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Entscheidung der Herzen (German Edition)

Entscheidung der Herzen (German Edition)

Titel: Entscheidung der Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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ein rosenroter Teppich vor ihr gelegen. Sie hatte geträumt, sich ein glückliches Leben mit Cassian vorgestellt. Zwar hatte sie gewusst, dass es schwierig werden würde, ihrem Vater eine Heirat abzutrotzen, doch sie hätte jeden einen Narren gescholten, der ihr gesagt hätte, dass sie recht bald schon krank, arm und elend im übelsten Viertel von London und in der Nachbarschaft von Huren, Trinkern und anderen Gestrandeten landen und nicht wissen würde, woher sie das Ei, das Stück Fleisch, das Cassian so dringend benötigte, nehmen sollte.
    War die Liebe also den Tod wert?
    Sie fand keine Antwort, doch der Gedanke, alles hinter sich zu lassen und den Befehlen ihres Vaters zu gehorchen, erschien ihr plötzlich verlockend.
    Cathryn erschrak über ihre eigenen Gedanken und schüttelte den Kopf, als wolle sie diesen Einfall abschütteln.
    Nein, sie würde Cassian niemals im Stich lassen. Nicht, wenn er bei bester Gesundheit war und schon gar nicht im Elend. Sie war seine Frau, sie gehörte an seine Seite, und trotzdem fragte sie sich, wie lange sie dieses Leben noch aushalten konnte. Fragte sich, warum Gott ihre Liebe so schwer prüfte und ob die Hoffnung, eines fernen Tages mit Cassian so zu leben, wie sie es sich immer erträumt hatte, töricht war. Zum ersten Mal, seit sie ihr Elternhaus verlassen hatte, fragte sie sich, ob die Entscheidung, mit Cassian nach London zu fliehen, wirklich die richtige war.
    Allmählich schickte die Sonne ihre hellen Strahlen durch das kleine Fenster. Von der nahen Kirche ertönten sechs Glockenschläge.
    Cathryn seufzte. Sie musste in die Baker Street, durfte keine Minute mehr verlieren, wenn sie noch halbwegs pünktlich sein wollte. Aber konnte sie Cassian allein lassen?
    Vorsichtig fühlte sie seine Stirn. Sie war nicht mehr so heiβ wie am Abend zuvor. Der kalte Schweiβ auf seinem Körper war getrocknet. Cassians Atem ging regelmäβig und ruhig. Er schlief, die Unruhe seiner Träume schienen von einem tiefen Eintauchen in das Meer des erholsamen Schlafes abgelöst worden zu sein. Cathryn war hin- und hergerissen. Noch immer schmerzten ihr alle Glieder. Dazu kam die Müdigkeit. Ihr Augen brannten und sie fühlte sich so matt und erschöpft wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
    Doch sie musste in die Baker Street. Es gab keine andere Lösung. Sie musste Geld verdienen, um die dringend benötigten Eier und das Fleisch zu kaufen.
    Sie beugte sich über Cassian, streichelte sanft über seinenArm. »Ich muss gehen, mein Liebster, muss dich allein lassen. Schlaf dich gesund, am Abend bin ich wieder da.«
    Sie spritzte sich ein wenig von dem kalten Wasser ins Gesicht, doch es erfrischte sie nicht, und ging mit schweren, müden Schritten davon.
    Als sie an die Tür von Sir Longland in der Baker Street klopfte, war seit den Glockenschlägen vom nahen Kirchturm beinahe eine halbe Stunde vergangen.
    Der Hausherr öffnete selbst. Als er Cathryn sah, runzelte er die Stirn und zog die Augenbrauen ein Stück in die Höhe. »Solltest du nicht zur sechsten Stunden hier sein?«, fragte er streng und lieβ seinen Blick über ihr vor Müdigkeit und Erschöpfung graues Gesicht wandern.
    »Ja, Sir«, antwortete Cathryn. »Doch mein Mann ist krank. So krank, dass er mit einem Bein im Grab steht. Ich habe die ganze Nacht an seinem Bett gewacht.«
    »Was interessiert mich dein Mann, Wäscherin? Ich gebe dir Lohn und Brot und das Einzige, was mich an dir interessiert, ist deine Fähigkeit, meine Wäsche sauber zu halten.«
    Er griff nach ihrem Oberarm und befühlte ihn, als sei Cathryn eine Kuh auf dem Markt.
    »Kräftig bist du nicht gerade«, stellte er mürrisch fest.
    »Aber ich kann arbeiten«, erwiderte Cathryn.
    Murrend ging Sir Longland zur Seite und gab den Eingang frei. »Dann sieh zu, dass du endlich in die Waschküche kommst«, befahl er streng. »Die verbummelte Zeit ziehe ich dir vom Lohn ab und dazu ein Pfund zur Strafe, weil ich mich über dich geärgert habe.«
    Cathryn erschrak. Ein Pfund, das war ihr Wochenlohn! Wenn sie heute kein Geld von Sir Longland bekam, konnte sie nichts zu essen einkaufen.
    »Bitte, Sir«, bat sie. »Ich werde die Zeit nacharbeiten. Es soll Euch an nichts fehlen. Aber lasst mir meinen Lohn, damit ich Lebensmittel kaufen kann.«
    »Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen«, befand Sir Longland. »Und Widerworte dulde ich schon gar nicht in meinem Haus. Entweder du gehst auf der Stelle in die Waschküche oder du verschwindest und lässt dich hier niemals wieder

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