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Entscheidung der Herzen (German Edition)

Entscheidung der Herzen (German Edition)

Titel: Entscheidung der Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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Kleidung, strich sich glättend über das Haar. Doch sie fand nichts, was an ihr ungewöhnlich sein oder gar dazu führen konnte, sodass sie die Leute erschreckte.
    Einen Versuch wage ich noch, dachte sie ein wenig verzagt, und ging langsam zum nächsten Haus weiter. Doch sie klopfte vergebens. Nur durch die geschlossene Tür wurde ihr zugerufen: »Geht weiter. Wir kaufen nichts!«
    Allmählich begann sich Cathryn zu fürchten und sah sich um. Die Straβe lag still, obwohl das Tagwerk bereits begonnen hatte. Sonst liefen die Mägde mit Einkaufskörben in Richtung Markt. Die Wasserträgerinnen klopften an die Haustüren, Lehrjungen rollten Ballen oder Fässer durch die Straβen. In den geöffneten Fenstern lagen die Betten zum Lüften, Kesselflicker und Scherenschleifer boten laut rufend ihre Waren feil, Handwerksgesellen liefen, um die Besorgungen ihrer Meister zu bestellen, Kinder spielten laut lachend auf der Straβe. Doch an diesem Tag kam niemand diesen alltäglichen Verrichtungen nach. Die Stadt schien wie im Dornröschenschlaf versunken. Vor den meisten Fenstern waren die hölzernen Läden zugeschlagen, nirgendwo standen die Menschen in kleinen Grüppchen zusammen, um sich die neuesten Geschichten zu erzählen.
    Cathryn sah nur ein paar alte Frauen, die, in schwarze Kleider gehüllt und die Hauben tief ins Gesicht gezogen, zur Kirche gingen.
    Einzelne Mägde huschten wie Schatten dicht an den Hauswänden entlang und nirgends erklang der Ruf fahrender Händler oder Handwerker.
    »Was ist hier los ?«, murmelte Cathryn vor sich hin und sah sich noch einmal hilflos um. »Ist jemand gestorben und die Stadt in Trauer erstarrt? Ist heute ein Feiertag, an dem es sich nicht ziemt, seinem Tagewerk nachzugehen?«
    Doch sie fand keine Antwort.
    Ohne groβe Hoffnung klopfte sie an die nächste Tür. Diesmal wurde ihr nicht einmal geöffnet. Nur oben, im ersten Stock des fein verputzten Hauses, öffnete sich ein Fenster und eine Frau in der Kleidung einer einfachen Handwerkerin schaute hinaus.
    »Was willst du?«, rief sie herunter. »Mach lieber, dass du nach Hause kommst.«
    »Ich suche Arbeit«, rief Cathryn zurück. »Wäscherin bin ich.«
    Die Frau schrie leise auf und bekreuzigte sich. »Eine Pestmarie!«, schrie sie entsetzt auf und begann sogleich zu jammern. »Bitte verschone dieses Haus. Hab Erbarmen mit einer einfachen, gottesfürchtigen Familie. Ich werde der Heiligen Jungfrau auch eine dicke Wachskerze spenden.«
    Cathryn verstand nicht. »Was ist geschehen? Habt Ihr etwa Angst vor mir?«
    Die Frau bekreuzigte sich erneut. »Geht! Geht schnell! Wenn zu Zeiten der Pest eine der Wäscherinnen, von denen man sagt, dass sie die Pest von Haus zu Haus tragen, an der Tür klopft, so ist es, als klopfe der Tod. Bitte, geht, so schnell Ihr könnt.«
    Das Fenster schlug zu und Cathryn stand allein und verlassen auf der Straβe.
    Was in Gottes Namen geht hier vor?, fragte sie sich. Sie hatte die Worte der Frau gehört. Und das Wort »Pest« klang ihr wie ein Donnerhall in den Ohren. Sollte es möglich sein? War es wirklich wahr, dass die Pest in der Stadt war?
    Langsam ging sie weiter, schlug die Richtung zum Markt ein. Als sie den Platz betrat, sah sie, dass die Fahne, die ansonsten das Marktrecht verkündete, nicht aus den Fenstern des Rathauses hing. Dafür hing die Fahne mit dem Wappen der Stadt London auf Halbmast. Sogar sie wusste, wasdas zu bedeuten hatte: Eine Seuche, eine ansteckende Krankheit war in der Stadt ausgebrochen. Der ganze Platz lag verlassen und still. Nur am Rande saβ eine Bäuerin, ein Tuch vor sich, auf der ein paar äpfel, wenige Zwiebeln und ein einzelnes Ei lagen.
    »Gute Frau«, sprach Cathryn die Bäuerin an. »Ist es wahr, dass die Pest nach London gekommen ist?«
    Die Frau nickte. »Angsthasen allesamt. Wer nicht gesündigt hat, der wird auch nicht krank. Schon zwei Mal war die Pest in der Stadt, und bin ich vielleicht daran gestorben? Nein, noch immer sitze ich hier und warte auf die Dummköpfe, die auch zu Zeiten der Pest essen müssen.«
    »Aber wie ist das passiert?«, fragte Cathryn.
    »Von Frankreich ist die Pest über das Meer gekommen. Auf einem Schiff hat sie sich versteckt. Gestern kam es die Themse hochgefahren und hatte schon tote Matrosen an Bord.«
    Die Bäuerin kicherte und Cathryn hörte eine Spur von Wahnsinn in ihrer Stimme. »Und die Dummköpfe hier meinen nun, sie können ihre Häuser verschlieβen, um die Pest auszusperren. Sie verbrennen Kräuter in groβen

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