Entscheidung der Herzen (German Edition)
zurück nach Nottingham kommen. Sobald wir dort sind, wird der Priester geholt und Ihr werdet meine Frau. Euer Vater wird die Mitgift noch ein wenig aufstocken müssen, um mich für meine Groβherzigkeit zu belohnen. Die Erziehung im Kloster könnt Ihr Euch sparen. Ich bin Manns genug, Euch den nötigen Gehorsam beizubringen.«
Die Tränen rannen jetzt in Strömen über Cathryns Wangen.
»Und was geschieht, wenn ich mich weigere, mit Euch zu kommen?«, fragte sie leise, doch ihre Stimme klang so leise und verzagt, ihre Haltung war so kraftlos und ihre Miene so verzweifelt, dass Sir Baldwin nur laut auflachte.
»Könnt Ihr Euch das nicht denken? Ich werde Euren Vater dem Parlament anzeigen und ihm mehr als die Hälfte seines Besitzes, genau den Teil, den er mir als Mitgift versprochen hat, nehmen lassen. Und ob ich noch weiter gehe, nun, das wird die Zeit zeigen. Einen Trumpf habe ich noch im ärmel.«
Bevor Cathryn fragen konnte, was er damit meinte, trat er wieder dicht an sie heran, griff mit harten Händen nach ihrem Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. »Und ich werde dafür sorgen, dass Cassian von Arden keinen einzigen glücklichen Tag mehr in seinem Leben hat.«
Zum ersten Mal entzündete sich in Cathryns Gemüt ein winziger Hoffnungsfunken. »Dazu müsstet Ihr wissen, wo er ist.«
»Oh, macht Euch darüber keine Sorgen. Er haust in einem winzigen Zimmer in der schäbigsten Absteige von ganz Soho.«
Er lachte, als er Cathryns bestürzte Miene sah. »Ich bin Euch gefolgt, meine Liebe. An dem Abend, als Ihr das Fleisch fallen lieβet und geflohen seid, da bin ich Euch gefolgt. Eure Wirtin ist ein schwatzhaftes Weib.«
Krampfhaft überlegte Cathryn, was zu tun war. Ihr Blick irrte über den Hof, ihre Gedanken lagen in einem dichten Nebel. Doch plötzlich lichtete sich dieser Nebel und die Gedanken lagen klar und deutlich in ihrem Kopf aneinander gereiht wie die Perlen einer Kette.
Sie warf den Kopf zurück und sah Sir Baldwin herausfordernd an. »Nun, die Gründe, die Ihr mir genannt habt, um mich zu zwingen, Eure Ehefrau zu werden, überzeugen mich nicht. Mein Familie wird die Hälfte ihres Besitzes verlieren, egal, was ich tue. Entweder werden die Ländereien vom Parlament eingezogen, oder aber Ihr erhaltet sie als Mitgift. Einen glücklichen Tag hatte Cassian von Arden nicht mehr, seit Ihr ihn beraubt habt. Wenn ich mich Euch also verweigere, entsteht kein neuer Schaden.«
Als die kräftige Ohrfeige ihre Wange traf, schrie Cathryn auf. Ihr Gesicht brannte, als wäre es von Flammen versengt worden. Mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen sah sie Sir Baldwin an. Sie war unfähig, sich zu bewegen, unfähig zu sprechen. Noch nie hatte es jemand gewagt, die Hand gegen sie zu erheben. Die Ohrfeige war ungeheuerlich und schmerzte mehr als nur körperlich. Hass wallte in Cathryn auf. Unbändiger, namenloser, kalter Hass.
In ihren grünen Augen loderte die Wut, Blitze schössen . aus ihnen hervor.
»Ihr seid noch verstockter und uneinsichtiger, als ich gedacht habe«, sagte Sir Baldwin ruhig. Doch auch in ihm loderte Wut. Eine blaue Ader, die sich über seine kahle Stirnbis zu den Augenbrauen zog, schwoll fingerdick an. Sein Atem ging heftig, keuchend beinahe. Er trat auf sie zu und griff fest in ihr Haar, zog ihren Kopf brutal nach hinten.
»Ihr habt mich nicht richtig verstanden, Lady Cathryn,«, seine Stimme triefte vor Häme. »Cassian von Arden wird sterben, wenn Ihr mir nicht gehorcht. Ich allein habe die Macht über sein Leben. Geht Ihr mit mir, so werde ich dafür sorgen, dass er in ein Spital gebracht wird und die beste Pflege erhält. Folgt Ihr mir nicht, so seid Ihr beide des Todes, denn ich werde die Schergen des Coroners in Eure schäbige Behausung schicken, um Euch des Diebstahls wegen verhaften zu lassen. Er wird hängen, Euer Liebster. Am höchsten Galgen wird er hängen. Er hat mir die Braut geraubt, mich zum Hahnrei gemacht. Es wird mir ein Vergnügen sein, seiner Hinrichtung beizuwohnen. Wisst Ihr übrigens, dass sich im Augenblick des Todes der Darm eines Gehenkten entleert? Nun, kein schöner Anblick. Würdelos, nicht wahr? Bejammernswert die Menschen, von denen beim letzten Atemzug nichts als Scheiβe bleibt. Also überlegt Euch gut, wie Ihr entscheidet. Doch meine Geduld neigt sich ihrem Ende entgegen. Denkt rasch nach, ehe ich Euch die Entscheidung abnehme, mich umdrehe und gehe.«
Er stieβ mit der Spitze seines Stiefels gegen den Korb, der unbeachtet auf dem Boden stand. Der
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