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Entscheidung der Herzen (German Edition)

Entscheidung der Herzen (German Edition)

Titel: Entscheidung der Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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bringen. Der Kutscher wird das Schreiben abgeben und fertig.«
    »Ich muss sicher sein, dass für Cassian gesorgt ist«, beharrte Cathryn. »Vorher folge ich Euch nicht.«
    Baldwin nickte und kniff ihr leicht in die Wange. »Ich liebe störrische Frauen«, sagte er leise mit einem hässlichen Lächeln. »Einer störrischen Frau Gehorsam und Demut beizubringen, ist bedeutend interessanter und aufregender als einer, der diese Tugenden bereits im Blut liegen. Gott wird mich reich belohnen für diesen Dienst.«
    Er zog sie vom Schemel und wenig später saβen sie in der Kutsche. Während sie daraufwarteten, dass der Kutscher die Botschaft überbrachte, weinte Cathryn herzzerreiβend. Siewollte es nicht, hätte die Tränen und den Schmerz nur zu gern vor Baldwin verborgen, doch der Abschied von Cassian zerriss ihr das Herz. Ich tue es für sein Leben, sagte sie sich immer wieder, doch sie fand keinen Trost in diesen Worten. Als wenig später der Karren des städtischen Armenspitals vor dem Haus hielt und kurz darauf zwei Feldsiechendiener Cassian heruntertrugen, schluchzte Cathryn laut auf. Sie wollte die Kutsche verlassen, dem Liebsten einen letzten Kuss geben, doch Sir Baldwin Humbert hielt sie mit eisenhartem Griff umklammert. Das Letzte, was sie von Cassian sah, war sein Gesicht, schmal und abgezerrt und den Ausdruck seiner Augen, in denen bittere Enttäuschung und ohnmächtige Verzweiflung zu lesen war.
    »Ihr habt mich belogen«, heulte sie auf. »Ihr lasst Cassian in das Armenspital bringen. Dorthin, wo die Pest am grausamsten wütet. Das werde ich Euch nie verzeihen.«
    »Aber, aber, meine Liebe. Wie kommt Ihr nur darauf? Schon bald wird sich Euer Liebster wie im Himmel fühlen.«

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    Kapitel 9
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    O liver Cromwell hatte sich vorgenommen, dem Namen Englands einen solchen Ruhm zu verleihen, wie Rom ihn einst besessen hatte, und er war kurz davor, sein Vorhaben zu verwirklichen. Die Herrschaft über die Meere lag bereits in Englands Hand; es war deshalb nur eine Frage der Zeit, dass England die Herrschaft über Nordamerika gewinnen und seine Macht auch in Asien ausdehnen würde. Ganz Europa sah angsterfüllt auf den Puritaner Cromwell, der Gottes Lob sang und währenddessen eine Kriegsflotte baute, der Predigten hielt und gleichzeitig jede Schlacht gewann, der mit Kriegsgewalt, Folter und Unterdrückung das Britische Weltreich gründete und dabei den Namen Christi im Munde führte. Besteuerung ohne Zustimmung des Parlaments, Verhaftungen ohne Rechtsverfahren, Verhöre ohne Geschworene: Alles war so schlimm wie nie für diejenigen, die nicht zu den Puritanern gehörten. Und diese Katholiken, Anglikaner, das Militär und der Adel waren es, die ungeduldig auf den Tod des Protektors Cromwell warteten. Unzählige planten Mordanschläge und scheiterten. Denn noch lebte Cromwell, noch hielt er die Macht fest in seinen Händen, noch gab es für Leute wie Cassian von Arden oder den Lord Jourdan keine Hoffnung, ihre Güter wieder in Besitz zu nehmen.
    Doch der Mittelstand gedieh unter Cromwell, vor allem, weil die Kaufleute sich dem Auβenhandel widmeten.
    Sir Baldwin war Puritaner, gehörte zum Mittelstand, auch wenn er kein Kaufmann war. Er lobte Oliver Cromwell, betete jeden Tag gleichermaβen inbrünstig zu Gott und zu ihm.
    Als seine Lieblingstochter Elizabeth bedauerlicherweise an einer schweren, schmerzhaften Krankheit verstarb, legte auch der Cromwell selbst sich aufs Krankenbett. Wechselfieber hätte er, so erzählten sich die Leute. Chinin, wussten die Apotheker, ärzte und Heiler, würde ihm helfen. Aber Cromwells Arzt wollte von einer Kur mit diesem neumodischen Mittel nichts wissen. Es gab viele in England, die aufatmeten, als sie davon hörten.
    Sein Staatsrat bat ihn schon, einen Nachfolger zu ernennen, doch noch einmal konnte sich Cromwell vom Krankenlager erheben. Aber er erlitt einen Rückschlag und schloss am 2. September 1658 für immer die Augen.
    Schon zwei Tage später aber übernahm sein Sohn Richard das Lordprotektorat über England.
     
    Cathryn nahm diese Nachrichten unbewegt zur Kenntnis. Sie lebte nun schon sechs Wochen wieder auf dem Schloss ihrer Eltern, doch noch immer war sie nicht aus der Starre erwacht, in die sie seit ihrer Rückkehr aus London verfallen war.
    »Jetzt iss doch endlich etwas, Kind.«
    Lady Elizabeth stand am hellen Morgen im Gemach ihrer Tochter und hielt ihr höchstpersönlich ein Stück frisch gebackenen Mandelkuchen unter die Nase.
    Cathryn schloss die Augen und

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