Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entscheidung der Herzen (German Edition)

Entscheidung der Herzen (German Edition)

Titel: Entscheidung der Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
Vom Netzwerk:
blicken.«
    Einen Augenblick nur zögerte Cathryn. Sie war sterbensmüde. Die Aussicht, schon in wenigen Minuten neben Cassian im Bett liegen und endlich schlafen zu dürfen, war zu verlockend. Aber sie durfte sich keine Schwäche erlauben! Sie musste, koste es, was es wolle, dafür sorgen, dass sie zu essen hatten.
    »Verzeiht, Sir«, sagte sie deshalb mit aller Demut, die sie im Angesicht dieses hartherzigen Mannes aufbringen konnte. »Ich bin schon weg.«
    Sir Longland schnaufte noch einmal, dann lieβ er Cathryn an sich vorbei.
    Sie schuftete den ganzen Tag, arbeitete noch emsiger als die Tage zuvor. Die Schmerzen in ihren Schultern, dem Nacken und dem Rücken wurden übermächtig, und am Mittag war sie bereits so entkräftet, dass sie nicht einmal mehr den Kanten Brot und die dünne Grütze zum Mund führen konnte.
    »Iss, Kind«, sagte die alte Magd und musterte Cathryn mit besorgtem Blick. »Du musst etwas essen, brauchst Kraft. Der Tag ist noch lange nicht herum.«
    »Ich kann nicht«, erwiderte Cathryn schwach und hätte den Kopf am liebsten auf die Tischplatte gelegt.
    »Was ist los mit dir?«, fragte die Magd.
    In knappen Worten schilderte Cathryn der alten Frau ihre Situation.
    Mitleidig hörte diese ihr zu. »Ich werde dir dein Essen einpacken. Nimm es mit nach Hause und sieh, dass dein Mann wieder zu Kräften kommt. Jetzt aber iss aus meiner Schüssel. Es ist noch ein Rest drin. Wenigstens ein paar Löffel musst du zu dir nehmen.«
    Am späten Nachmittag, als Cathryn mit dem heiβen Stein und ihrer letzten Kraft die Hemden Sir Longlands glättete, kam der Hausherr zu ihr in die Waschküche.
    »Abarbeiten willst du deine Schuld, hast du gesagt«, erinnerte er sie.
    Cathryn nickte. »Ja, Herr. Ich würde alles tun, um meinen Lohn nicht zu verlieren.«
    »Nun, damit du siehst, dass ich ein groβmütiger Mann bin, erlaube ich dir, heute Abend an meiner Tafel zu bedienen. Ich erwarte Gäste. In einer Stunde werden sie da sein. Lass dir von der Magd ein Kleid geben und kümmere dich darum, dass du bis dahin ein wenig, nun ja, ansprechender aussiehst.«
    »Danke, Herr!«, flüsterte Cathryn und wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen. Doch Sir Longland hatte sich schon umgedreht und die Waschküche verlassen. Zuvor aber hatte er aus der Geldkatze, die an seinem Gürtel hing, ein Geldstück entnommen und warf es Cathryn hin, wie man einem räudigen Köter einen faulen Knochen hinwarf.
    Kaum schlug die Tür hinter ihm ins Schloss, weinte Cathryn tatsächlich. Es waren Tränen der Erschöpfung. Sie wollte doch eigentlich so schnell wie möglich nach Hause zu Cassian, musste noch ein paar Lebensmittel einkaufen, damit er zu Kräften kam. Wie sollte sie das machen, wenn Sir Longland sie heute Abend noch brauchte? Aber sie konnte ihmauch nicht absagen, wollte sie ihre Arbeit behalten. Doch wenigsten besaβ sie nun ein paar Penny. Sie hob das Geldstück vom Boden auf und benetzte es mit Tränen der Ohnmacht und der Scham. Sir Longland hatte sie betrogen. Weniger als ein halbes Pfund hatte er ihr gezahlt. Gerade mal genug, um ein Stück Brot und vielleicht ein Ei zu kaufen. Zu wenig aber, um den Hunger von zwei Menschen zu stillen und viel zu wenig, um auch nur an ein Stück Fleisch zu denken.
    Mühsam glättete Cathryn die letzten Wäschestücke, dann holte sie sich von der alten Magd ein Kleid, bürstete ihr Haar und kniff sich in die Wangen, um ihrem Gesicht wenigstens einen Anstrich von Frische zu verleihen.
    »Du wirst den Herrschaften das Essen servieren«, sagte die Magd. »Nimm dir die Platte mit dem Fleisch und trage sie in den Salon.«
    Mit Mühe nahm Cathryn die schwere Fleischplatte und tat, was man ihr gesagt hatte. Mit dem Ellbogen klopfte sie an die Tür des Salons und trat ein, nachdem man sie dazu aufgefordert wurde.
    Für einen Augenblick war sie vom Schein der vielen Kerzen, die sich in den Butzenscheiben spiegelten und das Licht zu vervielfachen schienen, so geblendet, dass sie die Gesichter der um die Tafel sitzenden Leute nur als Schemen wahrnahm. Sie kniff die Lider zusammen und als sie sie wieder öffnete, erstarrte sie.
    Am Tisch neben Sir Longland, der erwartungsvoll zur Tür sah, saβ niemand anderes als Sir Baldwin Humbert!
    Der Schreck bei seinem Anblick fuhr Cathryn dermaβen in die Glieder, dass sie am ganzen Leib zu zittern begann. Die Fleischplatte in ihrer Hand verrutschte, dicke, fette Scheiben Bratenfleisch fielen auf den Boden.
    »Du dummes Stück, verdammtes«, schrie Sir

Weitere Kostenlose Bücher