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Entscheidung der Herzen (German Edition)

Entscheidung der Herzen (German Edition)

Titel: Entscheidung der Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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Longland und sprang vom Stuhl.
    Cathryn war noch immer wie benommen, sie reagierte wie eine Marionette, die ein Unbekannter an den Fäden führte. Sie lieβ die Platte klirrend zu Boden fallen, raffte ihr Kleid und floh, so schnell ihre Füβe sie nur tragen konnten, aus dem Salon. Sie rannte wie gehetzt die Treppe hinunter, hörte wie durch einen Nebelschleier die Flüche Sir Longlands und das hämische Lachen Sir Humberts. Schon hatte sie die Haustür erreicht, riss sie auf und stürzte auf die Straβe. Mit fliegenden Röcken rannte sie die Baker Street entlang, bog in die nächstbeste Seitengasse ein, obwohl sie diese nicht kannte. Cathryn rannte und rannte, unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Sie bekam kaum noch Luft, das Stechen in den Seiten nahm ihr den Atem. Allmählich wurde sie langsamer, bis sie schlieβlich stehen blieb.
    Angstvoll sah sie sich um, doch Sir Longland hatte es Gott sei Dank nicht für nötig befunden, ihr zu folgen. Aber wo war sie?
    Cathryn blickte die Straβe entlang. Ein Haus reihte sich an das andere, doch keines davon kam ihr irgendwie bekannt vor.
    Noch immer mühsam nach Luft ringend, lief sie die Gasse hinunter und tastete in ihrer winzigen Gürteltasche nach dem Geldstück.
    Endlich erreichte sie das Viertel der Handwerker und Krämer. Sie kaufte einen trockenen Kanten Brot vom Vortag und zwei Eier, dann lief sie mutlos, verängstigt und zu Tode erschöpft nach Hause.
    Cassian hatte die Augen offen, als sie kam, doch noch immer lag in ihnen ein fiebriger Glanz.
    Cathryn eilte zu ihm, berührte sanft seine Wange, befühlte seine Stirn, die wieder heiβ vom Fieber war. »Liebster, wie geht es dir?«
    Cassian versuchte zu lächeln, doch er brachte nur eine verzerrte Grimasse zu Stande.
    »Besser, meine Liebste. Wenn nur die Schmerzen in der Schulter nicht wären ! «
    Cathryn verzichtete darauf, ihm zu erklären, dass unzählige Maden damit beschäftigt waren, sich an seinem Fleisch zu laben. Noch immer schüttelte es sie allein bei dem Gedanken.
    Cassian wollte sich hochrappeln, doch Cathryn drückte ihn sanft auf das Lager zurück. »Du musst dich ausruhen, damit du bald wieder gesund wirst«, erklärte sie ihm. »Ich werde dir etwas zu essen bereiten.«
    Als sie mit dem Brot hantierte, spürte sie plötzlich den eigenen Hunger. Sie hatte seit dem Vortag nichts mehr gegessen. Eine Welle von übelkeit stieg in ihr auf, doch sie riss sich zusammen. Cassian sollte nicht merken, dass sie litt und erschöpft war. Sie schlug die beiden Eier in einen Becher, gab ein wenig von dem Zucker, der noch übrig war, hinein und reichte ihm dazu den Brotkanten.
    »Und du?«, fragte er und sah sie trotz seiner Schmerzen besorgt an. »Du musst auch etwas essen.«
    Tapfer schüttelte Cathryn den Kopf und schluckte das Wasser, das ihr im Munde zusammenlief, herunter. »Ich bin nicht hungrig«, erklärte sie mit fester Stimme. »Ich habe im Haus Sir Longlands gegessen.«
    Cassian hatte noch nicht ganz aufgegessen, als es an der Tür klopfte.
    Cathryn erstarrte. Stand Sir Baldwin Humbert davor, umsie nach Hause zu holen? Oder um sich an ihrem Unglück zu weiden? Oder war es Sir Longland, der darauf bestand, dass sie das Fleisch und die zerbrochenen Platte bezahlte? Waren es die Schergen der Stadt, die er gerufen hatte, um einem ehrenwerten Adligen zu seinem Recht zu verhelfen?
    Die Knie wurden ihr weich und sie begann zu zittern. Sie stellte sich vor Cassians Lager, als wolle sie zwischen dem Besucher und dem Liebsten eine Barrikade errichten, und wartete. Doch wer immer auch vor der Tür stand, klopfte erneut. Cathryns Zittern ging beinahe in einen Schüttelfrost über. Sie musste sich setzen, ehe ihre Knie nachgaben. Die übelkeit wurde schlimmer, sodass sie eine Hand auf ihren leeren Magen presste.
    »Mach auf, Kindchen, ich bin es, die alte Megan, die Kräuterfrau.«
    Cathryn hätte vor Erleichterung am liebsten einen leisen Schrei ausgestoβen, doch sie schluckte ihn hinunter, um Cassian nicht zu beunruhigen. Er musste gesund werden, das allein zählte. Sie würde ihm nichts davon erzählen, dass sie Sir Humbert im Hause Longlands getroffen hatte, würde verschweigen, dass sie die Arbeit als Wäscherin verloren hatte.
    Langsam ging sie zur Tür und öffnete.
    Die alte Megan schlurfte hinein und trug in der Hand dasselbe Gefäβ, in dem sie gestern die Maden verstaut hatte.
    »Wie geht es ihm?«, fragte sie. Cathryn rang sich ein Lächeln ab. »Etwas besser, glaube ich. Heute Morgen

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