
    »Genau dort, Kind.«
    Sie blickte in Cathryns Gesicht und sah, wie diese erschauerte.
    »Brauchst keine Angst haben, Kind. Es waren Menschen wie wir. Ihre Seele ist jetzt bei Gott. Hier unten ist nichts als ihre leere Hülle.«
    Cathryn schluckte tapfer und wenig später lag sie auf den Knien und wühlte in der dunklen, feuchten Erde. Sie musste lange graben und dabei ihre geschundenen Arme erneut strapazieren, bis sie endlich auf Maden stieβ.
    »Erschrick dich nicht, Kindchen. Wo Maden sind, ist faules Fleisch. Wo faules Fleisch ist, da sind auch Knochen.«
    Die Alte stand neben Cathryn und leuchtete ihr mit einem Talglicht.
    Cathryn schwitzte. Mit dem Handrücken fuhr sie sich über die feuchte Stirn, dann grub sie weiter. Die Alte hatte Recht gehabt. Schon bald stieβ sie auf etwas, das aussah wie eine Hand. Cathryn erstickte den Aufschrei, biss die Zähne zusammen und dachte immer nur an Cassian. Noch nie in ihrem ganzen Leben hatte sie etwas Schrecklicheres tun müssen. Ich wühle mit den Händen in den Leichen herum, dachte sie. Ich bin schlimmer als ein Henker. Ich begehe gerade eine Todsünde. Wäre es nicht Cassian, für den ich es täte, so würde ich mich weigern.
    übelkeit stieg in ihr hoch und sie musste würgen. Am liebsten hätte sie sich erbrochen. Doch sie musste sich zusammenreiβen.
    Gott war ein Gott der Lebenden und nicht der Toten, murmelte sie in Gedanken wie ein Mantra vor sich hin. Er wird nichts dagegen haben, dass ich auf seinem Acker grabe.
    Und doch schien ihr die Zeit, die sie brauchte, bis die Alte der Meinung war, es wären genügend Maden, endlos. Aber schlieβlich öffnete sie den zahnlosen Mund und murmelte: »Es reicht, Kindchen. Fürs Erste reicht es.«
    Cathryn schob die Erde lose über die Grabstelle, dann stand sie auf, schüttelte den Schmutz von ihrem Kleid und ging, die Lippen fest zusammengepresst, mit der Alten zu dem kleinen Zimmer in der schäbigen Gasse Sohos.
    Sie zitterte den ganzen Weg über, doch sie verdrängte jeden Gedanken an das grausige Erlebnis.
    Ich liebe Cassian, war alles, was sie dachte. Er muss wieder gesund werden. Und ich werde alles, was notwendig ist, dafür tun.
    Doch ihre Hände fühlten sich so klebrig an, sodass sich Cathryn vor sich selbst ekelte. Sie glaubte, mit diesenHänden, die in den Gräbern der Ehrlosen gewühlt hatten, niemals wieder etwas berühren zu können, ohne es zu beschmutzen.
    Die Alte schien Cathryns Gedanken lesen zu können.
    »Reib deine Hände mit Essig ab, wenn es dich ekelt. Aber vergiss nicht: Wir sind aus der Erde genommen und werden zur rechten Zeit wieder zu Erde werden. Es gibt keinen Grund für deinen Ekel. Du hast vielleicht deinem Mann das Leben gerettet. Eine Sünde aber hast du nicht begangen.«
    Sie hatten das Zimmer kaum betreten, als Cathryn ihre Hände auch schon in das Essigwasser tauchte. Die Säure brannte in ihren Wunden, dass ihr die Tränen in die Augen schössen, doch sie kümmerte sich nicht darum.
    Cassian lag auf dem Bett und schien sich seit Cathryns Weggang nicht bewegt zu haben. Sein Atem war flach, die Stirn von winzigen Schweiβperlen bedeckt.
    »Hilf mir, ihn umzudrehen«, sagte die Alte, nachdem sie seine Stirn befühlt hatte. »Wir müssen uns beeilen. Könnte sein, dass er nicht mehr viel Zeit hat.«
    Bei diesen Worten traten Cathryn erneut die Tränen in die Augen, diesmal hielt sie sie nicht zurück. »Lieber Gott, bitte, lass ihn nicht sterben!«, flehte sie.
    So vorsichtig wie sie nur konnte, drehte sie mit der Kräuterfrau Cassians starken Körper, sodass dieser auf dem Bauch zu liegçn kam.
    Die Alte betrachtete die Wunde.
    »Ich brauche einen Streifen Stoff«, sagte sie. »Mach schnell, Kind.«
    Cathryn riss, wie Cassian es zuvor schon für

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